Der kleine Bär und die falsche kranke Luft

Kindergeschichte zur Gesundheit – Draußen spielen hält gesund

„Nein, kleiner Bär, du kannst deine Freunde nicht zum Spielen in die Bärenhöhle einladen“, sagt Mama Bär an diesem kühlen Herbstnebeltag. „Das ist zu gefährlich.“
„Gefährlich?“ Der kleine Bär wundert sich. Noch nie hat jemand gesagt, dass es gefährlich sei, in der Bärenhöhle zu spielen. Und das sagt er Mama Bär auch gleich.
„Du sagst doch immer, ich muss gut aufpassen, dass mir draußen beim Spielen nichts passiert. Muss ich das nun nicht mehr? Und steckt dieses Gefährliche nun in unserer Höhle?“ Er muss ein bisschen lachen dabei, denn es klingt zu komisch.
Mama Bär seufzt. „Nein. So ist das nicht.“ Sie schweigt und überlegt. „Oder ist es das doch? Ach, kleiner Bär, ich weiß es auch nicht so recht.“
Nun erschrickt der kleine Bär aber doch. Noch nie hat er Mama Bär ratlos gesehen. Sie weiß doch sonst immer alles! Was ist geschehen? Hat es damit etwas zu tun, dass er die Freunde in diesem Sommer auch nicht anfassen oder gar umarmen durfte und einen Abstand von einer Bärenlänge zu ihnen halten sollte? Das ist schon so gemein gewesen und es fällt ihm auch jetzt immer wieder sehr schwer. Und nun dürfen die Freunde ihn nicht einmal mehr besuchen? Meint Mama Bär das so?
Weil er sie mit seinen Fragen nicht weiter beunruhigen will, nickt er und sagt:
„Dann besuche ich halt meine Freunde zum Spielen. Dort ist sie ja dann nicht, diese Gefahr.“
„Nein! Nein!“, ruft Mama Bär und sie klingt aufgeregt nun. „Du darfst sie nicht besuchen. Nicht in ihren Höhlen. Dort ist sie doch auch, diese Gefahr.“
„Wo denn?“ Der kleine Bär spürte, wie sich die Ungeduld in seinen Bauch setzt und dort zu kribbeln beginnt. Weiß Mama Bär nicht, wie komisch sie heute ist? Er steht auf und späht in alle Ecken der Höhle.
„Ich … sehe … keine … Gefahr!“, sagt er mit fester Stimme. „Ich sehe sie nicht hier und auch nicht bei meinen Freunden. Ich höre sie auch nicht und ich kann sie nicht riechen. Und das kannst du auch nicht, oder?“
Wieder seufzt Mama Bär, tiefer nun mit einem Klageton, wie er ihn noch nie bei ihr gehört hat.
„Das ist ja das Problem“, sagt sie dann leise. „Wir können diese Gefahr nicht sehen oder riechen oder fühlen. Sie ist unsichtbar und doch da. In der Luft, die wir atmen. Und in Höhlen ist die Luft nicht frisch genug und deshalb gefährlich. Ihr könnt euch dort mit dieser schlimmen Hustenkrankheit anstecken und das darf nicht sein.“
Der kleine Bär erschrickt noch mehr und er spürt, wie die Ungeduld in seinem Bauch einem tieftraurigen Gefühl Platz macht.
„Darf ich meine Freunde nun gar nicht mehr sehen? Und dürfen wir überhaupt nicht mehr miteinander spielen?“, fragt er und Tränen kullern über sein Bärengesicht.
Da lächelt Mama Bär ein bisschen. Zumindest versucht sie es.
„Aber nein, kleiner Bär! Es bleibt so, wie es ist. Ihr müsst nur draußen spielen und dabei an die Bärenlänge denken, die zwischen euch ihren Platz hat. Verstehst du?“
Der kleine Bär nickt. Ja, das versteht er. Schließlich will er nicht krank werden und die Krankheit zu seiner Familie tragen. Nein, das will er ganz bestimmt nicht. Und darüber nachdenken, wie es sich anfühlen wird, die Freunde an kalten, nassen Wintertagen draußen zum Spielen zu treffen, will er jetzt auch nicht nachdenken. Morgen vielleicht. Es ist ja auch noch lange Herbst und warm. Fast.

© Elke Bräunling


Den kleinen Bären in der Coronazeit findest du hier:
Der kleine Bär muss zuhause bleiben
Der kleine Bär muss nicht alleine sein
Der kleine Bär und die falsche, kranke Luft

 


Draußen bleiben, Bildquelle © Alexas_Fotos/pixabay

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