Als der kleine Igel über die große Katze stolperte

Tiergeschichte im Herbst – Auf der Futtersuche lernte der kleine Igel die große Katze kennen. Der Beginn einer tollen Freundschaft

Es dämmerte und der kleine Igel machte sich auf den Weg. Am Tag hatte er sich ausgeruht und nun war er hungrig. Er hielt sein Näschen in die frische Abendluft und schnupperte.
„Abendzeit. Essenszeit“, sagte er. „Ich weiß auch schon, wo das Nachtmahl auf mich wartet.“
Er fuselte los. Die Wiesenböschung am kleinen Teich war sein Ziel. Dort würde er Futter finden. Er roch es schon und musste nur seiner Nase folgen.
„Ich muss mich beeilen“, brabbelte er vor sich hin, während er sich einen Weg durch das hohe Gras bahnte. „Hungrig bin ich nämlich. Sehr hungrig. Und bald muss ich bereit sein für den längsten Schlaf im Jahr. Die Tage werden kürzer, der Abend beginnt jeden Tag früher und damit die Zeit für die Futtersuche. Futter, ja, Futter muss ich suchen. Und essen muss ich. Essen, essen, die ganze Nacht bis zum Morgengrauen. Der längste Schlaf dauert lange und wer vorher nicht genügend Nahrung zu sich genommen hat, der wird … Au! Aua!“
Er war mit der großen Katze zusammengeprallt, die tief geduckt im Gras lag und den Eingang zum Mäusebau anstarrte.
„Aua!“, rief der kleine Igel. „Meine Füße.“
„Aua!“, rief die Katze. „Meine Nase! Deine Stacheln piken.“
„Und deine Pfote liegt auf meinen Füßen“, beschwerte sich der Igel. „Zu Hilfe!“
„So halte doch still!“
Endlich konnten sich die Beiden voneinander lösen. Die Katze setzte eine vorwurfsvolle Miene auf. „Was hast du hier zu suchen, Stacheltier?“, fragte sie. „Du störst.“
„Du liegst im Weg“, entgegnete der Igel.
„Ich gehe meiner Abendbeschäftigung nach“, sagte die Katze. „Ich jage.“
„Bist du hungrig?“, fragte der Igel.
Die Katze überlegte einen Moment. „Eigentlich nicht“, meinte sie dann. „Aber eine richtige Katze sollte am Abend auf die Jagd gehen und ich will eine richtige Katze sein.“
„Also ich habe Hunger“, sagte der kleine Igel. „Großen Hunger sogar. Wir Igel nehmen unser Mahl am liebsten abends oder nachts ein. Wir sind nämlich Nachttiere.“ Er zögerte einen Moment, dann fügte er hinzu: „Und Nachtjäger.“
Da musterte die Katze den kleinen Igel. „Du musst jagen, um deinen Hunger zu stillen.
Ich hingegen jage, weil man es von uns Katzen erwartet. Aber Spaß macht es mir nicht und großen Hunger habe ich auch nicht. Eine dumme Sache ist das.“
„Du brauchst keine Jagdbeute, wenn du nicht hungrig bist“, meinte der kleine Igel.
„Darüber denke ich oft nach“, gab die Katze zu. „Doch nun will ich dir nicht länger den Weg versperren. Dein Magen knurrt.“
„Danke, Katzentier!“ Der kleine Igel war erleichtert.
Da aber hörten sie Schritte. Sie gehörten zu großen Füßen. Menschenfüßen. Und diese Menschenfüße marschierten an den beiden Tieren vorbei zum Teich.
„Schnell weg!“, flüsterte die Katze.
„Jaja, schnell schnell weg“, rief der Igel. „Nur wo soll ich nun mein Futter finden.“
„Kein Problem“, sagte die Katze. „Du kommst mit in den Menschengarten. Dort steht mein Fressnapf. Ich war nicht sehr hungrig und konnte ihn nicht leeren. Es ist noch genügend Futter für dich übrig. Und ich sage dir, es schmeckt gar nicht mal übel.“
Das fand wenig später auch der kleine Igel, als er den Futternapf der Katze leer fraß. Es war ein feines Futter und so viel, dass er seinen Magen wohl füllen und sich auch noch ein bisschen Winterspeck anfuttern konnte.“

© Elke Bräunling


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Nachbars Katze, Bildquelle © doanme/pixabay

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