Der bunte Traum des Winters

Wintermärchen zur Fastnachtszeit – Wenn der Winter von seinem Ende träumt

„Weiß, weiß, weiß! Ich sehe nur weiß da unten. Narrt mich mein Verstand? Oder ist alles wie immer und gut?“
Laute Klagerufe fegten über das verschneite Land. Der Winter, der die Farbe WEISS eigentlich über alles gut leiden mochte, war heute mit einer entsetzlich schlechten Laune erwacht. Er hatte nämlich wundervoll BUNT geträumt und er hatte es genossen, dieses Bunt, was, unter uns gesagt, bei Herrn Winter äußerst ungewöhnlich war. Es war ein Traum, der ihn mit vielen tausenden und mehr Schweißtröpfchen auf seinem Haupt erwachen ließ.
„Was für ein Albtraum!“, stöhnte er nun. „Bunt! Was soll ich damit? Ich habe doch nichts mit diesem grässlichen Farbenwirrwarr zu tun. Die Sonne ist’s, die ihn anrichtet. Sie lässt mich leiden und schwitzen und … Nein, wie grauenhaft! Ich will gar nicht daran denken.“
Er schüttelte sich und all die tausend und mehr Albtraum-Schweißtröpfchen schwirrten – sirrrrrrrr – vom Winterwolkenschloss hinab zur Erde. Dort verwandelten sie sich in viele tausend und mehr bunte Pünktchen und die betupften das wunderschöne weiße WEISS. Das war nun nicht mehr wunderschön weiß, sondern kunterbunt. Und jedes Pünktchen hatte ein anderes Gesicht und trug ein anderes Gewand.
Toll bunt sah das aus! Und es war genau wie in dem Traum, der ihn gerade so aus der Fassung gebracht hatte. Der Winter erschauderte. Er schwitzte nun nicht mehr.
„Wie närrisch das bloß ist!“, murrte er. Dann fauchte er schnell einen eisig kalten Schneeflockenschwall den bunten Pünktchen hinterher.
Die aber ließen sich davon nicht beirren. Als bunte Narren tobten sie durch die Straßen und sorgten dafür, dass es für einige Tage kunterbunt rund und verrückt närrisch im Land zuging. Und auch ein bisschen wärmer.  Im Land und in den Herzen der wintermüden Menschen.
Der Winter seufzte. Er fühlte sich auf einmal sehr müde und legte sich wieder aufs Ohr. Er musste rasch einen neuen Traum finden … oder allmählich dem Frühling Platz machen. Der nämlich schickte ihm in den letzten Tagen auch immer wieder Träume, die ihn schwitzen ließen.

© Elke Bräunling

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Bunt geträumt, Bildquelle © rihaij/pixabay

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