Die kleine Waldmaus lernt das Lesen kennen

Kindergeschichte vom Lesen – Auch für Tiere ist das Lesen sehr wichtig

„Lesen!“, sagt Opa Maus, „ist wichtig für uns Waldmäuse. Sehr sogar.“
„Lesen? Wichtig?“ Die kleine Waldmaus staunt und ein bisschen neugierig ist sie nun auch. Alles, was wichtig ist, klingt besonders spannend und aufregend. Das hat sie in ihrem Mauseleben schon gelernt.
„Was ist Lesen?“, fragt sie.
„Hmhm! Eine einfache und doch sehr bedeutende Frage“, antwortet Opa Maus. „Wer lesen kann, hat es leichter im Leben und, das ist ganz besonders wichtig, er lebt sicherer.“
Das klingt gut und auch wieder wichtig.
Die kleine Maus spürt, wie die Ungeduld in ihrem Bauch zu kribbeln beginnt. Warum macht der Großvater es so geheimnisvoll? Darf nicht jeder dieses Lesen kennen lernen? Sie will aufmucken, doch da fährt Opa Maus schon fort:
„Lesen ist ein bisschen wie sprechen mit stummen Worten. Wie das Wetter ist, lesen deine Augen, wenn du in den Himmel blickst. Sie zeigen dir auch, wo deine Freunde sind, ob Besuch kommt oder ob Gefahr droht.“
„Ohh!“ Die kleine Maus staunt. Dieses Lesen mit den Augen ist eine aufregende Sache und sie will es unbedingt lernen. Aber, sie stutzt, ja, kann sie es nicht schon ein bisschen?
„Ich kann schon in den Himmel blicken und die Wolken sehen!“, ruft sie. „Es erzählt mir, ob es ein Sonnentag ist oder ein Wolkentag. Und es sagt mir, wann die Nacht kommt und wann der Morgen. Und meine Freunde, die sehe ich auch. Ich glaube, ich spüre sie auch. Da! Im Bauch. Es ist wie Freude.“
Die kleine Waldmaus klopft auf ihr Bäuchlein. „Ja, ich glaube, ich kann lesen.“
Opa Maus schmunzelt. „Das weiß ich doch längst. Das alles kannst du mit den Augen lesen und mit dem Bauch. Das ist da, wo die Freude sitzt, das Glück, die Liebe, aber auch Gefühle wie Ärger, Angst oder Kummer.“
„Das kenne ich, das mit dem Ärger oder Kummer oder mit der Angst. Es sagt mir, dass ich aufpassen und achtsam sein muss.“ Die kleine Maus nickt eifrig. „Also kann ich mit den Augen und mit dem Bauch lesen.“
„Und mit deiner kleinen Nase liest du auch“, fährt Opa Maus fort. „Du riechst, wer im Wald unterwegs ist und unserem Mäusebau näher gekommen ist und ob Gefahr droht. Deine Nase zeigt dir auch, wo die Beeren und Pilze reif sind. Mit allen Sinnen kannst du lesen, mit Augen, Nase, Ohren, mit deiner Haut, deiner Zunge, deinen Pfötchen und mit dem Bauch. Eines aber haben wir noch ganz vergessen.“
„Vergessen? Was?“
„Dein Herz!“, sagt Opa Maus. „Es ist dein größter Helfer.“
„Mein Herz?“ Die kleine Maus fasst sich an die Brust, dort, wo ihr kleines Herz sitzt, das gerade ein bisschen schneller schlägt.
Opa Maus nickt. „Dein Herz zeigt dir, ob du all das, was du liest, was du siehst und hörst und spürst und fühlst und schmeckst, sich gut und richtig für dich anfühlt.“
Die kleine Maus versteht. „So ist das Herz der wichtigste Helfer beim Lesen?“, überlegt sie.
„Der allerwichtigste“, sagt Opa Maus.
„Das ist gut“, murmelt die kleine Maus.
„Sehr gut ist es“, bestätigt Opa Maus. „Dieses Lesen ist ganz einfach und doch musst du lernen, all die Dinge als richtig zu erkennen und zu verstehen. Das ist sehr wichtig, hörst du? Schärfe deine Sinne und lese, was die Waldwelt dir erzählt.“
Oh, wie ist das aufregend! Dieses Lesen mit allen Sinnen will die kleine Maus gleich ausprobieren, denn sie möchte eine wirklich schlaue und kluge Maus sein.
Sie hebt das Näschen, schnuppert. Es riecht fein heute Morgen. Nach Kiefernzapfen, Moos, Waldblümchen und nach … Opa Maus und gleich spürt sie wieder die Freude in ihrem Bauch.
„Ich kann dich mit der Nase lesen!“, ruft sie und lacht.
Opa Maus schnuppert nun auch. Laut und deutlich. „Ich dich auch“, antwortet er und schmunzelt. „Du duftest nach süßen Holunderblüten, frischer Erde und … „Er schnuppert wieder. „Und nach deinem Freund, dem kleinen Igel. Meine Nase sagt, dass der gleich …“
„… zu Besuch kommen wird“, ruft die kleine Maus da fröhlich. „Ich rieche ihn auch schon. Hurra!“

© Elke Bräunling


“Lese-Igel”, Bildquelle © ErikaWittlieb/pixabay

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