Ferien am Meer

Ferien am Meer

Vier Feriengeschichten vom Urlaub an der Nordsee mit Bildern und Ausmalbildern

Titelbild - 4 Feriengeschichten - Illu Kinder und Eltern mit Drachen am Strand

Vier stimmungsvolle Feriengeschichten über das Watt, geheimnisvolle Glocken, mutige Kinder und fliegende Drachen – zum Vorlesen, Staunen und Mitmalen. Diese Kindergeschichten spielen an der Nordsee und laden ein zu kleinen Entdeckungsreisen durch Sand, Wasser, Wind und Fantasie.
Mit dabei: Liebevoll gestaltete Bilder und Ausmalbilder.

 

Inhalt

 

 

Pia und Pit suchen das Meer

Feriengeschichte für Kinder – An ihrem ersten Urlaubstag an der Nordsee suchen Pia und Pit erst einmal das Meer

Endlich waren die Ferien da und Pia und Pit fuhren mit ihren Eltern zum Urlaub an die Nordsee. Auf die Halbinsel Nordstrand wohnten sie gleich hinter dem Deich in einem Fischerhaus und das war, fanden Pia und Pit, toll. Man musste nur auf den Deich laufen, und schon sah man das Meer. Oder auch nicht. Zweimal am Tag nämlich zog sich das Wasser zurück und machte einer Landschaft Platz, die wie eine Matschwüste aussah.
Das ist das Watt, lernten Pia und Pit. Man sieht es bei Ebbe. Kommt das Wasser, so nennt man es „Flut“. Ebbe und Flut! So teilt man die Zeiten am Meer ein. Man nennt es „Gezeiten.“
Das war alles neu für die beiden Landratten. Sie hatten zwar davon gehört, aber so richtig hatten sie sich das mit den Gezeiten nicht vorstellen können. Und deshalb begann der Urlaubstag mit einer Enttäuschung.
Während ihre Eltern noch Koffer auspackten, rannten die Geschwister mit ihren Badesachen zu einem ersten Bad im Meer über den Deich zum Strand. Das Meer aber war verschwunden. Es war Ebbe und das Watt lag matschig und glänzend vor ihnen.
Ratlos sahen sich Pia und Pit an.
„Wann kommt das Wasser denn wieder?“, fragte Pia.
„Keine Ahnung.“ Pit war sauer. „Und was machen wir nun? Auf die Flut warten?“
Pia zuckte mit den Achseln. „Gehen wir eben ins Watt und suchen Muscheln!“, sagte sie.
Vorsichtig betrat sie den Wattschlamm. Gleich sanken ihre Füße ein paar Zentimeter ein. Seltsam fühlte sich das an. Weich und nachgiebig. Irgendwie auch kitzelig. Pia verlor ihre Scheu und tappte ein paar Schritte ins Watt hinein. Es machte Spaß, mit nackten Füßen durch den Schlamm zu waten.
„Toll ist das!“, rief sie Pit zu. „Komm. Wir gehen das Meer suchen!“
Pit zögerte. Es ekelte ihn ein bisschen, barfuß das Watt zu betreten. „Warte!“, rief er. „Ich hole meine Gummistiefel. Dann suchen wir das Meer.“
„Oh, nein, min Jung! Das lasst mal hübsch bleiben!“ Es war der alte Fischer aus der Ferienpension, der ihnen gefolgt war. „Ihr dürft nie alleine ins Watt gehen!“, sagte er. „Das ist leichtsinnig.“
„Leichtsinnig? Warum?“, fragte Pit und Pia meinte kleinlaut:
„Das ist doch nur Schlamm, oder?“
Der alte Fischer lachte rau auf. „Wenn die Flut kommt, ist das Watt sehr gefährlich.“
Dann erzählte er ihnen gruselige Geschichten von Menschen und Schafen, die sich im Watt verirrt hatten und nur mühsam gerettet werden konnten. Einige sind sogar ertrunken. Genau hier vor der Insel.
Boah! So gefährlich war es hier? Das konnten sich die beiden Landratten fast nicht vorstellen. Erschrocken sahen sie den alten Mann an.
Der schmunzelte. „Im Watt kann es aber auch sehr spannend sein. Es gibt nämlich viel zu sehen. Auch Schätze und Geheimnisse hält es bereit.“
Schätze und Geheimnisse? Toll!
„Zeigst du uns das Watt?“, fragte Pia schnell und der Fischer nickte.
„Gleich morgen, einverstanden?“
„Einverstanden!“, riefen Pia und Pit, und Pit fügte leise hinzu:
„Und dann finde ich einen Schatz da draußen, wetten?“

