Fünf fröhliche Spätsommermärchen
Fünf fröhliche Spätsommermärchen
Von der Wärme der letzten Sommertage
„Schenken wir diesem wunderherrlichen Monat unser Lied!“
Fünf fröhliche Spätsommermärchen, die die Zeit des Übergangs vom Sommer in den Herbst einfangen. Vom Zauber der Augustfrau und der Musik des Sommerwinds bis zu einer Elfe, die sich ihren eigenen Sonnenblumenwald wünscht – diese Geschichten sind perfekt für alle, die den Sommer noch ein wenig länger genießen möchten!
Dazu gibt es im Anhang fünf Ausmalbilder.
INHALT
- Die Augustfrau und das Sommerkonzert
- Die kleine Elfe und der Sonnenblumenwald
- Woher kommst du?
- Die Sonne und das Blatt
- Der Sommer sieht rot
Die Augustfrau und das Sommerkonzert
Sommermärchen für Groß und Klein – Viele Lieder werden in den Gärten für den August gesungen
„Was für ein wundervoller Tag heute doch ist! Wie golden das Licht schimmert! Oh, ich liebe es. Von ganzem Herzen liebe ich diesen Tag und die Zeit der warm schimmernden Sonne, der kräftig bunten Blüten und reifenden Früchte allüberall in Bäumen und Sträuchern. Es ist meine Zeit. Die Zeit des singenden Sommers.“
Die Augustfrau schwieg für einen Augenblick. Mit weit ausgebreiteten Armen blickte sie über das Land.
„So viele Lieder könnte ich singen. So viele.“
„Dann sing doch! Ich mag Gesang!“, forderte der alte Apfelbaum sie heraus. „Sing ein Lied vom Apfelbaum im August!“
Die Augustfrau lächelte, dann begann sie zu singen:
„Was flüstert dort im Apfelbaum, sag an, wer ist denn das? Ein Apfel namens Sommertraum erzählt den Menschen ‚was!“
Sie schwieg für einen Moment. Dann pustete sie die Krone des alten Baumes ein wenig an und brachte ihn ins Schwingen. Ganz zärtlich nur, und ihr war, als lächelte der Baum. Da hörte sie ein fremdes Stimmchen. Es sang weiter zur Melodie ihres Liedes:
„Leise küsst der Sommerwind so zärtlich unsre Haut, die sich rötet voller Freud, kommt nur her und schaut.“
Eine weitere Stimme stimmte mit ein und mit einem Male sangen alle Äpfel im Chor:
„Grün mit roten Wangen nun sind wir Äpfel im August, knackig rund, schön und gesund, es ist eine Lust!“
Die Augustfrau lachte hellauf. Was für ein wundervoller Apfelchor! So etwas Schönes hatte sie lange nicht gehört. Sie wollte schon in das Lied einstimmen, als andere, ganz fremde und doch von allen so sehr geliebte Stimmchen ertönten:
„Alle unsre Kinder hier erfreun sich an dem Leben, das wir ihnen bunt und rund im Frühling hab’n gegeben. Lalala, summsumm summsumm…“
Die Bienen vom Bienenstock nebenan waren es, die die Äpfelchen und die Nase der Augustfrau fröhlich umrundeten.
„Ach, ihr Süßen!“, rief diese erfreut. „Wie schön das klingt! Lasst uns alle zusammen ein Sommerkonzert geben. Wir bitten die Grillen noch dazu, und die Frösche am Teich können den Bass dazu quaken! Oh ja, das wird fein!“
Sie lächelte. „Und so soll es auch sein. Meine Zeit im August ist eine fröhliche, heitere und kunterbunte. Schenken wir diesem wunderherrlichen Monat unser Lied!“
Und wieder begann sie zu singen und alle Kinder des Sommers, die Tiere, die Blumen, die Bäume und die Menschen, stimmten mit ein. Man musste ihn doch auch einfach mögen, diesen wunderbunten Sommermonat … und mit ihm auch die Augustfrau.
© Elke Bräunling & Regina Meier zu Verl

