Ein “echter” Ochse

Tiergeschichte – Ochse Berti lebt im Museumsdorf und hat dort ganz besondere Aufgaben

Friedlich grast Ochse Berti auf der Weide. Er ist heute ganz alleine hier. Seine Gefährtinnen, die Kühe, sind heute Morgen mit dem Bauern auf eine andere Weide weiter gezogen. „Du bleibst hier, Berti“, hat der Bauer gesagt. „Es wird Zeit, dass du lernst, einen Erntewagen und einen Pflug zu ziehen.“
Einen Erntewagen soll ich ziehen?, überlegt Berti. Und einen Pflug? Was ist das überhaupt, ein Pflug?
„Ich bin doch kein dummer Ochse, oder?“, brummt er.
Berti denkt nach. Zum Ernten und Pflügen gibt es Maschinen. Das hat er in den letzten Monaten auf der Weide immer wieder gesehen und gehört. Nur einen Ochsen, der so schwer arbeiten soll, nein, den hat er nicht gesehen. Er hat auch nichts davon gehört.
Halt! Da war doch etwas? Stimmt. Neulich waren Leute da. Vom Museumsdorf.
Lange sind sie durch die Ställe gegangen, haben geschaut, überlegt und geredet.
„Mit dem Traktor wollen wir die Felder rund um das Museumsdorf nicht bestellen“, hat einer von ihnen gesagt. „Dazu brauchen wir Ackerpferde oder Ochsen.“
„Und unsere Gäste sollen mit Pferde- und Ochsengespannen durch das Museumsland gefahren werden. Wie früher vor hundert und mehr Jahren.“
„Ja“, sagte wieder ein anderer. „Ausflüge wollen wir mit unseren Besuchern machen und Picknickfahrten. Und erzählen wollen wir ihnen vom Landleben und der Landwirtschaft unserer Urgroßeltern und Urururgroßeltern.“
„Genau.“ Alle hatten zustimmend genickt. „Ganz echt soll es sein.“
Jetzt begreift Berti, was die Leute damit neulich gemeint haben.
„Ich bin echt“, murmelt er und schaut verächtlich auf den Traktor, der den Pflug auf dem Acker nebenan zieht. „Und was echt ist, ist gut, sagen die Menschen.“
Zufrieden taucht er seinen Kopf wieder in die duftenden Wiesenkräuter. Schließlich braucht er bald sehr viel Kraft, um ein rechter echter Museumsochse zu sein.

© Elke Bräunling

 


Ein echter Ochse, Bildquelle © IndiraFoto/pixabay

 

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