Das schönste Lichtgesicht
Laternenmärchen – Wie aus einer traurigen Rübe eine strahlende Lichterlaterne wurde
Traurig lag eine dicke Zuckerrübe am Feldrand. Von einem Erntewagen war sie heruntergefallen und hier vergessen worden.
Sie graulte sich so alleine zwischen den dürren Grashalmen. Viele Tage lang. Nur manchmal besuchten die Feldtiere, die Mäuse, Hamster, Hasen und Krähen, sie und leisteten ihr für ein Weilchen Gesellschaft. Doch wenn es früh an jenen Novemberabenden dunkel wurde, verabschiedeten sich die Tiere und kehrten in ihre Erdhöhlen, Nester und Ackerfurchen zurück.
Noch trauriger war die arme Zuckerrübe da. Und sehr einsam.
Im Dunkel alleine sein, das ist nicht gut, dachte sie betrübt. Ob es das gewesen ist, das Leben?
Eines Tages kamen Kinder und ließen auf den abgeernteten Feldern ihre Drachen steigen.
„Hallo“, rief die Zuckerrübe. „Hier bin ich. Hier!“
Sie rief und rief, und plötzlich standen die Kinder vor ihr.
„Eine Zuckerrübe!“ jubelten sie. „Wie toll! Die nehmen wir mit und basteln daraus ein Lichtgesicht.“
Die Zuckerrübe freute sich, obwohl sie sich unter ´Lichtgesicht´ nichts vorstellen konnte. Immerhin besser, dachte sie, als so alleine am Wegrand zu liegen.
Und Recht hatte sie: Zu Hause verzauberten sie die Kinder in ein Gesicht mit Augen, Nase und einem lachenden Mund. Als es dunkel wurde, klebten sie eine brennende Kerze in ihren Bauch. Oh, wie hatte sie sich verwandelt!
Ich möchte das schönste Lichtgesicht im Dorf sein!, dachte die Zuckerrübe.
Und das war sie auch.
Vorsichtig trugen die Kinder das lachende Zuckerrübengesicht durch die Straßen und sangen Laternenlieder. Später stellen sie es auf das Fensterbrett und klebten jeden Abend eine neue, funkelhelle Kerze in ihren Bauch. Den ganzen dunkeltristen November lang.
Die Zuckerrübe war glücklich.
Schön!, dachte sie und lachte.
Sie lachte und lachte und lacht noch immer jeden fröhlich an, der am Fenster vorbeikommt.
© Elke Bräunling
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Kürbiszeit, Bildquelle © PublicDomainPictures/pixabay