Der kleine Sternenengel und die besondere Zeit
Ich hätte nicht gedacht, dass ich nach über fünfzwanzig Jahren die Fortsetzung zur Geschichte “Der kleine Sternenengel und die Hoffnung” , in der es um das Schöpfen neuer Hoffnung geht, schreiben werde. Auf viele eurer Nachfragen und Bitten hin versuche ich es nun doch und ich hoffe, die neue Sternenengelgeschichte gefällt euch ebenso gut wie die erste, alte.
Ich widme den kleinen Sternenengel und die besondere Zeit ganz besonders meinen Freunden und Künstlerkollegen, die als Soloselbständige ihren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen dürfen/können und dabei sind, die Hoffnung zu verlieren. Haltet durch! Lasst uns weiterhin zusammenhalten!
Der kleine Sternenengel und die besondere Zeit
Sternenmärchen in der Coronazeit – Alle Menschen brauchen neue Hoffnung, besonders heute
Es geschah wieder einmal, dass der kleine Sternenengel oft weinen musste. Er weinte viel und heftig in diesen Tagen. Was er seit einigen Monaten nämlich auf der Erde sah, machte ihn so traurig, dass er die Tränen nicht zurückhalten konnte. Und alle im Himmel wussten Bescheid: Wenn der kleine Sternenengel traurig war und weinen musste, kullerten die Lichtgeisterchen, die die Sternchen auf seinem Engelsgewand zum Schimmern brachten und die für das Sternenfunkeln sorgten, eines nach dem anderen wie Tränen aus seinem Gewand. Dann waren seine Sternchen nicht mehr zu sehen, und der kleine Sternenengel wurde blass und blasser, bis ihn niemand mehr am Himmel sehen konnte. Das war das Schlimmste, was einem Sternenengel passieren konnte und alle machten sich Sorgen.
„Was ist passiert, kleiner Sternenengel?“, fragten seine Gefährten. „Warum bist du wieder so traurig?“
„Seht ihr denn nicht, was überall auf der Erde los ist?“
Der kleine Sternenengel schluchzte auf und wieder purzelten kleine Lichtgeisterchen aus seinem Gewand.
„Die Menschen. Sie halten sich voneinander fern. Weil sie sich vor einer Krankheit fürchten. Viele sind auch schon krank geworden.“
„Krank? Das ist keine gute Nachricht“, murmelten die anderen Sternenengel. „Warum passen sie nicht besser auf, damit sie gesund bleiben? Das haben die Menschen in den vielen Zeiten ihres Daseins doch gelernt!“
„Es scheint mir eine neue Krankheit zu sein. Eine gemeine neue Krankheit“, erklärte der kleine Sternenengel. „Mir scheint, sie wissen noch nicht, wie sie davon heil werden. Und das macht ihnen Angst. Und mir auch. Große Angst.“
„Aber wenn sie zusammenhalten, werden sie diese Gefahr doch überstehen!“, meinte einer seiner Gefährten.
„Ja, und wenn sie einander in die Arme nehmen und ganz festhalten, werden ihre Ängste klein werden …“
„Und sie werden den Mut finden, gegen diese Krankheit zu kämpfen und einen Weg der Heilung zu finden. Sie müssen nur zusammenstehen und einander nahe sein.“
„Und …“
Die Sternenengel trugen noch viele gute Gedanken und Vorschläge vor und der kleine Sternenengel wurde immer blasser und immer verzagter.
„Aber das ist doch das Problem!“, rief er, als seine Gefährten geendet hatten. „Sie dürfen einander nicht nahe sein, sonst werden sie krank. Alleine müssen sie sein, die, die sowieso schon alleine sind und die Familien, die einander nicht treffen und umarmen dürfen. Alle sind sie alleine und nun kommt der Winter und der große heilige Fest und viele Menschen sind einsam und fürchten sich. Sagt, wie können sie sich da freuen? Wer bringt ihnen Licht, Freude, Wärme, Nähe, eine Umarmung? Oh, es ist so schlimm! So schlimm schlimm schlimm! Die armen, armen Menschen! Sie tun mir so leid! Wenn ich ihnen nur helfen könnte, aber was kann ich kleiner trauriger Sternenengel schon tun. Ich … ich …
Der kleine Sternenengel redete und redete und dann fing er wieder zu weinen an. Dicke, bittere Tränen vergoss er und das sah so bemitleidenswert aus, dass seine Gefährten auch weinen mussten. Und nun purzelten auch aus ihren Sternengewändern die Lichtgeister.
Einer nach dem anderen schwebten diese zur Erde hinab. Dort zauberten sie ein leises Lächeln in die Gesichter der nun nicht mehr ganz so traurigen und ängstlichen Menschen.
