Der Stein der schönen Träume

Gutenachtmärchen – Einmal hatte die Traumfee den Stein der schönen Träume verloren

Die Traumfee war traurig. Sehr traurig sogar. Sie hatte nämlich bei einem nächtlichen Ausflug auf der Mondlichtwiese ihre Kette verloren. An dieser Kette hing, in Gold eingefasst, ein funkelheller blauer Diamant. Es war der Stein der schönen Träume.
Bedrückt sah die Traumfee nun des Nachts zur Erde hinab, wo die Menschen von Tag zu Tag mehr genau so traurig und betrübt waren wie sie.
„Sie haben nun keine schönen Träume mehr”, klagte sie und Silbertränen rannen über ihre Wangen. “Das ist der Grund.”
“Du musst deine Kette mit dem Traumzauberstein wieder finden. Es ist ganz einfach”, sagte der Sandmann.
Da weinte die Traumfee noch bitterlicher. “Die Mondlichtwiese ist so groß. Nie finden wir die Kette dort.”
“Ich werde dir helfen”, erbot sich der Sandmann.
“Hab Dank!”, schluchzte die Traumfee. “Doch du kannst mir nicht helfen. Nur ein Erdenkind vermag mir zu zeigen, wo ich meinen Traumstein verloren habe. Es muss allerdings ein mutiges Kind sein, das böse Träume nicht fürchtet. Die schönen gibt es ja leider nun nicht mehr.”
Wieder rollten Tränen über ihre Wangen. “Nie werden wir ein so mutiges Kind finden.”
Der Sandmann machte ein bedenkliches Gesicht. “Hm! Ich werde sehen, was man tun kann”, sagte er schließlich, und machte sich höchstselbst auf den Weg zur Erde.
“Wo”, überlegte er laut, “finde ich ein mutiges Kind?”
“Hier!”, rief eine helle Stimme, und ein kleines Mädchen lachte den Sandmann von seinem Zimmerfenster aus an.
“Du solltest längst schlafen!”, brummte der Sandmann.
“Keine Zeit”, sagte das Mädchen, das wirklich noch sehr klein war. “Ich muss auf das grausige Monster mit den fünf Köpfen warten. Mein großer Bruder hat nämlich von ihm geträumt und fürchtet sich so sehr, dass er nicht mehr einschlafen kann. Nun warte ich hier auf dieses Blödmonster. Ich muss ihm sagen, dass wir keine Angst vor ihm haben und dass es nicht mehr im Traum bei uns herumspuken muss, weißt du?”
“Soso!”, staunte der Sandmann. “Und du? Hast du auch von Ekelgeistern und Gruselmonstern geträumt?”
Das kleine Mädchen schüttelte den Kopf.
“Nein”, sagte es. “Ich habe sehr traurig geträumt. Von der Traumfee. Zuerst war sie fröhlich. Über eine silberne Wiese ist sie gelaufen und hat gelacht und getanzt. Dann aber hat sie sich über die große graue Blume gebeugt. Dabei hat sie ihre Kette mit dem blauen Funkelstein verloren. Nun ist sie nur noch traurig und weint.”
“Das hast du geträumt?”, fragte der Sandmann aufgeregt. “Sag, weißt du auch noch, wo diese große graue Blume auf deiner Traumsilberwiese blüht?”
“Neben dem Bach, dort, wo die Sternengräser wachsen”, antwortete das Mädchen. “Und jetzt bin ich müde. Sag du dem Fünfkopfgruselmonster, dass es verschwinden soll, ja? Ich mag nicht mehr warten. Gute Nacht!”
“G-gute Nacht!”, stammelte der Sandmann, doch bevor er sich noch bedanken konnte, hatte das kleine Mädchen bereits das Fenster geschlossen und die Vorhänge zugezogen.
Der Sandmann lächelte. Dann machte er sich flugs auf den Weg zur Traumfee. Die würde Augen machen! Und lächeln würde sie bestimmt bald auch wieder.

© Elke Bräunling

Und es ist noch einmal passiert, dass die Traumfee ihren Traumstein suchte. Im tiefen Winter. Schau hier: Drei Blumen im Schnee


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Die Geschichte von Sandmann und Traumfee kannst du dir hier anhören. Sie wird erzählt von Eddie Edler

 


Traumfee?, Bildquelle © TheVirtualDenise/pixabay

 

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