Die hungrige Spinne
Die hungrige Spinne
Tiergeschichte mit bunten Bildern – Alle Tiere haben Hunger, nicht nur die Spinne in ihrem Netz
Alle haben Hunger. Doch wer frisst wen?
Diese Tiergeschichte erzĂ€hlt von einer Spinne, die sich ungeliebt fĂŒhlt, und einer Feuerwanze, die sich nicht tĂ€uschen lĂ€sst. Zwischen listigen Verlockungen und vorsichtiger Freundlichkeit entwickelt sich ein kleines Drama mit ĂŒberraschendem Ende â klug beobachtet und mit einem Augenzwinkern erzĂ€hlt.
Ideal zum Vorlesen, Nachdenken â und Schmunzeln.
Mit Ausmalbild
Die hungrige Spinne
âMich mag keiner leidenâ, klagte die Spinne. Sie hockte in ihrem Netz, das sie vor dem schmutzigen Fensterglas des Gartenschuppens ausgebreitet hatte, und wartete auf ein Opfer. Sie war nĂ€mlich hungrig. Sehr hungrig.
Laut hallten ihre Klagelaute durch die sonst so stille Ecke hinten im Garten.
âWarum das?â, fragte die Feuerwanze mit dem leuchtend roten Panzer, die auf dem Weg zu ihren Kameraden war. âDu redest mit mir. Also scheinst du nett zu sein.â
âNett?â, fragte die Spinne und ihre Stimme klang ein bisschen empört. âDu willst mich wohl auf die Schippe nehmen, du hĂ€sslicher KĂ€fer? Ich bin nicht nett. Nein. Zum FĂŒrchten bin ich und gruselig und eklig und heimtĂŒckisch meines Netzes wegen. Alle sagen das.â
âAlle?â, fragte die Feuerwanze. âWer ist das?â
âDie MĂŒcken und Bienen und Fliegen und Schmetterlinge und … ja, und auch ihr KĂ€fer. Ihr alle geht mir aus dem Weg. Weil ich so hĂ€sslich bin. Ich und meine Netze, die zu spinnen ich mir so groĂe MĂŒhe gebe.â
âDeine Netze sind wunderschön, liebe Freundin. Ich betrachte sie mir gerne. Richtige kleine Kunstwerke sind sie, besonders am Abend, wenn sie im Licht der untergehenden Sonne funkeln und schimmern.â Die Wanze tat ihr Bestes.
Die Spinne auch. Sie war nĂ€mlich wirklich sehr hungrig und dieser WanzenkĂ€fer wĂŒrde fĂŒr eine ganze Weile ihren hungrigen Bauch satt machen.
âWarum kommst du dann nicht nĂ€her, wenn ich dir so gut gefalle?â, fragte sie und ihre Stimme klang schmeichelnd nun.
Die Feuerwanze zögerte. Sie war es nicht gewohnt, dass sich jemand mit ihr unterhalten wollte. Menschen und Tiere nÀmlich gingen ihr ihrer grellrot und gefÀhrlich leuchtenden Farbe wegen lieber aus dem Weg. Aus der NÀhe mochte niemand gerne etwas mit ihr zu tun haben. Und deshalb blieb sie auf der Hut. Alles, nur nicht in die NÀhe des schimmernden, klebrigen Spinnennetzes kommen. Achtung! Vorsicht!
âMeine NĂ€he ist nirgends willkommenâ, antwortete sie daher. âDaher bin ich es gewohnt, mich nur mit meinen Wanzenkollegen abzugeben und das ist gut so. Unter seinesgleichen passt man am besten zusammen.â
Die Spinne seufzte wieder. âKeiner kann mich leiden. Keiner! Auch du nicht. Es ist gemein, oh, wie ist es gemein!â
âWenn du dich da nicht tĂ€uschst!â, murmelte die Feuerwanze.
Sie blickte zu der Amsel, die gerade angeflogen kam und begehrlich und auch sehr hungrig auf die Spinne blickte, die dick und sehr verlockend mitten in ihrem Spinnennetz saĂ.
Auch die Spinne hatte die Amsel gesehen. Wusch!, war sie in ihrem Versteck unter dem Fensterrahmen verschwunden und auch die Feuerwanze machte, dass sie weiterkam hinĂŒber zu der groĂen Linde, auf deren Stamm ihre Kollegen warteten. Still war es wieder geworden in der Gartenecke und alle waren so hungrig wie zuvor, die Spinne, die Feuerwanze und die Amsel.
© Elke BrÀunling
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