Als der kleine Sonnenstrahl dem Frühling half

Frühlingsmärchen – Der Frühling zieht übers Land bis zur Wiese im kleinen schattigen Waldtal

Endlich war der Frühling ins Land gezogen. Die Sonne sandte wärmende Strahlen über das Land und der Frühlingswind schenkte der Luft einen himmlisch süßen Duft. Ahh! Endlich Frühling! Es war, als läge ein leises, fröhliches Singen über dem Land: „Frühling ist da! Hurra! Frühling ist da!“
Dieses Singen weckte die Tiere aus dem Winterschlaf, es begleitete die Vögel bei ihren Frühlingsliedern und es trieb die Pflanzentriebe aus dem Boden. Schnell öffneten erste Blüten ihre Knospen. Sie schmückten Wiesen, Felder und Wälder mit gelben, blauen, weißen und rosafarbenen Blütentupfern, und flugs kamen Käfer, Bienen, Hummeln und Schmetterlinge, die die süßen Blüten umsummten und hungrig ihre Nasen in die Blütenköpfe tauchten. Schön sah das aus und alle freuten sich, die Menschen, die Tiere, die Wiesen, Felder, Parks und Wälder.
“Ich möchte mich auch freuen”, rief da ein trauriges Stimmchen. “Wieder hat er mich vergessen, der Frühling, und ich bin so traurig!”
Es war die kleine Waldwiese im Tal. Zu ihr kam der Frühling immer zuletzt, weil dichte Tannen den Sonnenstrahlen im Frühling den Weg versperrten. Braungrün und kahl starrte die Wiese in das Himmelsblau hinauf. Sie grämte sich.
“Komm zu mir, Sonne”, bat sie, “und bring bitte viele warme Sonnenstrahlen mit. Dann erst werden sie auch zu mir kommen, die Tiere und Blumen. Es ist nämlich gar nicht schön, im Frühling alleine zu sein.”
Die Sonne seufzte. Jedes Jahr dachte sie mit Bedauern an die kleine Waldwiese. Zu gerne hätte sie sie auch besucht und den Winter in dem engen Tal vertrieben. Sie blickte zu den Tannen hinunter und seufzte wieder. Tief und auch ein bisschen traurig.
Eine traurige Sonne?
Der kleine Sonnenstrahl, der im Bauch der Sonne schlummerte, erschrak. Er mochte es nicht leiden, wenn jemand traurig war. Und – flugs – stahl er sich zur Erde und wanderte zur dunklen Waldwiese. Dort sah er sich aufmerksam um.
“Dieses Tal ist wirklich sehr eng mit seinem dichten Tannenwald”, murmelte er, während er über die Tannenwipfel streifte. “Aber was ist das da?”
Der kleine Sonnenstrahl glitt näher.
“Eine Lücke”, staunte er. “Ist das nicht …?” Er überlegte, dann blinkerte er mit einem hellen Strahl auf.
“Ja! Jetzt fällt es mir wieder ein. Die große Weihnachtsmarkttanne! Hier ist ihr Platz gewesen. Viel Freude hat wie den Menschen zur Weihnachtszeit gebracht. Und Freude wird sie nun im Frühling der kleinen Waldwiese mit ihren Blumen und Wiesentieren bringen. Wie schön! Alle werden sich wundern. Und niemand mehr wird je diese prächtige Tanne vergessen.”
Und es stimmte: Alle staunten, als der kleine Sonnenstrahl helles Sonnenlicht durch die Baumlücke sandte. Noch größer aber war die Freude, die der kleine Sonnenstrahl – und die beinahe vergessene Tanne vom Weihnachtsmarkt – in das dunkle Waldtal brachten.

© Elke Bräunling

Frühling auf der Waldwiese, Bildquelle © Larisa-K/pixabay

 

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Diese Geschichte findest du in dem Buch:


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