Der kleine Rabe und der Fastnachtsschmuck

Fastnachtsmärchen – Seltsame Sachen findet der kleine Rabe in diesen Späterwintertagen in der Stadt

Eines Spätwintertages brachte einer der Jungraben eine seltsame Tüte voller bunter Kringel von einem seiner Ausflüge in die nahe Stadt mit in das Wäldchen, wo die Raben überwinterten.
“Was ist das?”, fragte der kleine Rabe und starrte auf die vielen kleinen runden Papierstücke in dem Tütchen.
“Die ganze Stadt ist heute voll davon”, meinte sein Rabenkollege. “Sogar auf den Köpfen vieler Leute liegen diese bunten Dinger herum.”
“Wozu soll das gut sein?”
“Die Menschen sagen Konfetti dazu”, erklärte der schlaue Jungrabe gewichtig. “Ist das etwas Besonderes?”
Aufgeregt zerrten die anderen Raben an allen Seiten der seltsamen Tüte. Nur der kleine Rabe hielt sich zurück, denn bei solchen Rangeleien zog er meist den Kürzeren. Da – ritsch, ratsch – zerriss die Tüte, und ein Konfettiregen ergoss sich genau über den kleinen Raben. Das sah lustig aus! Aus dem kleinen, schwarzen Raben war ein rot-weiß-gelb-grün-blau-lilafarben getupfter Rabe geworden.
Alle Raben lachten. Der kleine Rabe aber fühlte sich ganz schön blöd dabei. Er mochte es nicht leiden, wenn man über ihn lachte. Schon gar nicht wegen ein paar alberner bunter Papierfetzen.
“Ich werd´s euch zeigen”, krächzte er, schüttelte sich, schwang sich in die Lüfte und zog mit rudernden Flügeln ein paar Kreise über den Köpfen seiner Kameraden. Bunt rieselte so das Konfetti auf die lachende Rabenmeute. Der kleine Rabe aber sah nur noch ein kleines Bisschen bunt aus, besonders auf dem Kopf. Egal.
Während sich seine Kollegen das Konfetti aus den Federn klaubten, flog der kleine Rabe in die Stadt. Dieses Treiben in den Straßen wollte er sich genauer ansehen. Und es stimmte: Überall war es trotz des tristen Wintertages sehr bunt, auch die Leute trugen bunte Kleider, und ihre Gesichter sahen fröhlich aus. Das gefiel dem kleinen Raben. Er setzte sich auf einen Zaun und sah dem farbenfrohen Treiben zu.
“Schau, ein Fastnachtsrabe!”, rief plötzlich ein Kind und deutete auf den kleinen Raben, auf dessen Kopf und Flügeln noch immer ein paar bunte Konfettitupfer klebten. “Den will ich haben.”
Es ging auf den kleinen Raben zu und wollte nach ihm greifen.
Der kleine Rabe bekam es mit der Angst zu tun. Er krächzte, schlug mit den Flügeln und hüpfte aufgeregt auf dem Zaun auf und ab. Da erschrak das Kind und rannte weg. Dabei ließ es eine bunte Tüte mit Papierröllchen aus den Händen fallen. Interessant sah die aus.
“Die nehm´ ich mit!”, rief der kleine Rabe. Er schnappte sich die Rolle mit den Luftschlangen und flog heimwärts.
Im Wäldchen zog er sich auf seinen Schlafbaum zurück und rupfte an der Verpackung der Tüte. Endlich riss die Folie, und viele bunte Röllchen lagen vor dem kleinen Raben.
“Was ist das nun wieder?”, murmelte der und nahm ein dünnes, rotes Röllchen in den Schnabel. Im gleichen Moment löste sich das seltsame Papierding auf, und eine lange, rote Luftschlange kringelte sich vom Schnabel des kleinen Raben bis fast hinunter auf den Boden. Das sah so bunt und lustig aus, dass der kleine Rabe lachen musste. Er hängte die Luftschlange an einen Ast, nahm das zweite Röllchen, das dritte, vierte… und ehe er sich versah, saß er in einem bunten Luftschlangenbaum.
“Schöööön!”, freute er sich. “Nun ist es hier fast so bunt wie in der Stadt.”
Das fanden auch die anderen Raben, als sie den ‘Fastnachtsbaum’ entdeckten.
“Nicht schlecht, dieses Fastnacht”, murmelte der kleine Rabe, und er freute sich, als alle anderen Raben, die viel größer und klüger waren als er, zustimmend nickten.

© Elke Bräunling

 


Fastnachtsschmuck, Bildquelle © annca/pixabay

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