Die Sonne scheint und keiner weint

Kindergeschichte vom Kreativsein – Gedichte machen ebenso gute Laune wie die Sonne

„Die Sonne scheint
und keiner weint.
Alle Blumen blühen bald
auch bei uns im Wald.“
„Ja, das ist gut!“ Stolz blickt David auf sein neues Gedicht. „Danke, Sonne!“, ruft er in den Himmel hinauf. „Ich werde nun jeden Tag ein Gedicht schreiben. Hilfst du mir?“
Die Sonne antwortet mit einem besonders hellen Funkeln, wie David glaubt, und gleich macht er sich eine Notiz in sein Gedichtebuch, das er immer bei sich trägt. Morgen wird er über das Funkeln der Sonne schreiben. Jetzt aber muss er rasch nach Hause. Es ist schon spät.
„Hey, David, da bist du ja endlich! Das Abendbrot ist längst fertig. Wo warst du denn nur die ganze Zeit?“, fragt Mama ein bisschen vorwurfsvoll.
„Ich habe einen Spaziergang gemacht und mir ein Gedicht ausgedacht”, antwortet David und will die Treppe hinauf laufen, um in seinem Zimmer zu verschwinden.
„Was hast du?“ Mama ist misstrauisch geworden und holt ihn bei der Treppe ein. „Seit wann gehst du freiwillig spazieren und schreibst Gedichte?“
Sie stutzt. Dann lächelt sie. „Ich stelle es mir schön vor, durch die Felder zu wandeln und Reime zu suchen. Wie ein echter Dichter.“
David ist ein wenig überrascht. Zuspruch hat er nicht erwartet, aber nun traut er sich sogar, Mama den Vers aufzusagen.
„Die Sonne scheint
und keiner weint.
Alle Blumen blühen bald
auch bei uns im Wald.“
„Wie schön das ist!“ Mama strahlt vor Freude.
Da strahlt David auch. Es ist schön, wenn seine geschriebenen Worte anderen gefallen. Ein bisschen hatte er sich davor gefürchtet. Was, wenn Mama ihn ausgelacht und „Ein Junge ist doch kein Dichter!“ gesagt hätte? Nicht auszudenken wäre das!
„Es gibt noch viele Worte“, sagt er schnell. „Und viele Reime. Ich habe schon eine Menge Ideen dazu.“
„Dann mach auf jeden Fall weiter! Ich freue mich schon auf dein nächstes Gedicht!, ermuntert ihn Mama und das lässt er sich nicht zweimal sagen:
„Ich sage dir was:
Das Reimen macht Spaß.
Für heute ist Schluss,
weil ich essen muss“,
dichtet David. „Na, was sagst du?“
„Das gefällt mir!“, schwärmt Mama. „Wirklich wunderschön. Mir scheint, die Reime purzeln nur so in deinem Kopf herum und …“
„Das meine ich nicht“, unterbricht David sie. „Das mit den Reimen im Kopf ist ja eh klar. Nein, was habe ich noch in dem Gedicht gesagt?“
„Dass du für heute Schluss mit dem Dichten machst“, sagt Mama. „Und dass du …“ Sie stutzt. „Und dass du hungrig bist. Stimmt’s?“
„Und wie!“, ruft David und lacht. „Mit einem Gedicht kann man alles einfach besser sagen, findest du nicht?“
„Und wie!“, sagt auch Mama und zieht ihn mit sich in die Küche. „Mal sehen, was da im Herd schon auf dich wartet.“ Und dann lachen beide.

© Elke Bräunling


Glücklich, Bildquelle © Greyerbaby/pixabay

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