Grillen ist kinderleicht

Sommergeschichte – Ganz schön spaßig ist es, mit Opa zu grillen

Heute hat Opa zum Grillen eingeladen. Ein Grillabend mit Pia und Pit und ohne Oma. Die nämlich trifft sich mit ihrer Freundin beim Chinesen. Oma macht sich nichts aus Grillen und Opa mag die Speisen vom Chinesen nicht leiden. So sind alle zufrieden.
Weil Oma fürchtet, dass das mit Opa und dem Grillen vielleicht nichts werden könnte, hat sie ein große Schüssel mit Kartoffelsalat, eine Schüssel mit buntem Gartensalat und eine mit Hackbällchen vorbereitet. Opa hat Grillkohle gekauft und die Würstchen. Viele Würstchen. Zu viele, meint Oma.
„Wer um alles in der Welt soll all diese Würstchen essen?“, fragt sie und lacht.
„Und für wen um alles in der Welt hast du deine Salate und Hackbällchen zubereitet?“, hat Opa gefragt. Ein bisschen hat er es gebrummt. „Du traust mir das mit dem Grillen wohl nicht zu? Pah! Grillen ist kinderleicht.“
Aber aufgeregt ist Opa doch und seine Wangen sind blass. Es sind ja auch schon einige Jahre her, dass Opa zum letzten Mal am Grill gestanden hat. Eigentlich sogar sehr viele Jahre. Nun aber hat er den alten Gartengrill aus dem Keller geholt, ihn gesäubert und im Vorgarten neben die Bank gestellt. Hier nämlich haben Opa, Pia und Pit vor ein paar Tagen die Idee zum Grillen gehabt. Dann hat er gewartet, bis Oma in ihrem sonnengelben Minicooper davongebraust ist zum Treffen beim Chinesen.
„Nun ist keiner mehr da, der uns Ratschläge erteilt“, sagt Opa und klatscht in die Hände. „Nun grillen wir!“ Er greift zur Holzkohle. „Ich werfe den Grill an und ihr deckt den Tisch. Einverstanden?“
„Einverstanden“, sagt Pit und geht ins Haus.
Pia runzelt die Stirn. „Welchen Tisch?“, fragt sie. „Wir brauchen einen Tisch.“
„In der Tat“, murmelt Opa. „An einen Tisch habe ich nicht gedacht.“
Dann machen sich Pia und Opa auf die Suche nach einem Tisch und das ist nicht einfach. Der Gartentisch ist zu groß, der Küchentisch zu schwer, der Arbeitstisch zu sehr beladen mit Opas Büchern und Papieren, der Wohnzimmertisch zu kostbar und der Tisch aus Omas Arbeitszimmer ist kein Thema, denn er ist für Opa, Pia und Pit ein Tabu, ein ‚verbotener‘ Tisch, der nur Oma gehört.
Endlich finden sie in der Garage einen kleinen, alten Tisch mit abgeblätterter hellblauer Farbe, der auf den nächsten Sperrmüll wartet. Er ist perfekt und voll beladen mit Kartons und alten Zeitungen.
Während Opa und Pia den Tisch frei räumen, schüttet Pit die Holzkohle in das Grillbecken und überlegt. Ob er schon mal die Kohle entzünden soll?
„Was machst du da?“, fragt Nachbar Becker, der über die Gartenmauer lugt.
„Grillen“, sagt Pit. „Sieht man doch!“
Nachbar Becker wiegt bedenklich den Kopf „Eine gefährliche Sache für einen kleinen Jungen“, sagt er.
„Grillen ist kinderleicht, sagt Opa“, wehrt sich Pit.
Da klettert Nachbar Becker schon über die Mauer. „Lass mich mal machen! Gemeinsam werden wir das Kind schon schaukeln. Nicht wahr?“ Seine Augen strahlen, die Wangen glühen. Er sieht aus wie jemand, der sich nichts mehr wünscht als ein Grillfeuer zu entzünden.
Ehe Pit etwas sagen kann, macht sich der Nachbar schon am Grill zu schaffen und es dauert nicht lange und zarter, weißer, nach Grillkohle duftender Rauch steigt in die Luft.
„Na bitte!“, sagt Nachbar Becker und klatscht in die Hände. „Geht doch!“
„Na bitte!“, sagt in diesem Moment Opa, der mit Pia und dem Tisch aus der Garage kommt. „Geht doch! Wir haben einen Tisch!“
„Und wir haben ein Grillfeuer!“, ruft Pit. „Das Anzünden war ganz einfach. Ist das nicht toll?“
Ein bisschen fürchtet er, dass Opa sauer ist. Wegen der glimmenden Grillkohle und wegen Nachbar Becker, der neben ihm steht und zufrieden strahlt.
Opa aber ist nicht sauer. Im Gegenteil. Er lächelt und sieht sehr erleichtert aus.
„Toll? Ja, das ist toll! Und wie!“ Opa atmet auf. Seine Wangen, die gerade noch so seltsam blass gewesen sind, nehmen wieder die gewohnte Farbe an. „Es ist, wie ich immer sage: Grillen ist kinderleicht.“

© Elke Bräunling


Grillen ist kinderleicht, Bildquelle © Hans/pixabay

 

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