Adventskalender * 1 * Gleich zwei Adventskalender
1. Kapitel
Gleich zwei Adventskalender
Dieses Mal bekam Anna zwei Adventskalender geschenkt. Das war nichts Besonderes. In letzter Zeit schenkten ihr die Eltern immer alles zweifach.
„Welches Geschenk gefällt dir besser?“, fragte Papa dann. „Meines oder das von Mama?“
Anna wusste nie, was sie antworten sollte. Sie hatte doch beide lieb. Mama und Papa. Keiner sollte traurig sein. Und streiten sollten sie auch nicht miteinander. Das taten sie in letzter Zeit nämlich oft.
Und jetzt die Sache mit den beiden Adventskalendern. Was sollte Anna mit zwei Adventskalendern anfangen?
Der von Mama war toll: glitzerbunt mit einem Weihnachtsbaum. Dick war er, der Kalender, und es klapperte geheimnisvoll, wenn man ihn schüttelte. Das war die Schokolade hinter den vierundzwanzig Fenstern.
Papas Kalender klapperte nicht. Er glitzerte auch nicht und besonders bunt war er auch nicht. Er war eigentlich nur ein Bild, das ein altes Haus zeigte mit einem kleinen Platz und einem Brunnen. Zwei Kinder in altmodischen Kleidern schleppten sich mit schweren Körben ab. Das sah nicht weihnachtlich aus. Wenigstens schneite es, und eine dünne Schneedecke lag wie Puderzuckerstaub über der Landschaft. Aber sonst? Nichts erinnerte an Weihnachten. Nur das kleine Butzenscheibenfenster unten rechts vielleicht, das vom Licht einer Kerze hell erleuchtet war.
Ein seltsamer Adventskalender! Anna drehte ihn hin und her und betrachtete ihn von allen Seiten.
Ihre Eltern beobachteten sie erwartungsvoll.
„Na?“, fragte Papa auch schon. „Gefällt dir mein Kalender?“
Anna zögerte. „Na ja“, meinte sie vorsichtig, „Schokolade ist keine drin.“
Mama fing an zu grinsen. „Aber in meinem Kalender findest du leckere Schokolade“, sagte sie. „Vierundzwanzig kleine, süße Stückchen. Das magst du doch, oder?“
Anna nickte. „Ja, schon.“
„Also gefällt dir mein Kalender besser als Papas?“
„Warum soll ihr dein Kalender besser gefallen als meiner?“, schimpfte Papa los. „Sie hat doch noch gar nichts gesagt. Du mit deiner blöden Schokolade!“
„Und du“, wehrte sich Mama, „kaufst einen Kalender mit einem altmodischen Bild von einem alten, langweiligen Haus. Ha! Was hat das denn mit Advent und Weihnachten zu tun?“
Schon lagen sie sich in den Haaren. Und dabei hatte Anna doch noch gar nichts gesagt!
Anna seufzte. „Komm, Flöckchen“, sagte sie leise. „Wir gehen besser.“
Sie nahm die beiden Kalender und ging mit ihrem Hund Flöckchen in ihr Zimmer. Sie hörte ihre Eltern noch lange streiten.
…
© Elke Bräunling
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