Die kleine Elfe und der Sonnenblumenwald
Blumenmärchen für Kinder – Die kleine Elfe wünscht sich ganz viele Sonnenblumen
Im Winter hatte die kleine Blumenelfe Yelleila von einem duftigen, sonnengelben Wald voller Sonnenblumen geträumt und als der Frühling kam, wünschte sie sich nichts sehnlicher als einen eigenen Sonnenblumenwald. Es musste kein so großer sein wie in ihren Träumen. Aber Sonnenblumen sollten es sein, große und kleine, hellgelbe und dunklere, orangefarbene und braune. Viele lachende Sonnenblumensonnen. Ja, das wünschte sie sich.
„Schenk mir bitte einen Sonnenblumenwald!“, bat sie ihren Vater, den Elfenkönig Flowarius.
Dieser Wunsch war nicht unerfüllbar, denn jedes Elfenkind hatte im Frühling einen Wunsch für den Sommer frei.
Der Elfenkönig lächelte. Im gefiel dieser Wunsch. Er nahm das kleine Elfenmädchen auf seine blütenduftigen Arme und wanderte mit ihm zwei Tage und eine Nacht übers Land. Sie kamen zu einem verwilderten Ackerstück neben einem kleinen Teich.
Flowarius reichte seinem Elfentöchterchen ein Säckchen mit vielen verschiedenen Sonnenblumensamen.
„Hier ist Platz für deinen Blütentraum“, sagte er mit Singsangstimme. „Säe dir deinen Blumenwald und passe gut auf ihn auf. Hilf deinen Sonnenblumen, dass sie ungestört wachsen und nicht von Tieren angebissen oder von Menschenkindern gepflückt werden!“
Oh! An diese Gefahren hatte die kleine Elfe nicht gedacht.
„W-was kann ich tun, wenn eine Schnecke an den Blättern nagt, wenn ein Reh die Stängel anbeißen möchte oder wenn Menschen zum Blumenpflücken kommen?“, fragte sie ein bisschen verzagt.
„Singen!“ Elfenkönig Flowarius lächelte. „Du musst singen. Eine Melodie, die du dir selbst ausdenkst. Für deinen Sonnenblumenwald.“
„Und das hilft?“ So ganz kann Yelleila das nicht glauben.
Der Elfenkönig nickte. „Ganz bestimmt wird es dir helfen. Du musst nur die richtige Melodie finden. Und nun wünsche ich dir einen wunderschönen Sommer mit einem zauberhaften, bunten Sonnenblumenwald. Adieu, mein Kind. Ich muss weiter. Deine Schwestern warten auf mich mit ihren Sommerwünschen.“
Und ehe Yelleila noch etwas sagen konnte, war ihr Vater auch schon verschwunden.
„Eine Melodie“, murmelte sie etwas hilflos. „Ich brauche eine Melodie. Hm.“
Lange dachte sie nach, doch ihr wollte keine passende Melodie einfallen.
„Ach was“, sagte sie. „Zuerst muss ich die Samen in die Erde legen und meinen Sonnenblumenwald zum Wachsen bringen. Mein Lied denke ich mir später aus.“
Und summend machte sie sich ans Werk.
Sie summte und summte und sang mit glasklarer Elfenstimme:
„Viele gelbe Blütenköpfe wiegen sacht sich hin und her.
Lächeln leise der Sonne zu und freuen sich so sehr.
Viele gelbe Blütenköpfe machen alle froh
und alle, die sie sehen, freuen sich ja so.
La la la, la la la laaaa, la la la la laaaa…“
Schön war es, das Lied der kleinen Elfe. Jeder, der in die Nähe des Feldes kam, blieb stehen und lauschte und schaute mit einem Lächeln auf die Sonnenblumen, die immer mehr zu einem Wald heranwuchsen.
Spitze die Ohren, wenn du an einem Blumenfeld vorbeikommst! Vielleicht hörst auch du sie singen, die Blumenelfen.
© Elke Bräunling

