Sommerferien auf dem Land

Feriengeschichte für Kinder – Urlaub im Walddorf mit Traktor fahren und Helfen bei der Wiesenmahd

Sommerferien waren toll! Und ganz besonders cool waren sie, wenn man sie bei Großtante Luise in dem kleinen Dorf hinter dem Wald verbringen durfte. Da war immer etwas los, mehr als im Italienurlaub mit den Eltern, der nun hinter Pia und Pit lag. Heiß war es gewesen dort ganz im Süden des italienischen Stiefels, und auch ein bisschen langweilig. Jeden Tag hatten sie alte Bauwerke, Kirchen, Dörfer, Städte besichtigt, weil sie, wie Mama sagte, die italienische Kultur kennen lernen sollten. Und weil, wie Papa meinte, im Landesinneren weniger nervige Touristen unterwegs gewesen waren als an den Stränden. Nichts gegen Kultur, aber dieser Urlaub war schlimmer als Schule gewesen. Viel hatten die Geschwister gesehen, aber ehrlich: eine Kirche sah aus wie die andere und auch die Dörfer ähnelten einander sehr. Es war anstrengend, bei der Hitze ein Tourist zu sein. Wie sehr freuten sie sich nun, den Rest der Ferien im Walddorf verbringen zu dürfen. Und ehrlich, hier gab es zwar weniger Kultur, wie Mama sagen würde, aber dennoch auch mächtig viel zu sehen, zu hören und zu lernen.
Heute aber hatten sie keine Lust, ihre Köpfe anzustrengen. Die Hitze war nämlich nun auch im Walddorf angekommen und sie machte müde. Und träge. Aber es waren ja Ferien. Da durfte man müde und träge sein.
Und müde und träge lagen die beiden nun am Wegrain vor Großtante Luises Garten und beobachteten den Verkehr auf der Straße. Das war nicht stressig, denn es fuhren so wenige Autos hier vorbei, dass man sie an zwei Händen abzählen konnte. Spannender waren die Traktoren, die alle Naslang an ihnen vorbei ratterten, und noch mehr die Erntemaschinen, die ein so großmächtiges Getöse machten, dass es laut durchs ganze Dorf hallte.
Pia und Pit liebten diesen Lärm und sie warteten sehnsüchtig darauf, dass endlich der Holderbauer des Wegs kam. Der nämlich hatte ihnen versprochen, dass sie mitfahren durften auf der großen Mähmaschine. Die Wiesen sollten heute nämlich zum zweiten Mal in diesem Jahr gemäht werden und das war ein Abenteuer für die beiden Stadtkinder, aufregender als alle Kirchen Italiens zusammen. Aber er kam und kam nicht mit seinem tollen Mäher. Als die Geschwister schon aufgeben wollten, kam plötzlich ein stinkender, verrostet aussehender kleiner Traktor des Wegs. Der Holderbauer.
„Hoho!“ Pia grinste. „Ist das die tolle Mähmaschine, auf die wir warten?“
„Oh! Dieser Traktor ist mindestens fünfzig Jahre oder mehr alt. Fast eine Antiquität ist er! Cool!“ Pit war aufgesprungen. Er mochte alte Autos und noch mehr alte Traktoren.
„Dürfen wir mitfahren?“
„Aber ja. Gerne.“ Der Holderbauer hielt an und winkte mit einer einladenden Geste. „Für einen ist hier noch Platz. Wir müssen zur Waldwiese und dafür sorgen, dass keine Jungtiere mehr dort im hohen Gras liegen. Beim Mähen könnte das für sie gefährlich werden.“
Pit warf begehrliche Blicke auf den Traktor. „Oh, ich möchte helfen!“, rief er schnell. „Ich helfe immer gerne.“ Und noch lieber möchte ich mit diesem altmodischen Traktor, der fast eine Antiquität ist, fahren. Das aber dachte er nur.
Pia hatte ihren Bruder durchschaut. Sie grinste wieder.
„Fahr du mal mit und helfe den armen Rehen und Hasen und Mäusen und Vögeln auf der Wiese“, sagte sie. „Ich warte dann auf den richtigen Mäher. Der nämlich ist viel cooler.“
Sie nickte, obwohl sie auch gerne mit der Antiquität mitgefahren wäre. Das nächste Mal vielleicht?

© Elke Bräunling


Heuernte, Bildquelle © Ben_Kerckz/pixabay

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