Der Traumkönig und sein Reich
Märchen von den Träumen – Alle Träume haben einen Platz im Reich des Traumkönigs, und der passt gut auf, dass die Wiese der schönen Träume auch weiterhin schön und bunt bleibt. Das ist nicht immer einfach – der bösen Träume wegen. Doch lies selbst!
„Ich habe ein großes, schönes Reich”, sagte der Traumkönig.
Er war sehr zufrieden, denn Tag um Tag und Nacht um Nacht gedieh und wuchs sein Reich mehr und mehr. Jeder Traum nämlich, den die Menschen auf der Erde träumten, landete in seinem Reich. Die schönen Träume und die hässlichen.
Aus jedem schönen Traum wuchs eine Blume auf der großen Traumwiese. Jeder hässliche Traum hingegen brachte einen Stein in die Traumwüste seines Reiches. Traumwiese und Traumwüste waren getrennt von einem breiten Fluss, dessen Wassertropfen jeweils aus einem Traum bestanden. Es waren die normalen Träume, die weder besonders schön noch besonders gemein waren.
Der Traumkönig war stolz auf seine Traumsammlung. Jeden Morgen begutachtete er sein Reich von seiner Traumwolke aus und war zufrieden.
In letzter Zeit aber beobachtete er bekümmert, wie die graue Steinwüste von Nacht zu Nacht immer größer wurde. Bald waren die blühenden Traumwiesen nur noch kleine Flecken inmitten öder, leerer Wüstenlandschaften. Es passierte auch immer öfter, dass Steine aus der Traumwüste in den Traumfluss polterten. Dann trat der Fluss über seine Ufer, und die vielen Wassertropfen überschwemmten die Traumwiesen. Gar nicht schön sah das aus. Die Blumen auf den Traumwiesen litten sehr.
Auch den Traumkönig machte dieser Zustand unglücklich.
„Was ist bloß mit den Menschen los?”, murmelte er. „Haben sie keine schönen Träume mehr? Gibt es nur noch hässliche, gemeine Albträume auf der Erde? Seltsam! Seltsam!”
Er wunderte sich sehr, und nach einigen Tagen machte er sich mit seinen Traumgeistern auf den Weg zur Erde. Dort hörte er viele Worte, die ihm gar nicht gefielen. Stress hießen sie, Angst und Panik, Fernseher und Computer, Horrorfilme und Gruselspiele, Arbeitslosigkeit, Neid, Streit, Gleichgültigkeit und andere hässliche Dinge, die das Leben der Menschen grau und freudlos machten.
„Kein Wunder, dass es nur noch wenig schöne Träume gibt“, sagte der Traumkönig grimmig. „Die Menschen brauchen mehr Ruhe am Abend, weniger Angst und mehr Friede, um wieder schöne Träume zu haben. Aber wo um alles in der Welt sind Ruhe und Friede nur geblieben?“
Nachdenklich kehrte er auf seine Traumwolke zurück. „Ich muss den Menschen helfen. Unbedingt. Aber wie?”
Er überlegte und überlegte, ja, und eigentlich grübelt er noch heute darüber nach. Vielleicht wird ihm ja eines Tages die richtige Idee einfallen?
Was meint ihr? Könnt ihr dem armen, grübelnden Traumkönig vielleicht mit Ideen helfen? Ja? Na, dann nur zu …
© Elke Bräunling
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Traumland, Bildquelle © peter_pyw/pixabay