Die kleine Wildbiene und die “Brummel”

Frühlingsgeschichte für Kinder – Viele Fragen und eine neue Freundschaft im blühenden Apfelbaum

“Das ist also der Frühling!” Die kleine Wildbiene saß im Apfelbaum auf einer zartrosa farbenen, duftenden Blüte und sah sich um. Schön war es hier, angenehm, duftend und, ganz wichtig, sättigend. Wie Hunger und Kälte sich anfühlten, hatte sie in diesen warmen, nahrhaften Frühlingstagen längst vergessen. Auch heute war sie schon viele Male von Blüte zu Blüte geflogen und hatte köstlich süßen Nektar genascht. Nun war sie müde.
“Ich muss sagen, dieser Frühling gefällt mir!”, murmelte sie und blickte einem Sonnenstrahl hinterher, der mit dem Wind durch die Baumkrone tanzte. Sie war zufrieden. Was gab es Schöneres als mit einem satten Bauch an einem duftigen Schattenplätzchen zu liegen und die kleine Apfelbaumwelt zu beobachten?
“Wie schön das Leben ist. Wie wunderschön!”
Sie schloss für einen Moment die Augen, und beinahe wäre sie auch eingeschlafen. Da aber brummte es plötzlich an ihrem Ohr. Es war ein lautes Brummen und es klang fremd, ja, gefährlich. Voller Schreck riss die kleine Wildbiene die Augen wieder auf. Ein dickes, wuscheliges, gelb-braun-schwarzes, rundes Monster umbrummte ihren Kopf mit einem lauten Broro roro roro.
Broro roro roro. Was war das?
Die kleine Wildbiene sprang auf. “Wer bist du und was willst du von mir?”
Broro roro roro. Das Monster umkreiste sie ein letztes Mal, dann ließ es sich mit einem Plumps auf der Nachbarblüte nieder.
“Eine Hummel bin ich, broroo”, stellte es sich vor. “Und fleißig bin ich, broroo. Denn nur wer fleißig ist, muss nicht hungern, broro roro roro.”
“Eine Brummel?”, fragte die kleine Wildbiene. Sie war noch immer erschrocken, denn unter einer ‘Brummel’ konnte sie sich nichts vorstellen. Und was dieses ‘Broro roro roro’ bedeuten sollte, wusste sie auch nicht.
Die Fremde nickte. “Hungrig sind wir alle nun nach dem langen Winter und hier im Frühlingsbaum in diesen wundersüßen Blüten gibt es genug Nahrung für alle. Für deine Freunde und für meine.”
“Freunde? Was sind Freunde?” Die kleine Wildbiene, die noch eine sehr kleine Biene war, musste schon wieder nachfragen. Dieses Wort ‘Freunde’ hatte sie auch noch nie gehört. “Sind sie auch ein Broro roro roro?”
Da lachte die Hummel. Sie lachte und lachte und ihr dicker Hummelbauch hob und senkte sich. Lustig sah es aus, wie er hin und her wackelte und dabei all die Blütenstaubkörnchen, die an ihm hafteten, verlor. Schnell war die kleine Wildbiene in eine kleine Staubwolke eingehüllt und musste nießen.
“Hatschi! Haaaatschi!”, nieste sie. “Ich … ich muss schon sagen, diese kleinen Broro roro roro-Körnchen jucken ganz schön in der Nase.”
Sie nieste und kicherte und nieste, und weil man beim Niesen keine Zeit hatte,  sich zu fürchten, vergaß die kleine Wildbiene ganz, dass sie gerade noch Angst vor dieser dicken, fremden Hummel gehabt hatte.
Und die Hummel, die lachte mit.
“Was bist du mir doch eine nette Freundin!”, kicherte sie. “Lachst mich aus, wenn ich in Not bin. In Niesnot. Hihi.”
“Hihi”, kicherte die kleine Wildbiene. “Und was ist das nun, eine Freundin?”
Da lachte die Hummel noch mehr. “Das”, jappte sie unter Lachtränen, “erzähle ich dir nachher. Zuerst muss ich mir den Bauch halten, sonst fliegt er mir noch weg vor lauter Lachen. Hohohoho hoho.”
Ein Bauch konnte wegfliegen, wenn man zu viel lachte? Die kleine Wildbiene staunte, vorstellen aber konnte sie es sich nicht. Aber sie würde die Brummel-Hummel auch danach fragen. Später.

© Elke Bräunling

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Hummel, Bildquelle © Myriams-Fotos/pixabay

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