Die Igelschule
Fröhliche Kindergeschichte zum Schulstart – Schule ist toll, nicht nur für Menschenkinder
Der kleine Igel war spät dran. Schon lange war die Nacht vorbei und die Sonne stand bereits hoch über den Bäumen. Er musste sich sputen, um zu seinem Schlaflager am Buchenhain zu kommen. Eilig flitzte er durch das Gras am Rande des Weges und wäre beinahe über Menschenbeine gestolpert. Er konnte gerade noch rechtzeitig stoppen und sich unter den Zweigen des gelben Rainfarns verstecken.
Die Beine gehörten zu zwei Kindern, und die beiden klangen nicht sehr fröhlich.
„Morgen komme ich in die Schule“, sagte das eine Mädchen und ein bisschen schluchzte es dabei. „Ich mag da nicht hingehen.“
„Aber es ist doch spannend, zur Schule zu gehen. Ich wünschte, ich dürfte auch schon mitkommen“, antwortete das andere Mädchen. „Meine Schwester sagt, in der Schule ist es toll. Sie lacht immer, wenn sie am Mittag nach Hause kommt. Und sie erzählt tolle Geschichten!“
„Echt?“ Das traurige Mädchen blickte auf. Viel Hoffnung klang in seiner Stimme.
„Echt wahr!“, bestätigte seine Freundin. „Schule, sagt meine Schwester, ist der schönste Ort auf der Welt und man kann da spannende Sachen machen. Und man lernt sogar etwas dabei.“
Spannende Sachen? Der kleine Igel horchte auf. Wie gut das klang! Er wollte auch gerne spannende Sachen machen und Geschichten hören und etwas lernen. Aber nahmen die dort auch Igel auf?
Ich muss den anderen Igelkindern Bescheid sagen, dachte er. Wenn wir viele sind und zusammenhalten, dann werden sie uns nehmen!’
So schnell ihn seine kleinen Beine trugen, eilte er zu seinen Geschwistern.
„Hey, hey!“, rief er schon von weitem. „Hört her! Ich habe Neuigkeiten!“
„Neuigkeiten?“ Aufgeregt wuselten die Igelkinder herbei. „Was für Neuigkeiten?“
Und der Kleinste fragte scheu: „Was sind Neuigkeiten?“
„Ganz einfach“, erklärte der kleine Igel. „Das sind Dinge, die man noch nicht kennt, aber nun kennen lernen wird. Und lernen ist eine feine Sache.“
„Und was ist nun deine Neuigkeit?“ Die Igel waren noch neugieriger geworden und der Kleinste fragte wieder:
„Lernen? Was ist das?“
„Lernen ist so ähnlich wie Neuigkeiten. Man erfährt Dinge, die man noch nicht kennt. Spannender noch als Igelfussball ist das.“
„Neuigkeiten, Lernen, Igelfussball … was ist denn hier los?“, fragte Papa Igel, der sich in seinem Vormittagsschläfchen gestört fühlte.
„Wir wollen auch in die Schule gehen. Sie ist der schönste Ort auf der Welt und man kann viele spannende Sachen machen. Das habe ich bei den Menschenkindern gehört“, erklärte der kleine Igel. „Es gibt immer Neuigkeiten dort und lernen kann man da auch, glaube ich. Lernen ist toll. Schule auch.“
„Jaja“, riefen alle Igelkinder durcheinander. „Lernen ist toll. Schule ist toll. Toll, toll, toll.“
„Was ist toll?“, fragte der ganz kleine Igel, der wirklich noch gar nichts vom Leben wusste.
Der Igelpapa lächelte. Seine eifrigen Kinder gefielen ihm und schon bald wollte er für sie eine Igelschule einrichten.
„Das wirst du dann schon erleben, mein Kleiner!“, sagte er und stubste seine kleine rosa Nase an. „Toll ist so etwas wie ein Nasenküsschen oder ein leckeres Mahl zur Mittagszeit, eine zärtliche Mama oder die Sonnenstrahlen, die durch die Bäume scheinen.“
„Ohhh!“ Die Igelkinder staunten. „So ist Schule? Wie schön!“
Und der kleine Igel fügte hinzu: „Da frage ich mich doch: Kann es etwas Schöneres als eine Schule geben?“ Er dachte an das schluchzende Mädchen. „Und weinen muss man da, glaube ich, schon gar nicht, oder?“
© Elke Bräunling
Igelschule, Bildquelle © Rollstein/pixabay