Der kleine Igel und der Winterbauch

Tiermärchen vom Igelhunger – Viel essen muss der kleine Igel im späten Sommer, damit der Bauch für die lange Zeit des Winterschlafs dick und rund ist

Viel Sturm brachte das Gewitter an diesem Spätsommerabend mit Sturm und Regen und Blitz und Donner. Es ging laut zu im Wald und die Waldtiere verkrochen sich lieber in ihren Verstecken und Höhlen und Nestern.
Auch der kleine Igel blieb länger als sonst in seinem Versteck im Holzstapel bei der Waldwiese, in dem er über Tag geschlafen hatte. Starken Regen und Sturm mochte er nämlich nicht leiden. Es war auch gefährlich, bei Gewitter unterwegs zu sein. Ein Blitz könnte einschlagen oder der Sturm könnte Äste von den Bäumen werfen oder gar einen ganzen Baum zu Boden fallen lassen. Nun aber war das Unwetter weiter gezogen und von Blättern, Zweigen und Blüten tropften die Regentropfen einer nach dem anderen zu Boden. Es waren so viele, dass man meinen konnte, es würde noch regnen.
„Eine gute Zeit, diese Nachregenzeit“, sagte der kleine Igel.
Er liebte die Stunden nach dem Regen. Die tropfenden Tropfen weckten nämlich viele Tiere auf und verlockten sie mit ihrer Regentropfenmusik, ihre Verstecke und Schlafplätze zu verlassen. Überall im Wald würde er sie nun treffen, seine Tierfreunde und auch die Feinde. Auch die Tiere, die ihm besonders gut schmeckten, waren nach dem Regen besonders zahlreich im Wald unterwegs. Am liebsten verzehrte er Schnecken und Regenwürmer und die krochen in dieser Nacht allüberall über den Waldboden. Sie mochten das Licht des Tages nämlich genau so wenig leiden wie der kleine Igel. Auch liebten sie die Feuchtigkeit, genau so wie der kleine Igel sie liebte. Und sie waren hungrig. Nach dem Regen würden sie viel Nahrung im Wald finden.
Auch der kleine Igel war hungrig. Eine reiche Beute würde er heute machen und das war auch gut so. Sein Bauch war noch nicht rund genug, um den langen Winterschlaf in der Igelhöhle gesund zu überstehen. Viel musste er noch essen.
„Essen, essen, essen“, rief er nun und schnuffelte. „Ich muss jetzt ganz viel essen, denn ich brauche einen dicken, runden und gesunden Winterbauch.“
Und das tat er dann auch in dieser Nacht, der noch viele andere Igelfeinschmeckernächte folgten. Essen! Essen! Essen! Manchmal taten sie ihm leid, die Würmer und Schnecken, die in seinem Bauch landeten. Aber wie sollte er den Winter überstehen, wenn er sich nun im Herbst nicht sattfräße?
„Das Leben kann so gemein sein“, murmelte er zwischen zwei Bissen. „Gemein und schön. Sonst wäre es nicht das Leben.“

© Elke Bräunling

 

Igelhunger, Bildquelle ©  Caprio23auto/pixabay

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