Lesen ist nicht doof

Kindergeschichte vom Lesen – Leseratte Marie hat immer neue Ausreden, wenn ihre Freunde spielen wollen. Ihre Bücher sind immer so spannend …

„Ich kann nicht mitspielen”, sagt Marie mit leidender Stimme und langt an ihren Kopf. „Bestimmt habe ich Fieber.” Sie greift zu ihrem Buch, legt sich ins Gras und schmökert.
Ihre Freunde murren, denn ohne Marie macht Spielen nur halb so viel Spaß.
„Gestern konntest du nicht spielen wegen deiner Bauchschmerzen”, sagt Max.
„Und vorgestern wegen dem blauen Flecken an deinem Arm”, meckert Felix.
„Und vor drei Tagen war es dieser Hautausschlag von den Brennnesseln”, beschwert sich Anne. „Eigentlich hast du jeden Tag eine neue Krankheit.”
„Marie schwindelt!”, meint Felix. „Sie hat keine Lust zum Spielen. In der Schule ist sie nämlich immer ganz okay und in den Pausen tobt sie mit den anderen auf dem Schulhof herum. Da ist sie nie krank.”
„Petze!”, sagt Marie und liest weiter.
„Du bist eine Krankspielerin”, schimpft Max, „und ich finde das ganz schön gemein.”
„Krank ist krank”, sagt Marie und grinst. Sie hat nämlich gerade gar keine Zeit zum Spielen, weil sie lieber die spannenden Bücher über den Zauberschüler Harry lesen will.
„Ich lese, und ihr spielt alleine!”, schlägt sie ihren Freunden vor. „Oder noch besser: Ihr bringt auch ein Buch zum Spielplatz mit. Dann können wir alle lesen.”
„Lesen ist doof.” Ihre Freunde sind sich einig. „Und du bist auch doof.” „Und langweilig.”
„Und blöde.”
Nun ist Marie aber doch sauer. „Wer nicht liest, ist blöd!”, sagt sie, steht auf und geht nach Hause.
Die nächsten Tage kommt Marie nicht zum Spielplatz. Sie schmollt, und ihre Freunde haben ein schlechtes Gewissen. Vielleicht ist Marie ja doch krank? Aber warum ist sie morgens immer so fit?
„Ich glaube, Marie mag halt lieber lesen”, sagt Anne.
„Stimmt”, sagt Felix. „Erst seit sie diese Zauberer-Bücher liest, ist sie immer krank.”
Anne muss grinsen. „Vielleicht ist sie verzaubert!?”
„Ja, zum Lesen”, schimpft Max wieder, der sich ohne Marie schrecklich langweilt.
Anne grinst noch mehr. „Ich weiß, was Marie noch lieber mag als Lesen.”
„Eis essen”, rufen Max und Felix wie aus einem Mund.
„Wetten, dass Marie schnell gesund wird, wenn wir sie zur Eisdiele einladen?”, schlägt Anne vor. „Und hinterher spielen wir Handball.”
„Super!”
Die Freunde sind sich einig und kratzen ihr Resttaschengeld zusammen.
Marie ist begeistert von der Einladung.
„Toll”, freut sie sich. „Ich komme schrecklich gerne.”
Anne, Max und Felix grinsen, doch noch mehr grinst Marie, als sie am Nachmittag zur Eisbude kommt. Humpelnd an Opas Stock, ein Buch unter den Arm geklemmt.
„Tut mir leid”, sagt sie, während sie ihr Eis genießt. „Ich habe mir vorhin den Fuß verstaucht. Wie dumm, nicht?”
Anne, Max und Felix sehen sich bestürzt an.
„O ja!”, sagt Anne schließlich. „Sehr dumm ist das. Wie lange wirst du denn nun fußkrank sein?”
Marie greift zu ihrem Buch, blättert und sagt:
„Noch 128 Seiten lang. Dann habe ich alle Zauberer-Bücher gelesen, und dann muss warten. Vielleicht gibt es ja doch noch eine Fortsetzung.“
„Gott sei Dank”, murmelt Felix, und Max nickt ergeben.
„Wir warten mit dir. Aber währenddessen können wir oft spielen, wenn dein Fuß wieder okay ist.”
Marie lacht. „Logo. Und ich habe auch schon viele tolle neue Spielideen. Die stehen auch da drin. Lesen ist nämlich nicht doof.” Sie klopft auf das Buch.
„Hm.” Nachdenklich starrt Anne auf das Buch. Sie blättert in den Seiten und fragt vorsichtig. „Leihst du mir mal diese Bücher?”
„Aber klar.” Marie lacht. „Aber nur, wenn du dann nicht ständig krank wirst.”

© Elke Bräunling

Auch in diesen Geschichten wird gelesen:
Pit und der Zauberbesen
Arne, das Faultier

 

Kleine Bücherratte, Bildquelle © Khamkhor/pixabay

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