Die Ballonfahrt zu den sieben Bergen

Abenteuergeschichte vom Umziehen und Alleinesein – Neu in der Stadt, neu in der Schule und keine Freunde

Wie immer nach dem Umzug nach Burgbach ist Christian am Nachmittag alleine zu Hause. Mit den Kindern aus dem Wohnviertel mag er nicht spielen. Die sind so fremd und er fürchtet sich vor ihnen. Besonders den großen Benno, der immer so laut herumtönt und “blöder Stadtzwerg” zu ihm sagt, mag Christian nicht leiden. Bestimmt würde der ihn bloß verhauen! Nein, da bleibt er lieber zu Hause und langweilt sich.
So sitzt er auch heute am Fenster und blickt den Wolken am Himmel hinterher.
“Fliegen müsste man können!”, seufzt er. “Ach, schön wäre das! Und überhaupt nicht langweilig.”
Auf einmal sieht er einen großen Ballon über den Himmel fahren. Bunt glitzert er im Licht der Sonnenstrahlen, und das sieht so toll aus, dass er auf die Straße läuft, dem Ballon hinterher. Wohin er wohl fahren mag? In die nahe Stadt? Über die Berge? Oder einfach so aufs Geradewohl nach Irgendwo?
“Ja, nach Irgendwo ins Land Überall”, ruft Christian und wünscht sich, auch in der kleinen Gondel zu sitzen und mit dem Ballon in das Land Überall zu fahren.
Da, der Ballon senkt sich herab, tief und tiefer. Er kommt näher und macht mitten auf der Straße vor ihm halt.
“Komm!”, ruft eine helle Stimme. “Flieg mit uns nach Überall!”
Christian staunt. “Wohin wollt ihr mit mir fliegen?”
“Hab ich doch schon gesagt”, ruft die unsichtbare Mädchenstimme. “Über sieben Dörfer, sieben Täler und sieben Berge bis hin ins Land der Riesen und Zwerge.”
Vergessen ist alle Furcht.
“Zu Schneewittchen und ihren sieben Zwergen?”, ruft Christian eifrig und steigt schnell in die Gondel. “Au ja, da komme ich mit.”
Schon hebt der Ballon vom Boden ab, schwebt langsam und sacht hoch und immer höher, bis sie fast die Wolken erreicht haben. Klein wird die Welt unter ihnen. Wie ein Spielzeugland sieht sie aus.
Langsam fahren sie auf die Berge zu. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben Dörfer sieht Christian unter sich liegen. Weiter geht die Fahrt über eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben sanft gerundete Bergkuppen, die aussehen wie sieben Riesen, die ihre runden Buckel nach oben recken. Getrennt sind diese buckelrunden Berge von eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben Tälern mit tiefblauen Bachläufen, bunten Wiesen, weißen Blütenbäumen und eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben Schlössern.
“Und jetzt!”, ruft Christian begeistert, “werden wir gleich Schneewittchen mit ihren eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben Zwergen sehen. Juchhu!”
“Tut mir leid”, sagt die fremde Stimme freundlich. “Die Dämmerung zieht herauf. Es ist Zeit, heimzukehren.”
“Und was ist mit Schneewittchen und ihren Zwergen?”, fragt Christian enttäuscht.
“Ein anderes Mal!”, verspricht die Stimme, und da landet der Ballon auch schon wieder auf der Straße vor Christians Haus.
Christian steigt aus, verabschiedet sich von seinen unsichtbaren Reisegefährten, und ehe er sich versieht, ist der Ballon verschwunden.
Er schüttelt sich. Hat er das eben nur geträumt? Aber was macht er denn hier plötzlich mitten auf der Straße? Verwundert blickt er auf.
Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben Kinder stehen vor ihm.
“Schön, dass du gekommen bist!”, sagt eine helle Mädchenstimme.
Und ein Junge fragt: “Hast du Lust, mit uns Fußball zu spielen?”
Christian erschrickt und spürt, wie sein Herz wild zu klopfen beginnt. Es ist nämlich kein anderer als der große Benno, der ihm den Fußball vor die Nase hält und grinst.
“G-g-gern!”, stammelt er.
“Fein”, sagt da der große Benno und klopft ihm so heftig auf die Schulter, dass es fast weh tut. Und Christians Herz klopft nun nicht mehr ganz so sehr. Ein wenig nur noch. Vor Freude.

© Elke Bräunling

 Bildquelle © fietzfotos/pixabay


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