Weg mit dem Faschingsmuffel

Fastnachtsgeschichte – Manche Zeitgenossen könnte man direkt auf den Mond schießen, jene, die immer und ständig schlecht gelaunt sind und das Lachen nicht leiden mögen

Ein seltsamer Kerl ging während der Faschingstage durch die Straßen der kleinen Stadt. Wieder und wieder war er zu sehen, die Kleider schwarzgrau, das Gesicht übellaunig, griesgrämig, muffig. So stolzierte er in einem fort die Straßen auf und ab.
“Wer ist dieser Launeverderber?”, fragten die Leute erregt. “Der Kerl verdirbt uns ja jede Faschingsfreude!”
Das stimmte, denn jedes Mal, wenn der Fremde einer fröhlich bunt verkleideten Faschingsgestalt begegnete, grunzte er voller Missmut und warf dem Faschingsnarr böse, grimmige Worte an den Kopf. Manche Leute lachten, andere waren betroffen, wieder andere gingen dem Fremden, der ihnen immer wieder begegnete und vorwurfsvolle Worte an den Kopf warf, aus dem Weg.
Am zweiten Tag zeigten sich schon weniger maskierte Leute auf den Straßen, und am dritten Tag noch weniger. Nur der schwarze Kerl, der lief den ganzen Tag und die halbe Nacht straßauf, straßab, so grimmig und Furcht einflößend, dass sich immer weniger Menschen auf die Straße wagten. Sie hatten auf einmal auch wenig Lust zum Faschingfeiern.
Der Faschingsmuffel nickte zufrieden. Die wenigen Menschen, denen er begegnete, gingen ihm aus dem Weg oder hasteten an ihm vorbei.
“Wie wundervoll!”, murmelte er. “So stelle ich mir Fasching vor. Heutzutage gibt es nämlich nichts mehr zum Lachen. Jawohl!”
Denkste, dachte die Sonne, die hinter Regenwolken schlief und die Faschingsmuffel nicht leiden konnte, und schickte ihre Strahlen auf die Erde. Die Wolken rissen auf und machten dem Himmelsblau, über das sich ein breiter Regenbogen mit knallbunten Farben spannte, Platz. Schön sah das aus!
“Oh” und “Ah” und “Toll!”, riefen die Leute und lachten.”
Und es schien, als lachte der Regenbogen zurück.
“Grässlich”, grollte der Faschingsmuffel.Er drohte dem Regenbogen mit den Fäusten. “Diese Kitschfarben sind schauderhaft! Wie wenig Geschmack die Leute doch haben! Und überhaupt: Warum lachen sie? Heutzutage gibt es nichts zu lachen!!!”
Der Fremde schimpfte und fuchtelte drohend mit seinen Fäusten in der Luft herum.
Da hatte die Sonne die Nase von diesem Miesepeter endgültig voll. Sie rief den Wind zu Hilfe. Der packte den meckernden Kerl und trug ihn himmelwärts, und ehe sich der versah, stand er als kleiner schwarzgrauer Schmuddelfleck auf dem bunten Regenbogen.
“Gemeinheit!”, schrie der Faschingsmuffel. Erregt hopste und trampelte er auf dem Regenbogen herum. Das sah lustig aus, und alle lachten: die Leute, die Sonne und der Wind.
“Und nun feiern wir Fasching!”, riefen die Leute. “Und ihr, Sonne, Wind und Regenbogen, ihr feiert mit!”
“Einverstanden”, rief der Regenbogen. “Ich muss nur diesen Muffelkopf noch loswerden. Und er packte den griesgrämigen Kerl und schoss ihn mit einem kräftigen Schubser in die Luft.
Sssst! Pfeilschnell sauste der Faschingsmuffel hoch und höher, und wenn der Mond, der sich gerade auf seinen Weg machte, nicht im Weg gestanden hätte, würde der Muffelkopf bis zum St. Nimmerleinstag durch die Lüfte zischen. So aber landete er mit einem Plumpser auf dem Mond und wunderte sich.
“Wieder ein Faschingsmuffel weniger”, grinsten die Leute. “Eigentlich sollte man all diese Meckerköpfe einfach auf den Mond schießen. Und nun wird gefeiert!”
Jetzt erst begann der Fasching in der kleinen Stadt. Der fremde Faschingsmuffel aber hockt seither auf dem Mond und wundert sich. Bei Vollmond kannst du ihn sehen. Da blickt er besonders verdrießlich zur Erde herab.

© Elke Bräunling


Fastnachtsmuffel?, Bildquelle © Boenz/pixabay

 

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