© Elke Bräunling

Illustration "Ferien am Meer" - Junge und Mädchen im Watt, ratlos, wo ist das Meer?

Illustration "Ferien am Meer" - Junge und Mädchen im Watt, alter Fischer - wo ist das Meer?

 

 

Die Stadt im Watt

Feriengeschichte für Kinder – Eine Stadt, die im Nordseesand begraben ist

Im Urlaub auf der Nordseeinsel Nordstrand hatten Pia und Pit mit ihren Eltern Unterkunft in einem alten Fischerhaus hinterm Deich gefunden. Gleich am ersten Abend hatte der alte Fischer den Kindern versprochen, ihnen das Watt mit all seinen Wundern und Geheimnissen zu zeigen.
Mächtig gespannt waren Pia und Pit, als sie am Morgen zum Deich liefen und aufs Meer spähten. Das Watt lag unter dem Wasser verborgen, doch wenn man genau hinschaute, sah man, wie sich das Meer langsam zurückzog.
„Dort!“, sagte Pit und deutete nach Westen aufs Meer. „Irgendwo dort hinten liegt sie, die versunkene Stadt.“
Pia nickte und dachte an die Geschichten, die ihnen der alte Fischer erzählt hatte. Früher nämlich hatte die Insel Nordstrand den Namen „Strand“ getragen und sie war sehr viel größer gewesen als heute. Der größte Ort auf der Insel war die Stadt Rungholt. Im Jahr 1362 aber hatte es eine große Sturmflut gegeben und Rungholt war mit allen Häusern und Kirchen und Windmühlen und Menschen und Tieren im Meer versunken. Weitere Sturmfluten kamen und in einer ganz schlimmen Sturmnacht im Jahr 1634 brach die Insel Strand ganz auseinander. Nur kleine Inseln blieben übrig: Nordstrand, Pellworm und die Halligen. Der Rest von ‚Strand‘ versank im Meer.
Eine spannende Geschichte.
„Besonders gruselig ist“, sagte Pia nun, „dass es keine erfundene Geschichte ist. Wahre Geschichten sind ein bisschen gemein, oder?“
„Stimmt.“ Pit nickte. „Und all das, was diese Sturmfluten zerstört haben, liegt irgendwo da draußen tief im Watt begraben.“
Pia schüttelte sich. „Auch die toten Menschen und Tiere?“
„Die auch. Und die Glocken der Kirchen liegen da auch irgendwo.“
Die Kinder schwiegen. Sie dachten an die Legende, von der der Fischer auch berichtet hatte. Manchmal nämlich könne man die Glocken der Kirchen von Rungholt noch heute läuten hören. Dann, wenn bei ruhigem Wetter das Wasser unbewegt still ist und kein Wind es zu Wellen kräuselt.
Prüfend blickte Pit über die silbern glänzende Wasseroberfläche.
„Ich glaube“, sagte er, „heute ist so ein stiller Tag. Oder siehst du eine Welle auf dem Wasser.“
„Keine einzige“, bestätigte Pia. „Vielleicht hören wir heute die Glocken von Rungholt. Wenn wir ganz leise sind. Pssst!“
Und ganz still blickten die Geschwister übers Wasser und lauschten.
Da! Einmal war ihnen, als läuteten Glocken von weit weg. Vielleicht aber waren es auch nur die Glocken einer Kirche von der Insel Pellworm, deren Umrisse westlich im Meer aufragten, gewesen? Wer weiß?

