Ein echt doofer Tag

Kindergeschichte von den Gefühlen – An manchen Tagen geht aber auch alles schief

Schon früh am Morgen hatte der Tag für Patrick mit Ärger begonnen. Irgendwie hatte er etwas Dummes geträumt und war nun schlecht gelaunt. Aufstehen mochte er nicht und zur Schule gehen schon gar nicht. Brummig kam er zum Frühstück und griff nach dem Honigglas. Da passierte es: Der Milchbecher, der vor ihm stand, kippte um und die Milch ergoss sich über die Tischdecke und seine Jeans. Ein paar Flecken blieben auch am T-Shirt kleben.
„Bist du heute mit dem linken Bein aufgestanden?“, fragte Mama und Patricks Bruder David lachte laut.
Patrick spürte, wie die Wut in seinem Bauch zu toben begann, doch er schwieg.
Obwohl es höchste Zeit für den Schulbus war, musste er nun frische Jeans und ein sauberes T-Shirt anziehen. Mit einer ganz üblen Laune rannte er schließlich zur Bushaltestelle. Doch klar, der Bus war weg, und Patrick machte sich zu Fuß auf dem Weg zur Schule.
Weil das Gehen so langweilig war, kickte er eine leere Coladose vor sich hin. War es Patricks Schuld, dass eine ältere Frau urplötzlich aus einem Haus trat und der Coladose im Weg stand? Heftig prallte die Dose gegen das Bein der Frau, und die schrie laut: „Unverschämtheit!“ und „Au!“ und „Frecher Bengel!“
Zu dumm! Es war aber auch ein großes Pech, dass ausgerechnet in dem Augenblick ein Polizist an der Ecke stand. Der schimpfte gehörig, und Patrick konnte nur so etwas wie „mit dem linken Bein“ murmeln.
„Mit welchem Bein du Dosen kickst, interessiert mich nicht“, fuhr ihn der Polizist an. „Und nun sieh zu, dass du zur Schule kommst!“
Nun hatte Patrick noch weniger Lust auf Schule. Mit hängenden Mundwinkeln und einer Stinklaune kam er schließlich im Klassenzimmer an. Der Unterricht hatte schon begonnen und Herr Wagner rief Patrick gleich zur Tafel. Dort diktierte er ihm viele Wörter, die Patrick alle falsch schrieb. Vor den Ferien konnte er sie noch richtig schreiben, doch heute war eben ein doofer Tag.
„Man sieht, du hast deine Hausaufgaben nicht gemacht. Beim nächsten Mal muss ich deine Eltern benachrichtigen.“ Herr Wagner klang verärgert.
Noch ärgerlicher war Patrick. Als ihm sein Banknachbar Florian dann auch noch ein „Na, du Weichei!“ zuflüsterte, wäre Patrick fast geplatzt vor Wut. Na warte, dachte er und biss die Zähne zusammen. Als Florian in der Pause dann weiter stichelte, konnte er seine Fäuste nicht mehr festhalten. Hart schlug er zu, Florian wehrte sich und beide lagen prügelnd auf dem Boden. Am Ende blutete Florians Nase, und Herr Wagner trennte die Streithähne mit einem lauten Brüllen.
Patrick war stinksauer. Aber auch Mama war sauer, als Patrick mit der schmutzigen Jeans und dem Loch im T-Shirt nach Hause kam. Als  David wieder kicherte, kochte die Wut in Patrick so hoch, dass er seinem Bruder die Tasse mit dem Kakao nachwarf. Überall in der Küche lagen Scherben, an den Wänden hingen braune Kakaotropfen.
Nun war Mama noch wütender. „Ich bin doch nicht deine Putzfrau!“, schrie sie und schickte Patrick schon um sieben Uhr ins Bett. „Zum Nachdenken“, sagte sie.
Da lag Patrick nun und wusste nicht, ob er traurig sein sollte oder wütend oder beleidigt. Es war halt ein echt doofer Tag gewesen, und morgen, das nahm er sich fest vor, würde er darauf achten, unbedingt mit dem rechten Bein aufzustehen.

© Elke Bräunling

 Bildquelle © Greyerbaby/pixabay

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