Vor dem ersten Schultag

Kindergeschichte zur Einschulung – Freunde lassen niemanden alleine in die Schule gehen

„Wenn ich zum ersten Mal in die Schule gehe, kommt ihr alle mit!“
„Ehrensache!“, tönt es von ringsum. „Wir sind deine Schulfreunde. Aber ja! Aber klar!“
Das Kind, das im Garten sitzt, nickt zufrieden.
„Gut!“, sagt es. „Ohne euch würde ich nie und niemals dorthin gehen.“
„Das ist richtig so!“, ruft einer der Sommerfreunde. „Und deshalb begleite ich dich mit meinen Kollegen auch an diesem komischen Tag zu diesem komischen Ort, den keiner braucht. Doch nun entschuldige mich.  Ich muss jetzt ein bisschen alleine sein. Die Sonne tut mir nicht gut.“
„Okay!“ Das Kind winkt der Weinbergschnecke noch einmal zu, doch die sieht es nicht mehr. Längst hat sie sich in ihr Schneckenhaus zurückgezogen.
„Das ist mal wieder typisch!“, schimpft der kleine Spatz, der es sich auf der linken Schulter des Kindes bequem gemacht hat. „Wenn es unbequem wird, verschwinden sie, diese Schneckentiere.“
„Jeder wie er kann“, brummt das Kaninchen. „An diesem besonderen Menschentag aber werden wir alle bereit sein. Stimmt’s?“
„Stimmt!“, rufen alle ringsum, der Hase, die Mäusefamilie, der Igel, die Hühnchen, die Vögel, Grillen, Schmetterlinge, Ameisen, Bienen, Hummeln und all die anderen Tiere, die im Garten leben. Selbst der Maulwurf, der eigentlich immer nur müde ist, stimmt mit ein. Für Freunde ist man füreinander da. In guten wie in schlechten Zeiten.
„Wie wollen wir eigentlich alle an den Ort, den du Schule nennst, gelangen?“, fragt die dicke Erdkröte.
„Wir fliegen neben dir her!“,  rufen die Vögel, Schmetterlinge, Bienen, Hummeln, Käfer und all die anderen, die Flügel haben. „Das ist keine Frage.“
„Genau!“, sagt das Kind und es sieht schon vor sich, wie es von seinen fliegenden Freunden umgeben in der Schule ankommt. Alle würden staunen. „Und ihr anderen“, schlägt es vor, „packe ich in meinen Schulranzen und in die Jackentaschen. Das wird toll!“
„Toll?“
„Uns alle willst du in eine Tasche stecken?“
„Wir sind zu viele!“
„Ich mag nicht in einer engen, dunklen Tasche hocken.“
„Das gibt Streit!“
Und auf einmal schimpfen und streiten und keifen und wüten die Sommerfreunde laut durcheinander. So laut, dass das Kind aus seinem Schlaf erwacht.
Es blinzelt und blickt auf die kleine Wiese. Es ist ruhig und friedlich, wie es an warmen Sommernachmittagen immer ist. Zwei Hühnchen picken im Gras, eine Amsel sitzt am Rand der Wasserschale und trinkt, Hummeln summen im Lavendelbusch und im Fliederstrauch streiten die Spatzen. Ein Marienkäfer, der ein Glückskäfer ist, kommt angebrummt und setzt sich auf die Nase des Kindes.
„Ich bringe dir Glück“, flüstert er. „Und wenn du magst, setzte ich mich an diesem Tag, den ihr Schultag nennt und der dir so verrückte Träume beschert, auf dein Ohr und begleite dich. „Wer zum ersten Mal in die Schule geht, kann einen Glücksbringer als Freund gut gebrauchen. Einverstanden?“
„Einverstanden!“, antwortet das Kind. Es sagt es ganz leise.

© Elke Bräunling

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Sommerfreunde, Bildquelle © pezibear/pixabay

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