Der kleine blaue Schmetterling und die Margerite

Schmetterlingsgeschichte im Sommer – Ein Nachmittag im Garten mit vielen Geschichten

„Erzählst du mir eine Geschichte?“, fragte der kleine blaue Schmetterling die Margerite, die er gerade besuchte?
„Eine Geschichte?“ Die Margerite sah den Schmetterling an. „Was ist das?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete der. „Ich denke, es ist etwas Schönes.“
„Sagt wer?“
„Die Kinder sagen es.“ Der kleine blaue Schmetterling tänzelte aufgeregt über dem Margeriten-Blütenkranz auf und ab. „Sie wünschen sich nämlich gerade auch eine Geschichte und die große Menschenfrau hat „Wenn ihr brav seid und mich jetzt ein bisschen schlafen lasst, erzähle ich euch später eine Geschichte“ gesagt.
„Zwei Geschichten“, hat sich der Junge da sogar gewünscht. „Für jeden eine.“
Da hatte die Menschenfrau gelacht und gesagt:
„Da müsst ihr aber besonders brav sein. Vielleicht tut ihr einstweilen etwas Gutes, während ich ein Schläfchen mache?“
„Blumen pflücken ist etwas Gutes“, hat das Mädchen gerufen und das Junge hat die Gartenschere genommen. Er wolle im Garten etwas Ordnung machen und die welken Blütenköpfe abschneiden, sagte er. Und jetzt sind die beiden mit der großen Schere im Garten unterwegs.
Die Margerite erschrak. „Im Garten? Hier? Mit der Schere?“
„Sag ich doch“, brummte der Schmetterling. „Was ist nun mit meiner Geschichte? Erzählst du mir eine?“
Die Margerite aber heulte auf. „Wie kannst du jetzt an so etwas denken? Wir Blumen sind in Gefahr! Die Kinder haben eine Schere und werden uns die Köpfe abschneiden. Hilfe!“
„Bist du denn eine welke Blüte?“, erkundigte sich der Schmetterling.
„Natürlich nicht“, kreischte die Margerite auf. Sie fürchtete sich nun sehr. „Aber wissen das die Kinder? Und was, wenn sie mich pflücken?“
„Keine Ahnung.“ Nein, dazu konnte der kleine blaue Schmetterling nichts Tröstendes sagen. Aber der Gedanke an eine kopflose Margerite gefiel ihm auch nicht.
Und die war nun wirklich kopflos, obwohl sie ihren Blütenkopf noch stolz auf dem Stängel trug. Kopflos vor Angst war sie.
„So hilf mir doch!“
„Hm!“ Der Schmetterling überlegte. „Ich könnte meine Schmetterlingsfreunde holen. Und die Hornissenfamilie. Sie alle sollen sich auf deine Blüte setzen und dann werden die Kinder es nicht wagen, dir mit dieser scharfen Schere weh zu tun.“
„Ja. Oh ja. Das mach bitte! Schnell!“ Die Margerite war sehr aufgeregt. „Und beeile dich! Vorher aber sieh bitte nach, ob sie schon nahe sind. Ich kann sie nirgends sehen.“
„Wird erledigt.“ Schnell machte sich der kleine Schmetterling auf die Suche nach den Kindern. Er entdeckte sie hinten im Garten beim alten Brunnen. Sie lagen im Gras und dachten gar nicht daran, Blumen die Köpfe abzuschneiden. Warum auch? Nein, sie redeten. Viel hatten sie einander zu erzählen. Mit Händen und Füßen sogar.
„Ich wünsche mir noch eine Geschichte!“, rief der Junge gerade und das Mädchen begann von neuem zu erzählen.
Eine Geschichte? Der kleine blaue Schmetterling setzte sich auf eine Butterblume und lauschte den Worten des Mädchens. Es waren lustige Worte, spannende, aufregende. Er lauschte und lauschte. So hörte es sich also an, wenn jemand eine Geschichte erzählte? Fein. Davon konnte er gleich gar nicht mehr genug kriegen.
Viele Geschichten lernte der kleine blaue Schmetterling an diesem Nachmittag kennen und er bewahrte sie gut in seinem Gedächtnis auf, damit er sie nachher der ängstlichen Margerite erzählen konnte. Und das tat er auch, später, als alle Geschichten erzählt waren.

© Elke Bräunling

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Sommerfreunde, Bildquelle © kie-ker/pixabay

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