Nico und der geheimnisvolle Brief

Kindergeschichte mit Gefühlen – Dank Nicos Flaschenpost ist nun ein Brief angekommen

„Du hast Post bekommen”, sagt Nicos Mutter eines Tages und legt einen rosafarbenen Briefumschlag neben Nicos Teller.
„Oha!”, meint Papa. „Rosa! Ist das der Brief einer jungen Dame?”
Nicos Schwester Jenni kichert, und Nicos Kopf wird knallrot.
Von wem kann der Brief nur sein?, überlegt Nico fieberhaft, doch er hat keine Idee. „Ich kenne keine junge Dame.”
„Wer ist denn der Absender?“, drängelt Jenni.
„Weiß nicht!”, brummt Nico, doch da hat Jenni ihm schon den Brief entrissen und tobt damit durchs Zimmer.
„´Klara´ steht drauf!”, johlt sie. „Klara Kluge! Höhö! Nico hat eine Freundin. Höhö!”
„Hey, gib her!” Wütend jagt Nico hinter seiner Schwester her, während Papa grinsend zusieht.
Endlich spricht Mama ein Machtwort: „Schluss! Aus! Jetzt wird zuerst gegessen – außerdem ist es Nicos Brief und basta!”
„Och”, schmollt Jenni, und vor Ärger kann sie fast nichts essen.
Auch Nico hat kaum Appetit vor lauter Neugierde auf diese fremde Klara.
Doch es dauert noch fast eine Stunde, bis er alleine in seinem Zimmer sitzt und den geheimnisvollen Brief endlich lesen kann. Er liest, stutzt, dann muss er lachen.
„Lieber Nico”, steht in dem Brief. „ich heiße Klara und bin acht Jahre alt. Ich habe eine Flaschenpost von dir am Strand von Amrum gefunden. Dort haben wir Urlaub gemacht. Weil du aber deine Botschaft an Kapitän Blaubär geschickt hast, habe ich sie wieder in die Flasche gesteckt und ins Meer zurückgeworfen, damit der Kapitän ihn finden kann. Schreibst du mir trotzdem? Viele Grüße, Klara!”
Boah! Nico ist stolz. „Ich hab eine Brieffreundin!”, ruft er seinen Eltern zu. „Sie wohnt in Bremen und hat auf ´ner Insel in der Nordsee meine Flaschenpost gefunden. Ist das nicht super?”
„Megasuper”, freut sich Papa. „Das nenne ich Glück. Stell dir vor, wie weit deine Flasche gekommen ist! Von der Weser in die Nordsee bis zu den Nordfriesischen Inseln.”
„Das ist wirklich sehr weit”, meint Mama. „Das hätte ich nicht gedacht, als wir die Flasche vor einigen Wochen in die Weser geworfen haben.”
„Aber klar doch”, ruft Nico übermütig. „Wie sonst soll sie Kapitän Blaubär erreichen? Da muss sie es doch bis zum Meer schaffen, oder?”
„Klar.” Papa nickt.
Jenni aber ist neidisch. „Böh”, macht sie wieder. „Dein Kapitän Blaubär hat die Flaschenpost nun aber doch nicht bekommen. Ätsch.”
„Ein Glück”, lacht Mama. „Stell dir vor, er hätte einen Brief mit seinen Lügengeschichten geschrieben. Oh nein, da ist mir eine Klara aus Bremen viel sympathischer.”
„Von Kapitän Blaubär kommt bestimmt die nächste Flaschenpostantwort”, sagt Nico. „Wetten?”
Alle lachen, und am lautesten lacht Nico. Schließlich weiß ja keiner, dass die Flaschenpost dank Klara längst wieder unterwegs zu dem berühmten Kapitän ist. Das bleibt sein Geheimnis. Ha, die würden alle staunen, wenn die nächste Flaschenpostantwort kommen würde, dieses Mal vielleicht doch von Kapitän Blaubär?

© Elke Bräunling


Flaschenpost für Nico, Bildquelle © pixel2013/pixabay

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