„Wir werden es schaffen“, murmelten diese, einer wie der andere und jeder für sich, denn man konnte sich in jenen Zeiten nur wenig sehen oder gar treffen. Und jeder nahm sich vor, nicht zu verzagen und anderen, die noch trauriger und ängstlicher waren, Trost zu schenken und eine dicke Portion Mut. Mit Trost und Mut nämlich ließ sich alles leichter sehen und ertragen. Mit Trost und Mut war die Hoffnung wieder da und die war das wichtigste im Leben. Im Menschenleben wie im Leben der Engel und Sterne im Himmel. So einfach war das. Nein, so einfach ist es.
Ja, und langsam kehrten auch wieder die ersten Lichtfünkchen zurück auf die Gewänder des kleinen Sternenengels und seiner Gefährten. Aber nicht alle, denn die mussten bei den Menschen bleiben und dafür sorgen, dass die Hoffnung in ihnen weiter glomm. Und deshalb kannst du das Sternenengelgefunkel nur manchmal ganz blass am Himmel sehen. Schau einmal!
© Elke Bräunling
Kleiner Engel, Bildquelle © Innviertlerin/pixabay
Liebe Elke
Eine bezaubernde Geschichte und topaktuell dazu. Corona wird mit verwoben.und mit soviel Gefühl erzählst Du diese wundervolle Engelsgeschichte
.❤lichen Dank für diese wunderschöne Geschichte
Mir liegen Sonne,Mond und Sterne,das ganze Universum und besonders das Himmelszelt am Herzen.
Nochmals DANKE VIELMALS
Dankeschön für deine lieben Worte. Ich war und bin wirklich etwas aufgeregt mit der Geschichte und das ist mir seit damals bei Veröffentlichung der ersten Sternenengelgeschichte nicht mehr passiert. Er macht etwas mit mir, der Engel …
Liebe Grüße, Ele
Liebe Frau Bräunling,
sehr schön geschrieben. Sehr emotional, sehr berührend.
Es ist bezeichnend, dass wir Menschen trotz unserer Technokratischen Welt
in der alles reibungslos funktioniert, doch so “Klein” sind.
Ein kleines Virus zeigt es uns. Es ist schlimm, dass wir uns so zurücknehmen
müssen. Kontakt-Beschränkungen für mich der Allein ist, eine schlimme Situation. Und nicht nur für mich allein.
Hoffen wir, dass uns ein kleiner Sternen-Engel zur Seite steht und uns
Glaube und Hoffnung vermittelt, dass wir diese Situation gemeinsam
durchstehen..
Danke, für eine wunderbare Geschichte!
Ein Sternen-Engel Gruß
Christoph
Danke, lieber Christoph! Ihr Urteil/Ihre Kritik ist mir inzwischen wichtig geworden, gerade bei dieser Geschichte. Da habe ich sehr gehofft, dass Sie kommentieren werden, denn ich hatte fast so etwas wie Lampenfieber, den neuen Sternenengel online zu stellen. Warum, kann ich nicht erklären. Vielleicht, weil die Vorgängergeschichte einer meiner ersten Geschichten überhaupt war, die auch noch eine sehr beliebte und erfolreiche wurde. Vielleicht ist es das. Es gibt Dinge, die lassen sich nicht so leicht ergründen.
Und dieses Virus, ich hasse es. Nein, ich hasse die Auswirkungen, die es auf uns macht, insbesondere die Spaltung in unserer Gesellschaft, die durch Familien geht, Freundschaften zerstört. Wann haben wir aufgehört, einander frei und ohne Streit unsere Meinungen mitteilen zu können? Seit wann gibt es in den Diskussionen nur noch schwarzweiß? “Wie bitte, du stellst kritische Fragen? Bist du eine Leugnerin? Mit dir will ich nichts mehr zu tun haben.” Dialoge dieser Art sind an der Tagesordnung und sie erledigen den Rest, den das Virus noch nicht geschafft hat. Es ist so traurig. Und dann sitzen viele von uns abends alleine auf dem Sofa und die Seele stellt Fragen, die der Kopf nicht mehr beantworten kann. … Ich glaube, ich muss noch eine weitere Sternenengelgeschichte schreiben.
Trotzdem Kopf hoch uns allen!
Ich wünsche Ihnen einen schönen, friedlichen Abend
Liebe Grüße
Elke
Unbedingt, liebe Frau Bräunling!
Christoph
🙂
Und wisst Ihr was? Es gibt wirklich Engel und sie sind die guten Boten von Gott, unserem Vater im Himmel. Ich lese zurzeit jeden Tag den Psalm 91 in der Bibel – ein toller Trost in dieser Zeit. Dort heißt es auch, dass Gott seinen Engeln befohlen hat, seine Kinder zu beschützen.
Ich will mein Vertrauen zu Gott nicht verlieren, aber auch verantwortlich in dieser Situation leben.
Vielen Dank für diese Geschichte, die so anders ist als die täglichen Nachrichten!
Herzlichen Dank für diesen schönen Kommentar! Er erfreut meine Seele sehr …