Woher kommst du?
Fröhliche Sommergeschichte für Klein und Groß – Ein interessantes Gespräch im Blumenbeet
„Sag mal, was bist du denn für eine Blume?“, fragte die Dahlie ihre Nachbarin im Blumenbeet.
„Ich bin eine Teerose!“, antwortete diese und sie klang etwas hochnäsig.
Die Dahlie stutzte. „Haha! Wenn du eine Teerose bist, dann bin ich eine Kaffeedahlie.“ Sie lachte.
„Eine Kaffeedahlie?“ Verdutzt starrte die Teerose ihre Blumenkollegin an. Dann blickte sie zu den anderen Dahlien im Blumenbeet hinüber. „So etwas wie euch habe ich in der Tat noch nie gesehen, obwohl ich euch von irgendwoher zu kennen glaube.“ Sie schüttelte den Kopf. „Sagt, stammt ihr aus Kaffeelonien?“
„Haha, Kaffeelonien, so ein Quatsch! Wir wachsen aus der Knolle, die tief in der Erde steckt!“ Die Dahlie neigte ihre Blüte zur Erde, um ihre Worte zu bekräftigen. „Aber nun sag, woher kommst du, du Tee-Rose?“
Die Teerose nickte huldvoll. „Du wirst es nicht glauben wollen, doch meine Ahnen sind von weit hierher gereist. Von sehr weit sogar. Und so komme auch ich von sehr weit.“
„Ha!“ Die Dahlie lachte wieder. „Von nirgendwoher kommst du. Deine Wurzeln halten dich fest. Hier stehst du und hier hast du wie wir alle hier auch das Tageslicht erblickt.“
„Sicher, meine Wurzeln stecken im Erdreich, aber nur, weil man mich hier eingepflanzt hat. Ursprünglich stamme ich aus China.“ Die Teerose war empört über so viel Unwissenheit. Diese Dahlien waren aber auch so ungebildet!
„Ursprünglich? Was heißt ursprünglich?“ Die Dahlie brach in ein hilfloses Gekicher aus. „Ich …“
„Ich habe ursprünglich in Island gelebt“, rief der Islandmohn dazwischen. „Das sagt allein schon mein Name. Und wenn ich mein Kleid in die Arme des Windes lege, glaube ich noch immer, dort zu sein in der Heimat.“
„Heimat!“, flüsterte die Teerose. „Ich sehne mich manchmal so sehr nach meiner Heimat!“
„Ach, das ist doch Blödsinn! Heimat ist da, wo du dich wohl fühlst und wo deine Freunde sind! Ist es nicht so?“, meinte die Dahlie und ihre Freundinnen nickten heftig mit den Köpfen.
„Meine Damen, streiten Sie nicht!“, warf der Rittersporn ein, der schon wegen seiner Größe einen guten Überblick hatte. „Und ihr, liebe Dahlien, habt euren Ursprung in Mexiko. Dort wird übrigens auch Kaffee geerntet. ‚Kaffeelonien‘ ist also gar nicht so falsch.“
Er lachte und die anderen Blumen im Beet staunten über so viel Wissen.
Dann schlossen sie ihre Augen und gaben sich wieder dem leisen Sommerwind hin, der ihre Träume weit durch die Lüfte trug bis zu den Ländern ihrer Ahnen.
Und du? Kennst du die Länder deiner Ahnen und was ist Heimat für dich?
Magst du darüber einmal nachdenken?
Das kann ganz schön spannend sein.
© Elke Bräunling

Die Sonne und das Blatt

Sommermärchen – Warum das Blatt mit der Sonne in diesem späten Sommer nicht recht einverstanden
„Hallo Sonne!“, sagte das Blatt. „Ich freue mich, dass du mich jeden Tag für ein Weilchen besuchst. Aber du tust mir nicht gut. Deine Strahlen verbrennen meine Haut. Sie machen sie trocken, braun und dünn.“
„Es ist später Sommer“, erwiderte die Sonne mit einem Schmunzeln. „Es ist meine beste Zeit.“
„Meine auch!“, rief das Blatt. „Es ist auch meine beste Zeit. Meine letzte Lebenszeit. Und die möchte ich genießen, möchte sie leben. Frei und ohne Verletzungen. Also bitte, zieh weiter, Sonne! Lass ab von mir! Du tust mir weh.“
„Eigentlich bin ich es gewohnt, dass man mich liebevoll Willkommen heißt und meine Strahlen freudig aufnimmt.“
In der Stimme der Sonne lag so etwas wie erschrockene Verwunderung. „Meinst du nicht, auch wir könnten uns arrangieren und Freunde sein?“
Die Sonne verstand das Blatt nicht. Sie liebte doch alle und wünschte sich auch, von allen geliebt zu werden. Was gab es Schöneres?
Besänftigend legte sie ihre Sonnenarme auf das Blatt. Es war, als wolle sie es in herziger Verbundenheit umarmen. All ihre Zuneigung und Wärme legte die Sonne in diese Umarmung. Ganz warm wurde ihr dabei ums Herz.
Auch dem Blatt war warm geworden. Glühend warm. Es schwitzte so sehr, dass sich seine Blattadern zusammenzogen und röteten. Gar nicht gut fühlte sich das an. Das Blatt war zu Tode erschrocken.
„Halt ein!“, kreischte es los. Schrill und laut. „Du bringst meine zarte Haut zum Glühen. Ach, was sage ich: Zum Brennen bringst du sie. Verschwinde, Sonne! Ich brauche deine Freundschaft nicht! Hörst du?“
Da erschrak die Sonne. Sie war auch ein bisschen gekränkt.
„Sei nicht so dünnhäutig!“, murmelte sie und zog weiter.
Sie war nun nicht mehr ganz so gut gelaunt und beschloss, sich zurückzuziehen. Es war eben nicht einfach mit der Freundschaft – und auch nicht mit der Liebe. Ihre Zeit in diesem Spätsommer hier am Nordhang des Berges war sowieso vorüber. Neue Ziele warteten auf sie. Im Süden.
© Elke Bräunling