© Elke Bräunling

 

Illustration "Ferien am Meer" - Junge und Mädchen schauen aufs Watt und träumen von der versunkenen Stadt

Das Licht des Leuchtturms

Feriengeschichte für Kinder – Leuchttürme sind toll und sie sind sehr wichtig und nützlich

In den Ferien machten Pia und Pit Urlaub auf dem Bauerhof, und dieser Bauernhof stand auf einer Nordseeinsel. Das war, fanden die Geschwister, ziemlich cool.
Nur den Leuchtturm, den fand Pia nicht so toll. Hohe Türme nämlich machten ihr Angst.
„Dort wird mir schwindelig“, maulte sie. „Wozu brauche ich einen Leuchtturm?“
„Leuchttürme sind wichtig für die Schifffahrt“, sagte Papa.
„Sie retten Leben“, fügte Mama hinzu.
„Und man kann von dort oben die ganze Insel sehen“, schwärmte Pit.
Während ihre Eltern und Pit auf den Turm kletterten, wartete Pia trotzdem lieber auf dem Deich. Es machte ihr Spaß, die Schafe zu beobachten, die hier weideten. Es war Ebbe und das Meer hatte dem Watt Platz gemacht. Pia mochte das Watt. Am liebsten hätte sie den ganzen Urlaub damit verbracht, hier auf „Forschertour“ zu gehen.
Da! War da nicht ein klägliches Blöken? Pia sprang auf.
„Bestimmt hat sich eines der Lämmer verirrt. Ich muss ihm helfen.“
Ohne nachzudenken zog sie Schuhe und Strümpfe aus und rannte über die Deichwiese ins Watt. Wieder blökte das Lamm. Es kam von links.
Eilig stapfte Pia durch den nassen Schlick. Doch seltsam: Nun hörte sie das Blöken eher rechts. Sie blickte über die weite Wattlandschaft, dann sprang sie über einen Siel und folgte den Rufen des Tieres. Sie musste noch zwei weitere Siele überqueren, bis sie am Ziel war. Sie lauschte wieder. Nichts.
„Lämmchen! Wo bist du?“, rief sie, doch sie hörte nur ein Rauschen. Ob die Flut schon kam? Bitte nicht. Zuerst musste sie das Lamm finden. Da, ein Blöken! Von links wieder. Oder von vorne, dort, wo sich das Meer versteckt hielt? Oder …? Nein, da war kein Lamm. Sie hatte sich wohl geirrt.
Pia drehte sich einige Male um sich selbst. Sie konnte nichts mehr hören, sah nur noch Schlick, Siele und Wasserpfützen ringsum. Aus welcher Richtung war sie gekommen? Und wo war der Deich? Alles sah gleich aus. Sie erschrak. Die Eltern hatten ihr verboten, alleine das Watt zu betreten. Viel zu gefährlich war das.
„Was bin ich blöde!“, schimpfte sie mit sich selbst. Ihr Herz begann zu rasen und ihre Beine fühlten sich zitterig an. Sie wollte rufen und schreien, doch da war niemand in dieser großen Weite, der sie hören würde. Was tun? Wieder starrte sie zum Horizont. Da! War da nicht ein helles Blinken? Nur kurz, aber immer wieder. Ein Licht!
„Der Leuchtturm!“, rief Pia. „Das ist bestimmt der Leuchtturm. Hurra!“
Jetzt wusste sie, welchen Weg sie nehmen musste. Und so schnell sie konnte, rannte Pia auf das Licht des Leuchtturms, das bei Tage nur schwach sichtbar war, zu.
„Leuchttürme sind toll!“, erzählte Pit später. „Ich durfte ein paar Leuchtfeuer-Signale aufs Meer schicken, obwohl es nicht dunkel war. Das war vielleicht spannend.“
Spannend? Ja, das war es.
Pia nickte. „Stimmt. Leuchttürme sind toll. Und wie!“

© Elke Bräunling

Illustration "Ferien am Meer" - Mädchen im Watt, im Hintergrund Leuchtturm und Eltern

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Ferien am Meer – Drachenwettbewerb

Urlaubsgeschichte für Kinder – Nordseeferien, Spaß, Spiel und ein Drachenwettbewerb

