Oma Wolke und die Schätze der Natur

Oma Wolke und die Schätze der Natur

Kindergeschichte nicht nur zu Erntedank

Titelbild + Text + Illustration Erntespaziergang „Alles, was man selbst sammelt, schmeckt besser.“ – Oma Wolke

Lebensmittel sind so sehr wertvoll

Wenn die Tage kürzer werden, die Felder abgeerntet sind und der Herbst seinen goldenen Glanz über die Landschaft legt, ist es Zeit innezuhalten – Zeit für Dankbarkeit.
In dieser liebevoll erzählten Geschichte geht es um ein Kind, das spürt, wie wichtig es ist, „Danke“ zu sagen. Nicht nur am Esstisch, sondern draußen – bei den Pflanzen, den Bäumen, den Kräutern, bei allem, was uns nährt. Gemeinsam mit seinem Vater feiert es ein stilles, persönliches Erntedankfest – voller Achtsamkeit und Wertschätzung für die Natur.

Diese Geschichte ist eine Einladung: zum Nachdenken, zum Mitfühlen, zum eigenen kleinen Dankefest. Mit Ausmalbild.

 

Oma Wolke und die Schätze der Natur

„Ich glaube“, sagte Oma Wolke zu den Nachbarkindern Pia und Pit, „ich gehe heute noch mit meinem Sammelkorb in die Feldwege. „Der Sturm der letzten Nacht hat bestimmt viele Früchte von den Bäumen gerissen. Bevor die alle verfaulen, sollte man sie retten.“
„Gute Idee“, sagte Pia. „Darf ich mitkommen? Ich kann dir helfen.“
„Ich auch“, rief Pit und rieb sich den Bauch. „Der Kuchen mit den Birnen, die wir gestern am Straßenrand gefunden haben, schmeckt so lecker. Jetzt habe ich ganz viel Lust bekommen, noch viel mehr ‚gefallenes’ Obst zu retten.“
Illustration Oma mit Kindern bei letzter Apfelernte, sehr herbstlich„Gerne! Kommt mit!“ Oma Wolke schmunzelte. „Aber sagt: Gestern war es euch peinlich, die Früchte vom Boden einzusammeln. Weil sie angefault oder beschädigt waren und weil sie am Wegrand lagen. Ist es das nun nicht mehr?“
Pias Wangen röteten sich vor Verlegenheit. Es stimmte: Gestern hatte sie es als hochnotmegapeinlich empfunden, sich nach den angestoßenen Birnen zu bücken. Ein bisschen sah es ja doch aus, als könne man es sich nicht leisten, frisches Obst zu kaufen.
„Es soll ja nun wirklich nicht auf dem Boden verfaulen und am Ende auf dem Müll landen“, murmelte sie. „Außerdem ist es mir jetzt egal, was die Leute denken.“
Pit nickte. „Dieses Obst ist auch wertvoll und man kann es prima essen. Besonders in einem coolen Oma-Wolke-Kuchen.“ Er schielte zu dem Teller mit dem Birnenkuchen hinüber. „Dürfen wir bitte noch ein Stück haben? Als Wegzehrung.“
Oma Wolke nickte. „Aber ja. Gerne.“
Und dann legte sie jedem ein großes Kuchenstück auf den Teller.
„Man kann aus Fallobst noch viele andere feine Dinge zaubern“, sagte sie. „Marmelade oder Gelee zum Beispiel, Kompott oder Mus, Nachspeisen, Kekse, Trockenobstringe, Geleepralinen, Saft, Obstwein …“ Sie lachte. „Ja, sogar Schnaps.“
Die Kinder staunten. Das klang alles sehr lecker. Bis auf den Schnaps natürlich und den Wein.
„Als ich so alt war wie ihr, mussten wir alles Essbare, das wir unterwegs fanden, aufsammeln“, fuhr Oma Wolke fort. „Jene Erinnerungen und Geschichten von früher sind lästig, doch wir waren darauf angewiesen, Früchte, Beeren, Kräuter, Kastanien, Nüsse, Pilze und andere Geschenke, die die Natur für uns bereit hielt, sorgsam aufzusammeln und mit Ehrfurcht zu behandeln. All diese Schätze hatte meine Großmutter dann eingeweckt und eingekocht, damit wir auch im Winter satt wurden und unsere nötigen Vitamine zu uns nehmen konnten. Das war nach dem großen Krieg und den Hungerjahren sehr wichtig. Unsere Eltern hatten auch nur wenig Geld, um teures Obst und Gemüse zu kaufen. Um jedes Kraut, jede Frucht, die wir unterwegs fanden, waren wir daher dankbar. Und ehrlich, es schmeckte umso leckerer, denn es war schwer verdient.“
Illustration Vorratskammer, die gefüllt ist mit EingemachtemPit nickte. „Das kann ich gut verstehen. Alles, was man selbst sammelt oder erntet, schmeckt besser. Das sagen Mama und Papa auch immer.“
„Es ist ja auch doof, wenn all die reifen Früchte verfaulen würden, nur, weil wir keine Lust zum Sammeln haben – oder weil wir uns vielleicht auch ein bisschen genieren“, ergänzte Pia. „Dazu braucht man keinen Krieg, um das zu kapieren.“
Oma Wolke nickte und schwieg. Mehr mochte sie dazu gerade nicht sagen. Es tat nicht immer gut, sich zu erinnern.

© Elke Bräunling

 

Illustration Oma mit Kindern bei letzter Apfelernte, sehr herbstlich

Bildquelle © sipa/pixabay

 

AUSMALBILD

Ausmalbild Oma in der Vorratskammer, die gefüllt ist mit Eingemachtem

 

Aus dem Buch: Omas Sommergeschichten
Buchvorstellung SOMMERGESCHICHTEN "Omas Sommergeschichten"
Taschenbuch: Omas Sommergeschichten: Sommergeschichten und -märchen für Kinder *
Ebook:  Omas Sommergeschichten: Sommergeschichten und Märchen für Kinder *

*Affiliate LInks

 

Pinterestpin Textanfang

Vielleicht haben Sie Lust, mein Blog zu abonnieren?

So verpassen Sie keinen Beitrag mehr! Einfach Mail-Adresse eintragen, absenden und den Link in der Bestätigungsmail anklicken. Ich freue mich auf Sie! Auf Dich!