Nikolaus mit Plastiktüten

Nikolaus mit Plastiktüten

Nikolausgeschichte

Titel + Illustration Mädchen und ein außergewöhnlicher NikolausEinmal machte sich Jule auf die Suche nach dem Nikolaus. Gibt es ihn denn?

Jule will beweisen, dass es den Nikolaus gibt – und erlebt echte Nächstenliebe. Eine moderne Nikolausgeschichte zum Vorlesen und Schmunzeln. Mit Ausmalbild.

 

 

 

Nikolaus mit Plastiktüten

In diesem Jahr machte sich Jule auf die Suche nach dem Nikolaus. Ihre Geschwister und Freunde nämlich hatten gesagt, es würde ihn nicht geben.
Jule wollte das nicht glauben.
„Und es gibt ihn doch!“, sagte sie. „Ich finde ihn.“
In der Stadt war viel los. Überall drängelten sich die Leute. Nikoläuse gab es auch. Aus Schokolade oder aus Pappe, Plastik, Holz oder Plüsch. Ein besonders großer Nikolaus stand im Fenster der Apotheke. Er hielt einen Sack mit Seifen und eine Cremetube in den Händen. Immer wieder hob er die Arme, auf und ab und auf und ab. Dabei rollte er die Augen hin und her.
Jule musste lachen. Blöd sah das aus.
Illustration Mädchen in der lärmigen Einkaufsstraße, viele NikoläuseNachdenklich schlenderte sie weiter. Sie entdeckte noch viele Nikoläuse. Am Marktplatz stand sogar einer als bunte Kette, deren Lichter an- und ausgingen. Jule seufzte. Was hatte das mit dem Nikolaus zu tun?
Da, auf einmal, sah sie einen roten Mantel aufblitzen. Ja, er war es! Groß und breit stand er mit Rauschebart, hoher Mütze und Nikolaussack vor ihr.
„Guten Tag“, sagte Jule. „Bist du der echte Nikolaus?“
Der Nikolaus grinste. „Aber ja!“ Er griff in seinen Sack und drückte Jule ein Prospekt in die Hand. „Da!“, sagte er, „für deine Eltern. Unsere Sonderangebote!“ Dann ging er weiter und verteilte seine Reklamezettel.
Jule war sauer. „Gemeiner Kerl! Wenn das der echte Nikolaus wüsste! Doch insgeheim war sie sich nicht mehr sicher, ob es den wirklich noch gab.
Enttäuscht und müde machte sie sich auf den Heimweg. Langsam ging sie durch die Straßen. Still war es hier und dämmrig und nicht so trubelig wie im Stadtzentrum.
Vor ihr schlappte breitbeinig eine Jeans-Gestalt mit prall gefüllten Plastiktüten in den Händen. Diese Art zu gehen hatte nur einer: Schlappsi, ihr Klassenlehrer.
Jule stöhnte. Sie hatte keine Lust, ausgerechnet dem jetzt zu begegnen. Der konnte manchmal so spöttisch sein.
In sicherem Abstand folgte sie ihrem Lehrer und grübelte. Schlappsi wohnte nämlich ganz woanders. Wohin ging er nur mit seinen Plastiktüten, gegen die er im Unterricht immer schimpfte? Seltsam. Jule war neugierig geworden.
Endlich blieb Schlappsi vor dem Haus der türkischen Familie Rüzmani stehen und blickte sich verstohlen um. Dann schlich er ums Haus und trat auf die Veranda. Au weia! War Schlappsi ein Einbrecher?
Mit Herzklopfen folgte Jule ihrem Lehrer. Schlappsi bückte sich, packte seine Tüten aus und baute deren Inhalt vor der Tür auf: Obst, Nüsse, Schokolade, Kekse, Lebkuchen, Bilderbücher, Teddys und sieben Schokolade-Nikoläuse.
Illustration Mädchen und ein außergewöhnlicher Nikolaus„Mannomann!“ Vor Überraschung vergaß Jule, leise zu sein. Sie stolperte auf die Veranda und starrte Schlappsi an.
Der aber flüsterte nur: „Pssst!“ Dann nahm er Jule bei der Hand und ging mit ihr zur Straße zurück. „Für die Rüzmanikinder muss es doch auch einen Nikolaus geben!“, sagte Schlappsi.
Jule nickte. „Dann gibt es ihn doch noch, den Nikolaus!“, sagte sie zufrieden.
Und Schlappsi nickte, ohne wie sonst spöttisch zu grinsen.
„Ich hab den Nikolaus getroffen“, sagte Jule später zu Hause, und sie ärgerte sich nicht, als alle lachten.
Am nächsten Morgen stand ein Schokolade-Nikolaus auf Jules Fensterbrett, und keiner wusste, wie der dahin gekommen war. In der Schule aber zwinkerte Schlappsi Jule verschwörerisch zu. Dann grinste er. Spöttisch, wie immer…

© Elke Bräunling

 

Diese Geschichte ist erschienen in dem Buch:
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AUSMALBILD

Ausmalbild Mädchen und ein außergewöhnlicher Nikolaus

 

Jule trifft den echten Nikolaus.jpg Pinterestpin

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