Das Lächeln der Wintersterne

Gutenachtgeschichte im Advent – Die Sterne bereiten sich auf die Weihnachtszeit vor

Langsam zog der Mond über den Himmel am Sternbild des Orion vorbei.
„Hey, Freunde!“, rief er den Sternen  zu. „Sehe ich es recht? Seid ihr nun für das Land da unten wieder die Boten der Nacht? Das heißt, es ist  schon wieder Winterzeit?“
„Aber ja doch!“, rief der Stern oben links, den die Menschen Betelgeuse nannten. „Winterzeit ist’s und feierliche Liederzeit und wir sind mittendrin.“
„Liederzeit? Könnt ihr denn singen?“ Der Mond ließ ein tiefes Lachen erklingen. „Ich hätte gerne eine Kostprobe, bevor ich weiter muss!“
Die Sterne des Orion kicherten. „Wir sind nicht zum Singen da!“, riefen sie. „Wir müssen leuchten und das Winterdunkel ein bisschen heller machen. Damit ist genug zu tun.“
Und Betelgeuse fügte hinzu: „Die Menschen sind’s, die singen werden. Und wir geben ihnen das Zeichen, dass die Zeit gekommen ist.“
„Ach so ist das“, murmelte der Mond. „Wie konnte ich es nur vergessen! Gut! Gut! Bringt den Menschen euer Licht in dieser dunklen Zeit. Das wird sie freuen, ja, ja!“
„Ach! Manche bemerken uns gar nicht. Sie sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt“, meinte einer der Sterne. „Nur wenige halten inne und blicken in den Himmel, um uns zu begrüßen!“
„In der Tat! Das ist mir auch schon aufgefallen.“ Der Mond runzelte die Stirn. „Sie sehen ja oft nicht einmal mehr mich! Man stelle sich das vor! Wie kann man mich, den Mond, übersehen? Das … ist doch unglaublich! Manchmal mache ich mich da doch glatt aus dem Staub und verstecke mich im Schatten der Sonne.“
Betelgeuse schwieg. Er kam sich so groß und wichtig vor, der gute Mond. Ob er wusste, wie viel größer er war? Aber auf die Größe kam es nicht an. Nicht im Himmel.
Und dann lächelten sie einander an, die Sterne, der Mond, weil sie irgendwie dazu nichts weiter zu sagen wussten. Wer von ihnen konnte auch in die Köpfe und Seelen der Menschen blicken? Keiner. Es wäre auch ein bisschen viel verlangt. Und weil das Lächeln anstrengte, blinkten ihre Lichter immer heller und heller auf.
„Ich glaube“, sagte der Vater zu seinem kleinen Jungen beim Zubettgehen, „die Sterne bereiten sich auf die Weihnachtszeit vor. Sieh nur, wie hell sie heute strahlen!“ Doch der Kleine hatte schon die Augen geschlossen und irgendwie strahlte er auch! Der Vater zog dem Kind die Decke bis ans Kinn, hauchte einen Kuss auf seine Stirn und verließ leise das Zimmer.
Und die Sterne und der Mond? Die lächelten noch ein bisschen mehr.

© Elke Bräunling


Sternentraum, Bildquelle © spirit111/pixabay

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