Traumreise zum Meer

Traumgeschichte – Auf einem Fluss reisen bis zum Meer, davon träumt Mia

Ein schöner Sonnentag ist heute. Mia sitzt am Bach, der durch die Wiese plätschert. Es macht Spaß zuzusehen, wie die Wellen von Stein zu Stein trudeln und sich um die Kurven schlängeln.
Jetzt kommt ein Blatt angeschwommen. Es hüpft auf den Wellenkämmen auf und ab, taucht unter, springt wieder auf und gleitet weiter.
„Wo es wohl landen wird?”, murmelt Mia. „Im Fluss? Vielleicht schwimmt es sogar bis zum Meer?“
Nachdenklich blickt sie dem Blatt hinterher. Dann legt sie sich ins Gras zurück, schließt die Augen und stellt sich vor, auf diesem Blatt zu sitzen und zum Meer zu reisen.
Da, auf einmal, spürt Mia, wie sie klitzeklein wird, und – schwups – schon sitzt sie auf dem Blatt im Bach und treibt mit ihm talwärts. Es macht Spaß, über die Wellen zu hüpfen und ans Ufer zu schauen.
Sie kommen zum Stausee. Nur leicht segelt hier das Blatt im Wasser, plötzlich aber macht es einen Satz und kugelt kopfüber den Wasserfall hinunter. Mia kann sich gerade noch festhalten, und da sind sie auch schon unten. Eilig geht es jetzt weiter zum Fluss.
„Dort wird´s ruhiger“, sagt das Blatt. „Wir müssen nur aufpassen, dass wir den Schiffen nicht zu nahe kommen.“
Das tun sie dann auch, Mia und ihr Blatt. Gemütlich reisen sie flussabwärts durch enge Felstäler und weite Flussauen vorbei an Kornfeldern, Viehweiden, Dörfern, Städten und Fabriken. Immer gibt es etwas zu sehen. Der Fluss wird breit und immer breiter.
Bald kann Mia das Meer riechen. Sie schnuppert. Es riecht salzig. Möwen fliegen kreischend über sie hinweg.
„Was nun?”, fragt sie das Blatt. „Sollen wir an Land gehen? Eine Fahrt übers Meer wäre aber auch nicht schlecht …“
Das Blatt schaukelt zur Antwort im Wind hin und her, und es klingt wie: „Meer, Meer, Meer…“
Hm! Mia überlegt. „Du hast recht“, ruft sie und macht es sich auf dem Blatt bequem. „Fahren wir übers Meer! Ich möchte die Welt kennen lernen.“
Das Blatt macht einen Hüpfer und springt auf einen hohen Wellenkamm, der sie aufs Meer hinausträgt. Bald schon ist kein Land mehr zu sehen. Mia schaut sich um. Die See ist ruhig. Das Wasser schimmert tiefblau, und am Horizont kann man nicht erkennen, wo das Wasser endet und der Himmel beginnt.
Mia legt sich auf dem Blatt zurecht und lässt sich von den Wellen forttreiben. Wo sie wohl landen wird? In Amerika, in Grönland oder auf einer einsamen Insel wie Robinson Crusoe? Vielleicht würde sie auch eine ganz neue Welt entdecken? Toll wäre das …
„Träumst du, Mia?”, hört sie da Mamas Stimme rufen. „Hast du Lust auf ein Ballspiel?“
Ball spielen? Auch nicht schlecht. Schnell springt Mia auf und läuft zu Mama. Von ihrer Reise mit dem Blatt aber wird sie nichts erzählen. Man muss ja nicht jeden Traum verraten, oder?

© Elke Bräunling


Träumen vom Meer, Bildquelle © nvodicka/pixabay

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