Mias Besuch im Wald der Träume

Mutgeschichte – Auch gruselige Traumgeister fürchten sich – vor Kindern nämlich

Mia hat schlecht geträumt. Ein Geist hat vor ihrem Bett gestanden und schaurig geheult.
„Dein böser Traum“, tröstet Mama, „ist längst im Wald der Träume.“
„Wald der Träume?“, staunt Mia.
„Ein großer Wald, den noch kein Mensch je gesehen hat. Dort landen alle Träume, und aus jedem Traum wächst ein neuer Baum.”
„Uih“, sagt Mia, „da wird der Wald ja jeden Tag größer.“
Lange denkt Mia über diesen Träumewald nach und auf einmal – wie verzaubert – steht sie auf einer Waldlichtung.
„Willkommen im Wald der Träume“, sagt eine fröhliche Stimme, und ein Mädchen, das Mia wie ein Spiegelbild ähnelt, steht vor Mia.
„Wer bist du?“, staunt Mia.
„Dein Traumkind! Und nun zeige ich dir den Wald und seine Traumgeister. Sei leise! Sie fürchten sich vor Menschen!“
Da springt eine kleine Feengestalt hinter einer Baumwurzel auf. “Ein Menschenkind ist hier!“, ruft sie. „Passt auf!“
Aufgeregt saust die kleine Fee von Baum zu Baum, bis sie hinter Büschen verschwunden ist.
“Siehst du”, sagt Traumkind. “Sie hat Angst, die kleine Traumfee.”
“Wir tun ihr doch nichts!”, wundert sich Mia.
“Glaubst du mir nun, dass Traumgeister die Menschen fürchten?”, fragt Traumkind. “Sie ist so unnötig diese dumme Angst.
“
Ein Raunen geht nun durch den Wald. Von allen Seiten knistert, knackt, tuschelt und brummelt es und fremd aussehende Gestalten huschen zwischen den Bäumen umher. Manche sehen aus wie Geister und Gespenster, andere wie Spielzeugmonster, Drachen, Vampire, Zwerge, Feen, Hexen oder Zottelungeheuer. Wieder andere ähneln Menschen in altmodischen Frisuren und Kleidern. In einem aber unterscheiden sie sich nicht: Sie sind alle sehr aufgeregt und scheinen sich zu fürchten. Manche weinen auch.
Mia ist verwirrt. Traumkinds Gesicht aber wird rot vor Ärger.
„Fürchtet ihr euch etwa vor der kleinen Mia, ihr Angsthasengeister?“, ruft es. „Sie tut euch nichts. Ihr führt euch nachts wie wilde Kerle auf, wenn ihr böse durch die Träume der Kinder geistert. Dabei wisst ihr selbst, wie schlimm es ist, Angst zu haben.“
Lustig sieht es aus, wie sich das kleine Traumkind aufregt. Mia muss lachen.
Im gleichen Augenblick wird es still im Wald der Träume, und die Traumgeister ziehen sich in das Dickicht zurück.
„Schade“, sagt Mia. Sie wendet sich Traumkind zu, doch es ist nicht mehr da.
Da sieht Mia, dass Sonnenstrahlen auf ihr Bett blinzeln. „Schade“, sagt sie wieder. „Diesen Traum hätte ich gerne noch ein bisschen weiter geträumt.“

© Elke Bräunling


Eine längere Fassung dieser Geschichte findest du hier: Mia und der Wald der Träume


Träumewald, Bildquelle © Myriams-Fotos/pixabay

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