Wenn der Mond Ausflüge macht

Gutenachtgeschichte – Was treibt der Mond denn so in dunklen Nächten, in denen er nicht am Himmel zu sehen ist?

Der Mond sieht alles. Nicht nur an Tagen, an denen er rund und voll und hell den Nachthimmel und das Land beleuchtet wie eine Lampe, die sich nicht ausknipsen lässt. Nein, nicht nur dann. Eigentlich steht er immer am Himmel und hält Wacht über uns, nicht nur in der Nacht. Du siehst ihn nur nicht und das ist dem Mond gerade recht. Immer gesehen zu werden, ist ganz schön nervig. Das würde niemandem gefallen, wären Heimlichkeiten dann doch gar nicht möglich.
Was? Du glaubst nicht, dass der Mond Geheimnisse hat?
Ha! Ha! Er lacht, der Mond, wenn er dies hört. Geheimnisse nämlich liebt er über alles. Sie machen das Leben bunter. Vor allem das Mondleben, das ohne sie dort oben so alleine am Himmel doch ein bisschen langweilig wäre. Auch der Mond möchte manchmal unter die Leute und Spaß haben und Geschichten erleben und fröhlich – oder ernst – sein, tanzen, lieben, lachen und witzige – oder auch ernsthafte – Dinge machen. Und so verlässt er immer wieder seinen Himmelsplatz, um ein bisschen Erdenleben zu schnuppern oder auch um zu helfen. Vielleicht hast du ihn bei einem seiner Ausflüge auch einmal getroffen. Mal steckt er als gelber Blütenteller in einer Margerite, einer Arnikablüte, einem Löwenzahn oder auch in einem Gänseblümchen. Dann wieder könnte er als Ball über einen Spielplatz oder ein Fußballfeld hüpfen. Oder der Smiley, der dort groß und rund an der Hauswand hängt. Ist’s wirklich nur ein Smiley oder ist’s der Mond? Und die Lampe, deren Licht besonders hell strahlt. Ist der Mond eingesprungen oder könntest du das nur glauben? Wer weiß?
Überall könnte er zu finden sein. Halte einfach die Augen offen. Aber pass auf! An Vollmondtagen wirst du ihn immer am Himmel finden. Seinen Vollmondjob nämlich, den muss er pünktlich erledigen. Ehrensache. Und der Mond hält sich an diese Pflicht. Immer.
Halt! Einmal, da konnte er nicht anders. Das war die Sache mit dem Bus. Der war am Abend auf der Rückfahrt von einem Schulausflug mitten in einem einsamen Tal im tief verschneiten Wald mit einer Reifenpanne liegen geblieben. Es war Winter und sehr kalt und die Kinder, die im Bus saßen, froren sehr. Das konnte der Mond, der an diesem Abend voll und rund auf die Winterwelt herab strahlte, nicht mitansehen. Flugs war er von seinem Himmelsplatz geschlüpft und hängte sich als Mondreifen an den Bus. Es war dann eine sehr dunkle Nacht, doch die Lichter des Busses strahlten besonders hell bei der Heimfahrt.
Nur die Kinder im Bus, die Lehrerin und der Busfahrer wissen davon, doch keiner von ihnen würde je etwas davon verraten. Das haben sie dem Mond versprochen.
Und der Märchenerzähler, der weiß es auch. Sagt, ist es nicht ein Glück, dass der Mond ihm das Schweigeversprechen nicht auch abgenommen hatte? Dann nämlich gäbe es diese Geschichte nicht. Psst!

© Elke Bräunling

Vollmondnacht, Bildquelle © cocoparisienne/pixabay

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