Der kleine Igel sucht einen Schlafplatz
Igelmärchen – Es wird Zeit, schlafen zu gehen, kleiner Igel
Als der kleine Igel spät im Herbst eines Morgens erwacht, liegt eine Raureifdecke auf der Wiese.
„Hmhm!“ Er schnuppert. „Vor lauter Futtern habe ich vergessen, ein Winterquartier zu suchen.“
Aufgeregt trippelt er los.
Da steht ein Kater vor ihm und hebt die Pfote. Schnell rollt sich der kleine Igel zu einer Kugel zusammen und der Kater heult auf.
„Aua, miaua! Du tust mir weh.“
„Warum auch willst du mich verhauen?“, fragt der kleine Igel.
„Weil dies hier mein Revier ist“, maunzt der Kater.
„Ich gehe ja schon“, brummt der Igel. „In den Büschen dort drüben finde ich bestimmt einen Winterschlafplatz.“
Er läuft über die Straße. Bremsen kreischen auf. Gerade noch rechtzeitig hält ein Auto vor ihm. Erschrocken eilt der kleine Igel davon. Vor dem rettenden Gebüsch aber steht ein Hund.
„Du solltest längst Winterschlaf halten“, knurrt er.
Der kleine Igel seufzt. „Kennst du einen schönen Laubhaufen in der Nähe?“
„Keine Ahnung. Was an einem Laubhaufen schön sein soll, ist mir ein Rätsel. Aber hinter dem Spielplatz ist der Park.“
Der kleine Igel bedankt sich, zieht weiter und will sich am Spielplatz an den Kindern vorbei schleichen. Doch zu spät.
„Ein Igel“, ruft ein Junge. „Den nehmen wir mit nach Hause.“
„Igel wollen frei sein“, meint ein Mädchen.
Während die Kinder streiten, flüchtet der Igel schnell. Im Park sieht er einen Mann Laub kehren. Doch er trägt das kostbare Laub in Körben davon.
„Kannst du mir bitte etwas Laub übrig lassen?“, bittet der kleine Igel.
Der Parkwächter schüttelt den Kopf. „Mein Park soll sauber sein.“
Der kleine Igel begreift diese seltsame Welt nicht mehr. „Und wo soll ich den Winter verbringen? Gibt es in diesem großen Land keinen Platz für einen kleinen Igel?“
Müde trottet er in einen Garten, rollt sich unter einem Rosenbusch zusammen und murmelt:
„Morgen ist auch noch ein Tag.“
© Elke Bräunling
Die lange Fassung dieser Geschichte findest du hier: Friedo sucht ein Winterquartier
Igelherbst, Bildquelle © monicore/pixabay