Das Licht und die Stille der Zeit

Fantasiereise und Atemübung – Die Schönheit eines Novembertages

Stille! Ringsum umfängt dich eines Tages die Stille.
Du staunst. Sie fühlt sich an, als sei sie über Nacht gekommen. Sie hat dem Licht ein wenig die Farben genommen und umfängt die Welt, die sich nach Ruhe sehnt, tröstend in ihre Arme.
Auch du sehnst dich nach Ruhe.
Du sehnst dich aber auch nach Trost. Dir fehlt das Licht der hellen Monate ebenso wie die Farben des Sommers, des Frühlings und des Herbstes. Irgendwie fühlst du dich, als hätte der Winter bereits Einzug gehalten.
„Komm zu mir! Komm ins Freie! In die Natur!“, raunt eine Stimme dir zu. „Lass uns das Licht der Zeit gemeinsam suchen!“
Du zögerst. So kühl fühlt sich die Luft an, so feucht, so sehr von Dunst und Nebel umflort. Es fällt dir schwer, das warme Zimmer zu verlassen. Auch hast du keine Idee, wie und wo man an einem grauen Novembertag das Licht finden könnte. Das Licht, das deine Seele verloren zu haben glaubt und das sie schmerzlich vermisst.
„Komm! Trau dich!“, ruft die Stimme dir wieder zu. Sie klingt so eindringlich, dass du ihr folgen möchtest, nach Jacke und Mütze greifst und das Haus verlässt.
Es ist ein dunkler Tag. Nebel liegt in den Straßen. Er setzt den Dächern, Bäumen und Büschen graue Hauben auf. Ganz anders sieht diese Welt, die du so gut zu kennen glaubst, heute aus. Fremdartig, aber auch interessant und neugierig machend, wie du mit einem leisen Staunen nun feststellst.
Langsam gehst du durch das Grau die Straße entlang.
Du kommst zu einem Park.
Sanft sind Bäume und Büsche in Nebel gehüllt. Sie erzählen dir ganz andere Geschichten als sonst.
Es sind neue Geschichten von Ruhe und Stille, Märchenzeiten und Geheimnissen, von Trost und Zärtlichkeiten. Du hörst sie genau.
Jeder Schritt, den du weiter gehst ins Nebelgrau des Parks, schenkt dir eine neue Geschichte.
Jeder Blick, den du auf Bäume, Büsche, Pflanzen, Wiesenkräuter, Steine und Wassertropfen wirfst, entführt dich in ein neues Land der Fantasie.
Jeder Ton, der die Stille durchdringt, singt dir sein Lied. Das Lied der Stille, der Ruhe.
Es ist das Lied des Novembers.
Du kannst es hören.
Verweile!
Schließe die Augen!
Lausche!
Atme tief ein und aus!
Atme die Stille, die dich im Nebel umfängt, in dich ein.
Atme die Geschichten, die dir die Nebelwelt erzählen. Die Töne. Die Lieder.
Atme tief ein und aus!
Ein und aus!
Du spürst, wie gut es dir tut, im Park zu sein und die Stille einzuatmen.
Ruhig. Ganz ruhig fühlst du dich.
Ruhig und wohl fühlst du dich in der Novemberwelt.
Ruhig und auf angenehme Weise getröstet.
Ruhig und getröstet in den Armen der Natur.
Ruhig und getröstet in der Stille des Novembertags.
Ruhig.
Du öffnest die Augen und lächelst dem Grau, das dich umgibt und das dir nun gar nicht mehr so traurig grau erscheint, zu.
Du weißt, dass es zu dieser Zeit an manchen Tagen gehört.
Du weißt nun auch, dass auch das Grau sein Licht für dich bereithält.
Das Licht und die Stille des Novembers.

© Elke Bräunling

Eine ähnliche Fantasiereise im Herbst findest du hier: Der helle Schleier der Stille

Novemberfantasie, Bildquelle © spirit111/pixabay

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