Spannend waren die Ferien auf der Halbinsel Nordstrand für Pia und Pit. Kein Tag war langweilig. Immer gab es etwas zu entdecken. Nur zum Faulsein und zum „Die-Sonne-am-Strand-auf-den-Bauch-scheinen-lassen“ hatten sie noch keine Zeit gefunden. Da gab es so viele Dinge, die mehr Spaß machten: Schätze im Watt suchen, die Sandbänke mit den Seehunden besuchen, mit Fischer Hansen zum Krabbenfischen aufs Meer fahren, das Krabbenpuhlen, die Segelschule, die Robbenstation, der Leuchtturm, der geheimnisvolle Piratenfelsen, die Salzwiesen, das Schiffermuseum, die Nachtwanderung, der rätselhafte nächtliche Sandburgenbauer, der Märchenerzähler im Strandkorb, der Beachball-Wettkampf, die schaurigen Geschichten und Sagen, die Fischersfrau Jeinke den Kindern erzählte, und vieles mehr. Irgendetwas war immer los hier, selbst bei Regenwetter. Und morgen fand der Drachenflugwettbewerb bei der Deichweise statt. Tolle Preise gab es da zu gewinnen.
„Ich möchte den schönsten Drachen haben. Einen bunten mit einem langen Zackenschwanz“, sagte Pia. „Aber es soll kein gekaufter Drache sein. Nein, besonders toll muss er sein.“
Auch Pit wünschte sich einen ganz besonderen Drachen. Einen, der bis hinüber zur Insel Pellworm flog. Er hatte nämlich gestern beim Krabbenpuhlwettbewerb eine Wette gegen Lars aus Pellworm verloren. Und nun hatten sie wieder gewettet. Eine Wette, die Pit unbedingt gewinnen wollte: Zu Lars, der am Oststrand der Insel warten würde, sollte sein Drachen beim Drachenwettbewerb fliegen, wenn Pit die Drachenschnur losließ. Wenn er verlor, müsste Pit als Wetteinsatz zehn Briefe schreiben und als Flaschenpost auf die Reise schicken. Gewann er aber die Wette, hätte Lars den Stress mit den Flaschenpostbriefen.
Pit ballte die Hände zu Fäusten. Sein Drache musste unbedingt bis Pellworm fliegen.
„Das klappt nie“, hatte Lars gesagt. „Nur bei Ostwind vielleicht.“
„Ich wünsche mir einen Drachen, der übers Meer fliegen kann“, sagte Pit nun zu Papa und Pia. „Und einen tüchtigen Ostwind hätte ich gerne dazu.“
„Ostwind?“ Papa wunderte sich. „Wozu brauchst du einen besonderen Wind?“
„Egal“, wiegelte Pit ab. „Kannst du mir einen schnellen Drachen basteln?“
Papa nickte. „Ich tue mein Bestes. Also einen superschönen Drachen für Pia und einen superschnellen Drachen für Pit. Richtig?“ Er tat, als würde er gestresst stöhnen. „Und das nennt ihr Urlaub?“
Die Geschwister lachten, und dann machten sie sich ans Werk und bastelten bis in den Abend hinein zwei wirklich tolle Drachen.
„Bitte, mach, dass der Wind von Osten weht!“, murmelte Pit, als er im Bett lag. Doch eigentlich war es ihm dann doch nicht so wichtig. Wichtig war, dabei zu sein und Ferienspaß zu haben.

© Elke Bräunling

Illustration "Ferien am Meer" - Junge und Mädchen und Eltern am Strand beim Drachenfliegen

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VIER AUSMALBILDER

Ausmalbild "Ferien am Meer" - Junge und Mädchen im Watt, dahinter ein alter Fischer mit mahnendem Zeigefinger

 

Ausmalbild "Ferien am Meer" - Junge und Mädchen schauen aufs Watt und träumen von der versunkenen Stadt

 

Ausmalbild "Ferien am Meer" - Mädchen im Watt winkt zu Deich mit -Schafen und Leuchtturm hinüber

 

Ausmalbild "Ferien am Meer" - Junge und Mädchen am Strand beim Drachenfliegen

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