Der kleine Hase Pips lernt den Stress kennen

Fröhliche Osterhasengeschichte – Auch ein Osterhase braucht mal eine Atempause

Etwas Schlimmes ist Pips, dem kleinen Osterhasen, passiert. Er hat all seine wunderhübsch bemalten Ostereier kaputt gemacht. Nein, besser gesagt, er hat sie kaputt getanzt. Weil er sich nämlich so sehr über seine Malkunst gefreut hat, ist er fröhlich über die Wiese getanzt und hat viel Spaß dabei gehabt. Da aber ist er über das Huhn Agneta gestolpert und mitten hinein in all die schönen Eier, deren Farben im Gras noch trockneten, gefallen. Und – patsch – sind alle Eier kaputt gewesen.
„Du brauchst neue Eier!“, hat Agneta nach dem ersten Schreck gesagt, ja, und nun sind sie auf dem Weg zum Hühnerhof.
„Los, los, beeilen wir uns!“, ruft Pips Agneta zu. „Ostern ist bald und ich muss einen großen Korb voller neuer Eier bemalen.“
Er macht ein paar Hasenhüpfer und gelangt schnell zum Feld am Ende der Apfelwiese. Dort bleibt er stehen und blickt sich um. Doch da ist kein Huhn mehr neben ihm.
„Wo steckst du?“, ruft Pips. Er ist ganz aufgeregt nun.
„Hier! Hier!“, hört er Agneta rufen. Nein, es ist eher ein heftiges Atmen.
Pips blinzelte. Wo ist hier? Ah, dort hinten beim weißen Wiesenstein.
Erst? Warum trödelt dieses Huhn so sehr?
„Los!“, ruft er wieder. „Beeil dich doch!“
„Ich bin ein Huhn und kein Hase“, schimpft Agneta da los und es klingt wirklich sehr atemlos, dieses Schimpfen. „Ich kann nicht so schnell über die Wiese hüpfen und springen wie du, hörst du?“
Ja, Pips hört es und er wundert sich. „Du hast doch Flügel und mit Flügeln ist man schneller als der Wind. Na ja, fast so schnell.“
„Zeig mir ein Huhn, das fliegen kann!“ Ein bisschen ärgerlich klingt Agnetas Stimme, die von fern zu ihn herüber hallt. Da sagt Pips, der nun noch mehr Fragen hat zu Hühnern mit Flügeln, die nicht fliegen können, lieber nichts mehr. Er setzt sich ins Gras und wartet, doch die Ungeduld in seinem Bauch nagt und beißt.
Ob ich Agneta wohl tragen soll?, überlegt er. Oder würde sie dann auch wieder schimpfen?
Unwillig brabbelt er vor sich hin.
„Was sagst du da? Und überhaupt, mit wem redest du?“, brummt da plötzlich ein Stimmchen.
Pips blickt auf. Eine Biene hat sich vor ihm ins Gras gesetzt.
„Mit mir selbst!“, knurrt er. „Ich denke über Hühner nach, die Flügel zum Nichtfliegen haben. Und über die Eile und die Zeit, die ich nicht habe. Wegen der Ostereier und weil ich noch so viel tun muss und dennoch hier sitze und warten soll.“
„Aha!“, meint die Biene. „Überall gibt es im Frühling viel zu tun. Und du hast also auch Stress?“
„Stress?“ Pips weiß nicht, was er mit diesem Wort anfangen soll. „Ich habe sogar sehr viel zu tun, doch wie mir scheint, interessiert das kaum einen.“
Er merkt, wie dieses Stressdings immer mehr beginnt, in seinem Bauch zu kribbeln. Es ist ein Gefühl, das Pips nicht kennt und das ihm nicht gefällt. Es frisst seine gute Laune auf und macht den Tag dunkler und am liebsten würde er nun jemanden anschimpfen. Nein, am liebsten würde er alle hier auf der Wiese laut beschimpfen und … Nein. Er will nicht schimpfen. Er ist ein fröhlicher Hase!
„Stress? Das kenne ich nicht und will es auch nicht haben“, sagt er statt dessen.
„Hahaha!“, lachen da die Wiesentiere ringsum auf. „Wer, wenn nicht du, ist hier am meisten gestresst, kleiner Hase?“
„Ein Tänzchen soll helfen“, rät ihm das Eichhörnchen.
„Und Ruhe, tiefe Ruhe!“, sagt der Maulwurf.
„Atmen musst du! Tief atmen. Ein und aus wie Flügelschläge so leicht“, sirren die Schmetterlinge.
„Und lachen darfst du nicht vergessen, hörst du? Lachen!“, kichert die Wiesenmaus.
„Am wichtigsten ist die Langsamkeit“, knurrt die Schnecke. „Wer langsam geht, kommt schneller an. Wir Schnecken kennen keinen Stress.“
„Ich auch nicht!“, sagt Pips. „Ich bin nur in Eile, weil ich bis Ostern noch viele neue Eier bemalen will, und das werde ich jetzt auch tun. … Wo steckt nur Agnetha, dieses lahme Huhn?“
Er steht auf und sieht sich um.
„Wo bleibst du, Hasenjunge? Träumst du? Ich warte auf dich!“
Agneta ist’s, die da nach ihm ruft. Sie steht schon am Ende der Wiese und winkt ihm zu.
„Los, los! Wir haben es eilig!“, ruft sie und Pips muss kichern.
„Stress mich nicht! Das ist nicht gesund!“
Dann aber nimmt er doch die Beine in die Hand und saust los über die Wiese zu Agneta hinüber. Und nun ist es auch nicht mehr weit zum Hühnerhof.

© Elke Bräunling

Warum Pips neue Eier holen muss, fragst du? Ganz einfach: All die bunt bemalten Eier sind beim Eiertanz
kaputt gegangen und wie das passiert ist, kannst du hier nachlesen:
Das Häschen Pips und der Eiertanz


Osterhase, Bildquelle © castleguard/pixabay

Meine Texte und die virtuelle Kaffeekasse

Kontaktieren Sie mich bitte, wenn Sie einen oder mehrere meiner Texte online oder printmäßig verwerten oder anderweitig publizieren möchten.

Und wenn Sie mir einen Becher Kaffee schenken möchten, einfach so, weil Ihnen die Geschichte gut gefallen hat, so freue ich mich sehr darüber. Herzlichen Dank! 💛

Vielleicht haben Sie Lust, mein Blog zu abonnieren?

So verpassen Sie keinen Beitrag mehr! Einfach Mail-Adresse eintragen, absenden und den Link in der Bestätigungsmail anklicken. Ich freue mich auf Sie! Auf Dich!