Adventskalender *6* Ein rummeliger Tag
6. Kapitel
Ein rummeliger Tag
Anna und Flöckchen bummelten durch die Stadt.
Es weihnachtete. Überall lag Weihnachten in der Luft. Anna schnupperte. Man konnte es richtig riechen. Und sehen konnte man es auch: Hell und lockend leuchteten die elektrischen Kerzen der Weihnachtsbäume, und über die Straßen waren Lichterketten gespannt. Sie glitzerten bunt und sahen aus wie kleine Tannenbäume, Sterne, Engel, Christkindfiguren und Nikoläuse.
Anna freute sich an den bunten Bildern. Langsam schlenderte sie mit Flöckchen durch die Straßen. Vor jedem Schaufenster machten sie Halt. Überall sah es so schön weihnachtlich aus. Das gefiel Anna.
Doch sie schien die einzige zu sein, die daran Gefallen fand. Es war nämlich viel los in den Straßen und überall herrschte Trubel. Die Leute rasten mit Tüten und Taschen beladen von einem Geschäft zum anderen. Sie drängelten und schubsten und schimpften. Autos hupten und warteten in langen Schlangen auf einen Parkplatz. Aus den Geschäften dröhnte Weihnachtsmusik: „Stille Nacht“, „Oh, du fröhliche“ und „Leise rieselt der Schnee.“
Das fand Anna nicht so schön.
„Komisch“, sagte sie und blickte in das flitterbunt geschmückte Schaufenster der Bäckerei Knisper mit den Glitzerschokolade-Nikoläusen, den Lebkuchenengeln und den Goldschokoladensternen.
„Still und leise ist es hier nicht und sehr fröhlich sehen die Leute auch nicht aus. Eher muffig und versauert.“
Anna blickte sich noch einmal um. „Nein, Flöckchen“, sagte sie dann. „Hier freut sich niemand auf Weihnachten, und diese Musik passt auch nicht hierher. Es ist nur rummelig, genauso wie in meinem Kopf. Sonst nichts. Und Weihnachten? Also ich weiß nicht, ob ich dieses Weihnachten hier gut leiden mag.“
„Hallo, Anna!“, rief es da von irgendwo her aus der Menge. Es war Leni aus ihrer Klasse.
„Hallo“, muffelte Anna zurück.
„Bist du immer noch so mies gelaunt wie heute morgen in der Schule?“, fragte Leni vorsichtig.
„Nein, nein“, sagte Anna schnell und deutete auf den Schreibblock in Lenis Hand. „Was machst du hier?“
„Ich schreibe meinen Wunschzettel“, erklärte Leni eifrig, „und da muss ich mir noch ein paar Wünsche aussuchen. Kommst du mit?“
„Nö, ich habe keine besonderen Wünsche“, sagte Anna. „Ich brauche keinen Wunschzettel.“
„Keine Wünsche?“, fragte Leni und vergaß vor Überraschung, den Mund wieder zuzumachen. „Keine Wünsche!“, sagte sie noch einmal. „Das kann ich mir nicht vorstellen.“
„Es ist aber so“, trotzte Anna, und nach einigem Nachdenken fügte sie leise hinzu:
„Doch! Einen Wunsch hätte ich schon, doch den kann man nicht kaufen, schon gar nicht in einem Kaufhaus.“
© Elke Bräunling
Wie die Geschichte weiter geht, erfährst du morgen am 7. Adventskalendertag im nächsten Kapitel, und zwar hier:
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