Der Sommer sieht rot
Spätsommermärchen zum Schmunzeln – Wie der Sommer die Sonne nochmal ärgern will
An Sommerabenden brennt der Himmel. Mit all seiner Kraft holt der alte Sommer seinen Farbkasten hervor, um ein Abschiedsbild zu malen.
Rot. Noch viel rote Farbe hat er übrig. Rot und einen Klicksklacks Gelb.
„Was soll’s?“, sagt er. „Mitnehmen kann ich meine Farben nicht. Und dem Herbst, diesem aufdringlichen Verfolger, werde ich sie nicht überlassen. Ha! Wo kämen wir da hin? Es sind meine Farben.“
Tief taucht er den Pinsel in den roten Farbtopf und klatscht ihn mit vielen Klecksern in alle Richtungen. Heftig, ein bisschen wütend fast und auch ein bisschen aggressiv, streicht er sein Rot über den Abendhimmel.
„Hey, halt!“, hört er da eine Stimme klagen. „Ich ersticke im Rot. Halt ein, bis ich mein Abendziel, den Horizont, erreicht habe. Hörst du?“
Die Sonne ist’s, die um Einhalt bittet. Nein, sie fleht darum, kennt sie doch die machtvolle Wut, die einen unfreiwillig Scheidenden zuweilen überkommt. Und sie weiß: der Sommer hadert wie in jedem Jahr mit seinem Schicksal. Und wer hadert, hat für Zwischentöne kein Ohr. Will es nicht haben. Wozu auch? Außerdem ist immer noch Farbe übrig.
„Wir alle ziehen weiter. Irgendwann. Irgendwohin“, brummt der Sommer. „Das ist es doch, was man von uns erwartet.“
„Und ich“, ruft die Sonne, erregt nun, „erwarte, dass du auf der Stelle damit aufhörst, mich mit deiner roten Farbe zu bekleckern.“
„Okay!“ Der Sommer grinst lässig, greift zur Farbtube und übermalt alle roten Farbkleckser auf der Sonne mit einem satten, hellen Gelbton. Und weil ihm das Bemalen gerade so viel Spaß macht, schmückt er sie noch mit einem strahlenden Farbenkranz.“
„So!“, sagt er zufrieden. „Nun gibt es für dich keinen Grund mehr zur Klage. Größer und schöner und strahlender als zuvor bist du nun, Sonne. Was sagst du?“
Selbstgefällig betrachtet er sein Werk.
Die Sonne aber schweigt. Sie hat keine Lust mehr zum Streiten und eilt mit schnellen Schritten auf den rettenden Horizont zu. Das ist auch gut so. Der Sommer beginnt nämlich gerade, mit der restlichen Farbe auch die Horizontlinie zu bemalen. In einem tiefem, dunklen Abendrot.
© Elke Bräunling

- 🍂 Das erste rote Blatt
- ☀️ Als die Augustfee die Äpfel küsste
- 🌺 Das Märchen vom Monat August
- 🌸 Das Abschiedslied der Sommerblumen
- 🍃 Abschied im Kräuterbeet
- 🌾 Aufbruch im Kartoffelfeld
- 🐦 Der kleine Spatz und die Futter-„Ernte“
- 🍅 Die riesig große Riesentomate
- 🌞 Ein besonderer Spätsommertag
- 🍏 Das Eichhörnchen und der traurige Apfel
- 🍁 Der kleine Bär und die Silberfäden
- 🍂 Der kleine Igel und das Ende des Sommers
FÜNF AUSMALBILDER







2 Gedanken zu „Fünf fröhliche Spätsommermärchen“