Ein Drachen für Tim und Papa

Nachdenklich stimmende Familiengeschichte – Nie hat Papa Zeit, einen Drachen zu bauen

„In diesem Sommer werden wir mit einem Drachen über Wiesen und Felder sausen. Schon als Kind habe ich davon geträumt.“ Von tollen Drachenabenteuern schwärmte Papa schon, als im Frühsommer die Wiesen gemäht wurden. Er redete auch nun zum Ende des Sommers wieder darüber, wenn sie an abgeernteten Feldern vorbei fuhren.
„Es gibt nichts Schöneres, als über Stoppelfelder zu laufen“, sagte er und Tim fragte: „Wann?“
Dieses ‚Wann’ dauerte nun schon lange. Inzwischen war es Herbst geworden und der Drachen war ein Traum geblieben. Manchmal war Tim traurig deswegen. Vor allem dann, wenn seine Freunde erzählten, wie viel Spaß sie an den Wochenenden mit ihren Vätern hatten. Im Gegensatz zu Papa fanden die nämlich Zeit zum Basteln und Drachensteigen, während Tim nur mit der Parkwiese und einem Plastikdrachen aus dem Supermarkt vorlieb nehmen musste. Wie sehr wünschte er sich auch einen tollen, altmodischen Drachen mit einem Rahmen aus Holz und mit buntem Glanzpapier, einem langen Drachenzackenschwanz und einem Drachengesicht. Und noch mehr wünschte er sich, dass Papa mit ihm diesen Drachen basteln würde. Schon im letzten Jahr hatte er davon geträumt. Im vorletzten auch. Aber Papa war wegen seines Jobs oft auf Reisen. Und wenn er Zuhause war, saß meist am Computer. Oder er war müde. Zum Basteln mit Tim blieb keine Zeit. Ob Papa ahnte, wie traurig Tim deswegen war?
Gelangweilt blätterte Tim eines Nachmittags in einem alten Bastelbuch, das er bei Opa entdeckt hatte. Bestimmt hatte Papa als kleiner Junge darin gelesen. Vielleicht würde er hier eine Anleitung zum Drachenbauen finden? Da! Da stand es im Inhaltsverzeichnis. ‚Wir basteln einen Drachen’, Seite 87. Schnell blätterte Tim durch das Buch und auf der Seite siebenundachtzig fiel ihm eine Karte entgegen. Eine alte Ansichtskarte mit einem Drachen.
‚GUTSCHEIN zum Drachenbasteln und für mindestens acht Ausflüge zu den Stoppelfeldern!’ stand auf der Rückseite zu lesen. Da war auch noch Postskriptum, ganz klein geschrieben: ‚PS: Du sollst nicht mehr traurig sein, weil ich so oft keine Zeit für dich gehabt habe. Es tut mir leid. Ich werde mich ändern. Dein Papa’.
Tim las und lächelte. Papa war also auch einmal ein trauriger Junge gewesen, weil Opa keine Zeit für ihn gehabt hatte. Wie konnte er das vergessen? Armer Papa!
Lange musste Tim darüber nachdenken.
„Armer Papa!“, sagte er wieder.
Später legte er die Gutscheinkarte auf den Esstisch neben Papas Teller. Was der wohl dazu sagen würde?

© Elke Bräunling

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Drachenspaß, Bildquelle © cocoparisienne/pixabay

 

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