Der Angstkäfertanz in Evas Bauch

Schulgeschichte – Wenn Angstkäfer wegen der neuen Schule im Bauch grummeln

Eva kann nicht einschlafen. Wenn sie schläft, denkt sie, geht die Nacht schneller vorbei. Die soll aber nicht vergehen, schon gar nicht schnell. Eva fürchtet sich nämlich vor dem nächsten Morgen und dem neuen Tag. Morgen soll sie zum ersten Mal nach dem Umzug in die neue Schule gehen. Gar nicht daran denken mag sie. In ihrem Bauch kribbelt es dann so komisch. Das sind die Angstkäfer, die – genau wie Eva – keine Lust auf die neue Schule haben. Und wenn sie sich vorstellt, wie sie vor den vielen fremden Mitschülern im Klassenzimmer steht, ist ihr, als tanzten die Angstkäfer in ihrem Bauch einen wilden Tanz. Uih! Ein gemeines Gefühl ist das. Schließlich kann sie die Augen doch nicht mehr offen halten und schläft ein.
Als am nächsten Morgen der Radiowecker zu dudeln beginnt und Eva aufwacht, kneift sie die Augen fest zu und wünscht sich, die Musik sei nur ein Traum und es wäre noch tiefe Nacht. Doch schon steht Mama am Bett und ruft:
„Aufstehen! Es ist Zeit, sonst kommen wir zu spät.“
Fest krallt sich Eva unter der Bettdecke fest. Sie will nicht aufstehen, doch Mama zieht die Decke weg und lacht.
„Los, du Faulpelz“, sagt sie. „Wir müssen uns beeilen.“
„Muss ich wirklich in diese doofe Schule gehen?”, fragt Eva, und sie hat Mühe, die Tränen zu unterdrücken.
„Ja”, antwortet Mama und nimmt sie in den Arm. „Alle Kinder müssen zur Schule gehen. Ich bin mir sicher, dir wird es in deiner neuen Klasse gut gefallen. Bald schon wirst du viele Freunde finden. Wetten?“
„Versprochen?“, fragt Eva und wischt sich ein paar Tränen von der Backe.
Mama nickt. „Ganz fest versprochen.“
Auf dem Weg zur Schule ist es wieder da, dieses scheußliche Gefühl, als krabbelten die vielen Angstkäfer aufgeregt in ihrem Bauch herum. Nun fangen sie auch wieder an zu tanzen. Immer heftiger wird dieser Käfertanz. Die Angstkäfer grausen sich vor der neuen Schule genau so wie sie. Als Eva und Mama in der Schule ankommen, tanzen sie einen wilden Rap, und Eva möchte am liebsten gleich wieder umkehren.
Doch zu spät. Eine junge Frau kommt mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu und reicht ihr die Hand.
„Schön, dass du nun bei uns bist, Eva!“, sagt sie. „Alle in der Klasse freuen sich schon sehr auf dich. Und ich bin Frau Hansen, deine Klassenlehrerin.“
„Sie freuen sich auf mich? Wirklich?“, fragt Eva und schaut die Lehrerin ungläubig an.
„Aber ja“, sagt Frau Hansen. „Was dachtest du denn?“
Da freut sich Eva auch ein wenig, und während sie mit Frau Hansen zum Klassenraum geht, werden die Angstkäfer in ihrem Bauch langsam müde vom Toben. Jetzt kribbeln sie nur noch ein bisschen, als streichelten sie einander. Dieses Gefühl ist gar nicht mehr so gemein, findet sie.
Und Frau Hansen hat recht. Als sie das Klassenzimmer betreten, lachen die Kinder ihr fröhlich entgegen. Ein Mädchen winkt sogar. Es sieht nett aus, und neben ihr ist sogar ein Platz frei.
Ob ich mich zu ihr setzen darf? überlegt Eva. Dann können wir gemeinsam lernen, und vielleicht wird sie ja auch meine neue Freundin.
Schon fühlt sie sich besser, und als Eva langsam auf den freien Sitzplatz mit dem winkenden Mädchen zugeht, legen sich die Angstkäfer in ihrem Bauch friedlich zu einem Schläfchen nieder.

© Elke Bräunling

 

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 Bildquelle © masterstudio/pixabay

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