Tim hat Langeweile

Kindergeschichte vom Zuhausebleiben – Fantasie hilft in der langweiligen Zeit daheim

„Mir ist so langweilig!“, quengelt Tim.
„Geh ein bisschen draußen spielen“, schlägt Mama vor.
„Es ist so schlechtes Wetter.“
„Dann verabrede dich mit Maximilian!“
„Aber Mama, das darf ich doch nicht!“ Mit großen Augen sieht Tim Mama an. Hat sie ihm nicht gerade gestern erklärt, dass er seinen Freund in nächster Zeit nicht besuchen dürfe? Auch alle anderen Kinder nicht. Ja, und auf den Spielplatz dürfe er auch nicht gehen. Wegen dieses unsichtbaren Virus’, der da draußen herumlungerte und der sehr gefährlich ist und krankmacht. Aber vielleicht hat Mama da ein bisschen geschwindelt?
„Oder darf ich doch gehen?“, fragt er deshalb schnell. „Das wäre toll.“
„Nein, nein, oh, auf keinen Fall.“ Mama blickt von ihrem Computer auf. „Ich war abgelenkt und habe etwas Falsches gesagt. Es tut mir leid, mein Schatz, aber du darfst Maximilian nicht treffen. Sei bitte nicht traurig.“
Tim nickt. Nein, er wollte nicht traurig sein, aber er war es doch. Jeden Tag hat er den Freund gesehen, seit er ihn im Kindergarten kennen gelernt hat, und er vermisst ihn sehr. Ohne ihn waren die Tage so lang und so langweilig.
„Ich weiß!“, sagt er leise. „Aber was soll ich denn jetzt machen? Mit den Hausaufgaben bin ich fertig und das neue Buch habe ich auch ausgelesen.“
„Willst du malen?“, schlägt Mama vor. „Oder ein Puzzle legen?“
„Nö. Keine Lust!“ Tim schüttelt den Kopf.
„Geh ein bisschen in den Garten!“
„Och nee“, protestiert Tim. „Es regnet und kalt ist es auch.“
„Ach, stimmt. Das Wetter ist nicht besonders nett heute.“ Mama überlegt. „Spiel doch ein bisschen mit deiner Eisenbahn!“
„Mach ich doch schon die ganze Zeit. Das ist auch langweilig.“
Mama seufzt. „Dann erzähl mir eine Geschichte“, schlägt sie schließlich vor.
Darüber muss Tim erst einmal nachdenken. Dann hat er eine Idee:
„Es war einmal ein Junge“, beginnt er, „der wohnte direkt am Meer. Eines Tages stürmte und regnete es, und der Junge konnte nicht draußen spielen. Er langweilte sich ganz schrecklich. Den ganzen Tag hockte er am Fenster und schaute nach draußen. Aber es stürmte und regnete immer schlimmer. Da sah er plötzlich auf dem tobenden Meer ein Schiff mit vollen Segeln dahin rasen. An seinem Heck wehte eine Flagge mit einem Totenkopf. Es war ein Piratenschiff! Aber was bloß hatten die Piraten vor? Rasch holte der Junge sein Fernrohr. Er hielt es an die Augen und da erkannte er …“
Tim stockt plötzlich mitten im Satz und springt auf.
„Was erkannte denn der Junge nun?“, will Mama wissen, die ganz gespannt zugehört hat.
„Das sag ich dir später“, ruft Tim und rennt aus dem Zimmer. Er hat keine Zeit mehr, Mama Geschichten zu erzählen. Er muss jetzt unbedingt erst einmal ein Piratenschiff bauen.

© Elke Bräunling


Spielzeit, Bildquelle © Olichel/pixabay

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