Hubert Hases Wundereier

Ostereiergeschichte für Kinder – Wenn Osterhasen beim Eierbemalen nachdenklich sind

„Ich kann keine Eier mehr sehen!“, stöhnte Hubert Hase.
„Wie kommt’s, brauchst du eine Brille?“, fragte seine Frau. Sie tauchte den Pinsel in die lila Farbe und malte ein hübsches Blütenmotiv auf ein schneeweißes Ei.
„Brille? Ich? Wieso Brille?“
Hubert Hase zog sich den nächsten Korb heran. Der war, wie die anderen eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun Körbe bis oben mit Eiern gefüllt. Die alle wollten heute noch bemalt werden und zwar schnell. Die Zeit war knapp.
Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, beäugte das Ei und murmelte:
„Es sieht so schön aus. So schön weiß.“
„Nun mach schon, Hubert, hilf mir!“, schimpfte Hubertina, die das nächste Ei aus dem Korb nahm und den Pinsel erneut in die Farbe tauchte. Diesmal in die hellgrüne.
Hubert aber schien sie gar nicht zu hören.
„Wer um alles in der Welt hat bestimmt, dass wir Osterhasen dieses wunderzarte Eierschalenweiß mit roten, gelben, grünen, blauen oder gar pinken Farben zerstören sollen. Es ist verrückt, oder?“
Er warf den Pinsel in den Farbeimer zurück und legte das weiße Ei vorsichtig in ein Nest, das mit zartem Heu ausgebettet war. Schön sah es aus!
Nachdenklich betrachtete Hubertina das Ei.
„Im Grunde hast du recht, Hasi!“, meinte sie. „Aber was würden die Kinder sagen, wenn sie weiße Eier in ihren Nestern vorfänden? Sicher wären sie enttäuscht, meinst du nicht?“
Hubert schüttelte so energisch den Kopf, so dass seine langen Ohren hin und her schlackerten. „Kinder sind doch nicht blöd! Sie wissen, dass Hühnereier eigentlich weiß oder braun sind“, meinte er.
Da musste sein Frau lachen. So sehr, dass sie husten musste und fast keine Luft mehr bekam.
„Stimmt!“, sagte sie, als sie wieder ruhiger atmen konnte. „Hühnereier sind weiß oder braun. Sie können sogar hellgrün sein. Aber sie sind dann keine Ostereier. Oder glaubst du etwa das Märchen vom Osterhasen, der seine Ostereier im Hühnerhof bestellt? Hoho! So etwas aber auch!“
Hubert kratzte sich hinterm Ohr, legte die Stirn in Falten und dachte nach. Wie hatte Hubertina das denn nun gemeint? Waren diese Eier da im Korb etwa gar keine Hühnereier, sondern Haseneier? Nein, das konnte nicht sein. Seine Hasenkinder waren nicht aus einem Ei geschlüpft, nein! Aber ein Wunder war es schon, als sie zur Welt kamen. Und wie!
„Du hast recht“, sagte er mit einem fröhlichen Lächeln. „Es sind keine Hühnereier und auch keine Haseneier. Es sind … Wundereier.“
„Du bist ein kluger Mann!“ Hubertina lächelte. „Und nun hilf mir, die Wundereier mit bunten Farben zu verzieren! Das wird uns doch noch bis zum Fest gelingen, oder?“
Und sie schafften es auch, alle weißen Eier in den vielen Körben zu bemalen. Wundereier, wohin man blickte, mit bunten Blütenbildern in leuchtenden Farben, getupft, geringelt und einfach schön.
„Was für ein Wunder!“, hörten die beiden am Ostersonntag dann auch von überallher das Lob der Menschen. „Sind die Eier in diesem Jahr nicht besonders schön?“
„Ja, das sind sie“, murmelte der Hase Hubert, der nun ein sehr stolzer Osterhase war. „Es sind ja auch Wundereier.“

© Elke Bräunling & Regina Meier zu Verl

Ein Wunderei?, Bildquelle © stux/pixabay

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