Schneeflocken im Badezimmer

Kindergeschichte – Tanzen und fliegen wie Schneeflocken, davon träumen die Seifenflocken in der Dose im Badezimmer

„Wir haben es gut“, sagte die große Seifenflocke. „Ein feines Leben haben wir.“
„Und ein ruhiges“, ergänzte ihre Nachbarin. „Was haben wir doch für ein Glück! Nicht jeder von uns ist es vergönnt, in einer duftenden Dose leben zu dürfen. Wenn ich da an meine frühere Nachbarin denke! In einem Eimer ist sie gelandet. Mitten im schmutzigen Wasser. Man stelle sich das vor!“
„Wie schrecklich!“ Die große Seifenflocke erschauderte. „Die Arme! Was wohl aus ihr geworden ist?“
„Daran sollten wir gar nicht erst denken“, sagte ihre Kollegin. „Wasser ist gefährlich und schadet uns. Wir sollten uns davor schützen.“
„Das habe ich auch schon gehört“, bestätigte die große Seifenflocke. „Viele von uns, die das Wasser kennen gelernt haben, sind spurlos verschwunden. Es ist, als hätte es sie aufgefressen.“
„Oh! Wie entsetzlich!“
„Hilfe! Ich habe Angst!“
„Wie können wir diesem Feind entkommen?“
Aufregung hatte die Seifenflocken ergriffen. Laut riefen sie durcheinander und es ging sehr bunt zu.
„Habt keine Angst!“, beschwichtigte die große Seifenflocke. „Hier sind wir sicher. Wie gut, dass wir diese Dose als Heimat gefunden haben.
„Außerdem“, meinte eine andere. „Wer weiß schon, ob uns im Wasser nicht etwas  erwartet, das schöner ist als unser Leben hier. Wir haben es doch sehr eng und dunkel.“
„Das stimmt“, rief eine vierte Flocke. „Einmal durch die Luft schweben, dem Himmel und den Strahlen der Sonne entgegen, wie es unsere Kolleginnen, die Schneeflocken tun, ja, das wünschte ich mir.“
„Das klingt fein!“, hauchte die große Seifenflocke. „Wunderfein. Was wir da nicht alles sehen und erleben könnten!“
Für eine Weile herrschte Ruhe in der Seifendose. Die Flocken hingen ihren Träumen vom Fliegen, vom Himmel, von hellen Orten und einer anderen Welt nach. Sie träumten so süß, dass sie lächelten, als eine Menschenhand die Dose öffnete, nach ihnen griff und sie ins heiße Badewasser warf.
„Wir fliegen!“, riefen sie. „Wie schön es ist! Wir flie… ie … iegen!“
Und ehe sie sich versahen, hatten sich alle Flocken in weiße Schaumwölkchen und Seifenblasen verwandelt. Als das Menschenkind dann auch noch mit dem Fäustchen auf das Wasser patschte und sie anpustete, tanzten sie für einen Moment in der Luft wie in ihrem Traum.

© Elke Bräunling

 

Hier erzählt dir Regina Meier zu Verl die Geschichte. Hab Spaß damit!

 

Schaumträume, Bildquelle © PublicDomainPictures/pixabay

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