Das Geschenk des König Balthasar

Krippenspielgeschichte – Jan übt für das Krippenspiel in der Schule. Nur, was ist Myrrhe? Freut sich das Christkind darüber?

Stolz kam Jan von der Schule heim. “Mama”, rief er schon an der Haustür. “Ich darf beim Krippenspiel den Balthasar spielen.”
“Den Balthasar?“, freute sich Mama.
“Alle wollten ihn spielen, aber ich habe gewonnen”, sagte Jan glücklich.
“Gewonnen?” Mama sah Jan argwöhnisch an. “Ihr habt euch doch nicht geprügelt?”
Jan schüttelte den Kopf. “Ein heiliger König prügelt sich doch nicht! Den Balthasar habe ich beim Wettraten gewonnen. Und da hab ich auch fast nicht geschummelt.”
“Fast nicht?“, grinste Mama. “Du bist mir ein schöner heiliger König!”
Das wollte Jan auch sein. Eifrig übte er seine Rolle. Er hängte sich Papas Mantel über die Schultern und setzte sich die silberne Obstschale als Krone auf den Kopf. Dann schritt er mit huldsamer Miene durch das Zimmer, verbeugte sich vor dem Spiegel und sagte:
“Ich bin der König Balthasar. Vom fernen Mohrenland bring ich dir heute Myrrhe dar, die als Geschenk so allbekannt.”
Alles klappte gut. Nur bei Myrrhe musste Jan immer stottern.
“My-yr-r-rch-e”, buchstabierte er ein um das andere Mal, doch das Wort wollte einfach nicht richtig über seine Lippen kommen. “Myr-r-rch-e ,My-ychre, My-Mist!”
Vor Wut riss sich Jan die Obstschale vom Kopf. Myrrhe! Was für ein blödes Wort! Überhaupt? Was sollte das denn sein, dieses Myrrhe?
“Also, ich”, brummelte er, “würde mich über dieses Zeugs nicht freuen, was immer es auch ist.”
“Du bist mir ein schöner Heiliger!“, grinste nun auch Papa.
“Weißt du es denn?”, fragte Jan.
“Was denn?”
“Na, das mit dieser Myc-hre?”
Papa zuckte mit den Achseln. “Na, irgend so ein Kraut”, meinte er schließlich.
“Ein Kraut?“, fragte Jan ungläubig. “Nur ein Kraut? Sonst nichts?”
“Kein Kraut”, sagte Mama. “Myrrhe ist ein Duftharz und riecht gut. Wie Parfum.”
“Igitt!” Jan schüttelte sich. “Ein Parfum? Wegen einem Parfum ist dieser Balthasar so weit durch die Wüste gelaufen? Was für ein doofes Geschenk. Der arme Jesus! Also, ich würde ihm etwas anderes schenken.”
Seine Eltern mussten lachen. “Das ist eine ganz alte Geschichte, und Myrrhe war damals sehr kostbar.”
“Na ja.” Jan war nicht sehr überzeugt. “Dieses ‘damals’ ist aber auch schon lange her.”
Dann machte er sich wieder ans Üben.
Jan übte und übte, und endlich war der große Tag da. Alle waren gekommen: Eltern, Geschwister, Großeltern, Onkels und Tanten. Der Saal war voll besetzt.
Jan war ganz schön aufgeregt. “My-y-yrrche… My-y-hre… My-y-yy…” murmelte er immer wieder vor sich hin. “My-y-yrrche…My-y-hre…My-y-Mist! Ich schaffe das nie!”
Am liebsten wäre er fortgelaufen. Weit weg, doch da schubste ihn jemand auch schon auf die Bühne.
My-y-yrrche … My-y-hre …, dachte Jan und stolperte huldvoll hinter Kaspar und Melchior her. Sein Herz klopfte laut. Wie sollte er das mit dieser ‘Myrrhe’ nur schaffen?
Jan zitterte und grübelte, und dann hatte er eine Idee. Als König Melchior seine Rede beendet hatte, trat er vor die Krippe, verbeugte sich und sprach:
“Ich bin der König Balthasar. Vom fernen Morgenland bring ich dir Gummibärchen dar, die ich für dich als Gabe fand.”
Er griff in seine Tasche und legte eine Handvoll roter, gelber und weißer Gummibärchen auf den Bauch des Jesukindes.

© Elke Bräunling

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Krippe, Bildquelle © Myriams-Fotos/pixabay

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