Wozu sind die Blumen da

Umweltgeschichte – Blumen sind wichtig für Mensch und Tier und müssen weiterleben

„Ist dir langweilig, Mädchen?“
Pia schrak zusammen. Schon eine ganze Weile saß sie in der Sonne auf dem Mäuerchen vor Großtante Luises Haus und wartete auf den Holderbauern. Der hatte ihr versprochen, sie auf dem großen, neuen Mähdrescher bei der Mahd der Waldwiese mitzunehmen. Doch er kam und kam nicht und ein bisschen war ihr dösig geworden in der warmen Augustsonne. Vielleicht war sie auch eingenickt.
Nun aber riss sie die Augen auf und starrte in das runzelige Gesicht von Martha, der alten Hühnerfrau.
„Ich … ich warte auf den Mähdrescher“, stammelte sie.
Die alte Martha schmunzelte. „Das dauert noch. Die mähen gerade hinten im Talgrund.“
„Echt? Sie wollten mich doch mitnehmen! Gemein ist das!“ Pia verzog das Gesicht zu einer Schnute. „Und was mache ich jetzt?“
„Du kannst mir helfen!“, bot Martha ihr an.
„Helfen?“ Pia musterte die Frau. Die hielt einen Korb in den Händen und darin lagen kleine Papiertüten, Schachteln und Blechdosen. „Was machst du damit?“
„Samen sammeln. An den Wegrändern, in den Gärten und auf den Wiesen.“
„Samen? Sammeln? Warum?“ Pia riss die Augen auf und blickte die alte Frau verdutzt an. So etwas hatte sie noch nie gehört.
„Warum macht man das? Und wozu?“, fragte sie.
„Warum? Wozu?“ Die Alte lachte heiser auf. „So etwas lernt ihr nicht in der Schule, stimmt’s?“ Und als Pia den Kopf schüttelte, begann sie zu erklären: „Mir fehlen die Vögel, besonders die Singvögel. Es leben nicht mehr so viele hier bei uns wie früher. Auch die Insekten vermisse ich, die Bienen, Hummeln, Käfer, Schmetterlinge, Grillen, Grashüpfer, ja, und auch die Mücken und Schnaken und Wespen, auch wenn wir Menschen die weniger mögen.“
„Die braucht auch keiner“, brummte Pia.
„Doch. Die Vögel brauchen sie. Sie ernähren sich von ihnen, ebenso die Libellen, die Hornissen, die Kreuzspinnen, für sie alle sind Wespen eine Leibspeise. Und Vögel und Fische, Frösche und Kröten zum Beispiel lieben Mücken und Schnaken.“
„Auf Kreuzspinnen kann ich auch verzichten. Sind die auch Futter von Vögeln?”
Martha nickte. „Jedes Tier hat seine Bestimmung und ist, wenn auch nicht freiwillig, Nahrung für andere Tiere.“
Das verstand Pia. „Aber was hat das mit den Blumensamen zu tun?“, fragte sie.
„Blumen und Kräuter und Gräser bieten Vögeln und Insekten Nahrung, Unterschlupf, Wohnung und Platz für die Fortpflanzung. Viele Insekten legen ihre Eier in den Pflanzen ab, für die Vögel sind ihre Samen eine Leibspeise, und vergiss nicht die Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Käfer. Sie brauchen den Blütennektar, um nicht zu verhungern.“ Martha machte eine kurze Pause, schnaufte tief durch. „Und auch wir freuen uns auf Kräuter und Gemüse und Obst auf unseren Tellern. Nicht wahr?“
„Stimmt.“ Pia hatte begriffen. „Und wenn es weniger Blumen und Kräuter gibt, haben die Vögel weniger zu essen und die Insekten keinen Platz für ihre Eier. Also gibt es weniger Insekten, und schon wieder haben die Vögel weniger zu futtern. Und deshalb …“ Sie stockte, dann fuhr sie mit belegter Stimme fort. „Und deshalb werden sie immer weniger. Oh, wie ist das schade!“
Martha nickte. „Wie recht du hast, Kind. Und deshalb ist es höchste Zeit, dass wir alle etwas für unsere Umwelt und die Tiere tun. Jeder kann mitmachen und dafür sorgen, dass wieder mehr Blumen blühen.“
Pia griff nach Marthas Korb. „Und deshalb sammeln wir jetzt auf der Waldwiese alle Samen, die wir finden, bevor der Holderbauer die Blumen und Kräuter und Gräser mit dem Mäher köpft und sie den Kühen zum Fressen gibt. Die Samen säen wir dann im nächsten Frühjahr allüberall in den Feldern und Gärten und an den Wegrändern aus.“ Sie marschierte los. „Schnell, Tante Martha, wir müssen uns beeilen. Es ist höchste Zeit.“
Das war es auch. Nicht nur wegen dem Holderbauern und seinem Mähdrescher.

© Elke Bräunling

Auch hier geht es um den Erhalt der Blumen und Tiere und um Blumensamen: Der Samensammler

Kleine Bienenweide in meinem Garten

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