Im Wald der Träume

Gutenachtmärchen für Kinder – Im Wald der Träume findest du alle Träume … und auch die Traumgeister und Feen und Wichte leben dort

Am Ende der Seite findest du diese Geschichte gekürzt und in einfacher Sprache

 

Mia hat schlecht geträumt. Ein Geist hat vor ihrem Bett gestanden und schaurig geheult. Deshalb will sie am nächsten Abend nicht zu Bett gehen.
„Dein böser Traum“, sagt Mama, „ist längst im Wald der Träume. Der böse Geist kommt bestimmt nicht zurück.“
„Wald der Träume? Was ist das?“, fragt Mia.
„Ein großer Wald, den noch kein Mensch je gesehen hat. Dort landen alle Träume, und aus jedem Traum wächst ein neuer Baum.”
„Uih“, sagt Mia, „da wird der Wald ja jeden Tag größer!“
Mama nickt. „Ist das nicht prima? Jeder Baum hat sein Geheimnis. Und vielleicht“, sagt sie, „verirrt sich mancher Traumbaum nach einem besonders schönen Traum hierher in unseren Wald.“
„Fein“, sagt Mia. „Dann träume ich jetzt einen schönen Traum, und morgen besuchen wir ihn im Wald.“
Mama lächelt und knipst das Licht aus. „So machen wir das. Doch nun schlaf gut und träume schön!“
Mia denkt an den Wald der Träume. Viele ganz unterschiedliche Bäume stellt sie sich vor, ja, und auf einmal steht sie auf einer Waldlichtung. Hell ist es hier und sonnig. Ringsum wachsen Bäume so hoch und so dicht, dass kein Lichtstrahl zum Boden gelangt. Mia fröstelt.
„Willkommen im Wald der Träume!“, sagt da eine fröhliche Stimme, und ein Mädchen, das ihr wie ein Spiegelbild ähnelt, steht vor ihr.
„Wer bist du?“, staunt Mia.
„Dein Traumkind! Und nun zeige ich dir den Wald und die Traumgeister. Einigen werden wir unterwegs begegnen. Sei leise, denn sie fürchten sich vor Menschen!“
Mia erschrickt. “D-du meinst, wir g-gehen in diesen dunklen Wald? D-das kann ich nicht.“
“Ich bin ja bei dir”, tröstet Traumkind.
Es fasst Mia an der Hand und führt sie in den Wald.
Auf einmal springt eine kleine Feengestalt hinter einer Baumwurzel auf. Sie fuchtelt mit den Armen und heult auf: “Zu Hilfe! Ein Menschenkind ist hier! Achtung! Aufgepasst!”
Aufgeregt saust die kleine Fee von Baum zu Baum, bleibt manchmal stehen, um hinter einem Baumstammversteck zu Mia und Traumkind herüber zu lugen.
“Siehst du”, sagt Traumkind. “Sie fürchtet sich, die kleine Traumfee!”
“Aber wir tun ihr doch nichts!”, wundert sich Mia.
“Glaubst du mir nun, dass Traumgeister die Menschen fürchten?”, fragt Traumkind. “Diese Angst, diese dumme Angst! So unnötig ist sie!“
Währenddessen geht ein Raunen durch den Wald. Von allen Seiten knistert, knackt, tuschelt und brummelt es. Ab und zu sieht Mia fremd aussehende Gestalten zwischen den Bäumen umherhuschen. Manche sehen aus wie Geister und Gespenster, andere wie Spielzeugmonster, Drachen, Vampire, Zwerge, Feen, Hexen oder Zottelungeheuer. Wieder andere ähneln Menschen in altmodischen Frisuren und Kleidern. In einem aber unterscheiden sie sich nicht: Sie sind alle sehr aufgeregt und scheinen sich zu fürchten.
“Vorsicht”, ruft es von allen Seiten. “Passt auf!”
“Gebt Acht! Gefahr!”
“Huhui! Hiilfe!”
“Ich habe Angst!”
“Versteckt euch!”
“Achtung! Ein Menschenkind ist da, ja, es ist wahr!”
Aufgeregt schallt es durch den Wald. Selbst die Zweige der Bäume wedeln aufgewühlt hin und her.
”Huhuuu! Ein Menschenkind! Seht euch vor! Huhuu, huhuu!”
Wieder und wieder ertönt das ängstliche Geheule durch den Wald.
Mia ist verwirrt. Traumkinds Gesicht aber wird rot vor Wut.
“Ruhe!“, ruft es. „Fürchtet ihr euch etwa vor der kleinen Mia, ihr Angsthasengeister? Sie tut euch nichts zu Leide! Ihr aber führt euch nachts wie wilde Kerle auf, wenn ihr böse in den Träumen der Kinder herumgeistert. Dabei wisst ihr selbst, wie schlimm es ist, Angst zu haben! Feiglinge seid ihr! Und nun seid endlich still. Hört ihr?”
Lustig sieht es aus, wie sich das kleine Traumkind aufregt!
Mia muss lachen. Laut und schallend.
Sofort wird es still im Wald der Träume, und die Traumgeister ziehen sich in das Dickicht zurück. Immer leiser wird das Geraune, dann ist Ruhe eingekehrt.
„Schade“, sagt Mia. Sie wendet sich Traumkind zu, doch es ist nicht mehr da.
Da sieht sie dass die ersten Sonnenstrahlen auf ihr Bett blinzeln.
„Schade“, sagt wie wieder. „Diesen Traum hätte ich gerne noch ein bisschen weiter geträumt.“

© Elke Bräunling

Auch hier hat Mia aufregende, tröstende Begegnungen mit ängstlichen Wesen:
Mia und der Angsthase und Mia und der ängstliche Geigengeist

Träumewald, Bildquelle © Myriams-Fotos/pixabay

 

Im Wald der Träume
Kurze Fassung in einfacher Sprache

Mia hat einen schaurigen Traum gehabt und möchte deshalb nicht mehr einschlafen.
„Dein böser Traum ist vorbei“, sagt Mama. „Der Traumgeist ist nun im Wald der Träume. Er wird nicht zurückkommen.“
„Was ist ein ‚Wald der Träume`?“, fragt Mia.
„Ein Wald voller Träume“, erklärt Mama. „Jeder Traum wird dort zu einem Baum.“
„Toll!“, sagt Mia.
Später träumt sie, dass sie diesen Traumwald besucht. Sie entdeckt viele Bäume und jeder sieht anders aus. Das ist sehr schön.
Plötzlich steht eine kleine Fee vor ihr.
„Ich bin Traumkind!“, sagt sie. „Darf ich dir den Traumwald zeigen?“
Die kleine Fee nimmt Mia an der Hand und sie besuchen viele Traumbäume. Sie treffen auch die Traumgeister. Die sehen nun gar nicht mehr gruselig aus. Nein. Sie fürchten sich vor Mia und verstecken sich hinter den Bäumen.
Witzig sieht das aus. Mia muss lachen.
Sie lacht und lacht und lacht und dann lachen auch die Traumgeister. Und plötzlich liegt Mia wieder in ihrem Bett.
„Schade!“, sagt sie. „Diesen Traum hätte ich gerne noch weiter geträumt.“
© Elke Bräunling
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