Darf Möhre mit in den Urlaub fahren?

Eine etwas andere Urlaubsgeschichte – Wie der traurige Hund Möhre eine neue Heimat findet

Viele Autos brausten auf der Autobahn nach Süden. Manche machten bei der Wiese Halt, und die Leute ließen Brotreste neben ausgetrunkenen Dosen und leeren Tüten am Wiesenrand liegen. Das sah nicht schön aus. Nur die Vögel freuten sich über die Leckereien, die die Menschen hier ´vergaßen´.
Eines Tages traf ein Spatz auf der Suche nach Brotkrümeln einen Hund. An einem Baum angebunden saß der auf der Wiese neben dem Parkplatz.
„Wer bist du?“, piepste der Spatz.
„Möhre heiße ich“, knurrte der Hund. „Mit meinen Menschen bin ich unterwegs zum Urlaub nach Italien.“
„Italien?“, fragte der Spatz. „Wie willst du dorthin kommen?“
„Mit dem Auto“, erklärte Möhre. „Meine Leute haben hier Rast gemacht und mich aus Versehen vergessen.“ Er blickte die Straße hinab. „Sie haben es immer sehr eilig. Sicher werden sie gleich zurückkommen und mich abholen.“
„Meinst du?“, fragte der Spatz. „Das alte Fahrrad dort hat auch ein Mensch vergessen. Er ist nicht zurückgekommen.“
„Ich bin nicht alt“, brauste Möhre auf.
„Aber vielleicht können dich deine Menschen in Italien nicht brauchen?“, meinte der Spatz und deutete auf die leeren Dosen, den zweibeinigen Gartenstuhl und die Autoreifen am Wiesenrand. „Die haben Menschen auch hier ´vergessen´.“
„Ich bin weder eine leere Dose noch ein zweibeiniger Stuhl noch ein alter Autoreifen“, empörte sich Möhre. „Meine Menschen haben mich sehr lieb. Sie werden gleich kommen. Ganz bestimmt.“
„Na, da wünsche ich dir viel Glück!“, sagte der Spatz und flog davon.
Heimlich aber hielt er immer wieder nach Möhre Ausschau, der mit gesenktem Kopf den ganzen Tag auf der Wiese saß und vergeblich wartete.
„Da muss etwas geschehen!“, murmelte der Spatz und er flog zu Rex, dem Hund von Oma Huber. Ihm erzählte er Möhres Geschichte. „Er braucht Hilfe!“, schloss er seinen Bericht.
„Okay!“ Rex stand auf, bellte und spazierte aus dem Garten.
„Rex!“, rief Oma Huber vom Fenster. „Nicht zur Straße laufen!“
Weil Rex aber nicht auf ihr Rufen hörte, eilte Oma Huber hinter ihm her.
„Gut!“, brummte Rex zufrieden, während er hinter dem Spatz zur Autobahn trabte. „Es funktioniert.“
„Ja ja. Sie folgt uns. Prima“, freute sich der Spatz.
Grinsend kamen sie bei Möhre an.
Der sah ihnen mit tieftraurigen Augen entgegen.
„Da bin ich wieder“, sagte der Spatz. „Ich habe Freunde mitgebracht. Das ist Rex, und da hinten kommt Oma Huber angeschnauft.“
„Was wollt ihr?“, fragte Möhre dumpf.
„Dir helfen. Oder willst du ewig hier hocken?“
Da seufzte Möhre. „Und ich dachte, sie haben mich lieb.“
Oma Huber war etwas aus der Puste, als sie zur Wiese kam, doch als sie Möhre sah, vergaß sie ihren leisen Ärger.
„Armes Kerlchen!“, rief sie. „Wie kann man dich hier bloß alleine sitzen lassen?“
Sie streichelte Möhre, band ihn los und sagte: „Kommt! Wir gehen nach Hause!“
Da zwinkerte Rex dem Spatzen zu. „Na, wie haben wir das gemacht?“
Der Spatz nickte zufrieden. „Erste Sahne. Ein Glück für Möhre, dass es Oma Huber gibt.“
Und während Rex sich über dieses Lob freute, murmelte der Spatz leise:
„Wenn nur alle Tiere, die von Menschen gerade zur Urlaubszeit ´vergessen´ werden, eine Oma Huber fänden. Gut wäre das!“

© Elke Bräunling

Möhres Autobahnabenteuer zum Anhören

Lausche der Stimme meiner lieben Kollegin Regina Meier zu Verl. Sie hat diese Geschichte für dich aufgenommen. Du kannst sie dir hier anhören. Hab Spaß damit!

 

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Bildquelle © jarmoluk/pixabay

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