Sechs kleine einfache Geschichten zum Schulanfang
Sechs kleine einfache Geschichten zum Schulanfang
Kleine Schulgeschichten für mutige und nicht ganz so mutige Kinder
„Die Schultüte soll Freude machen und Mut geben.“
„Sechs kleine Geschichten zum Schulanfang“ – eine Sammlung von Geschichten, die Schulanfängern Mut machen, sich auf den ersten Schultag zu freuen. Begleite Emil, Maja, Florian und viele andere auf ihren Abenteuern und erlebe, wie sie ihre Ängste überwinden und sich auf das neue Kapitel in ihrem Leben vorbereiten.
Mit sechs Ausmalbildern (siehe unten).
INHALT
Inhalt
- Ein Glückskäfer zum ersten Schultag
- Florian und der Ernst des Lebens
- Bald beginnt die Schule
- Vor dem ersten Schultag
- Die Mutmachhunde
- Schultüten für alle
Ein Glückskäfer zum ersten Schultag
Am liebsten sitzt Maja im Garten unter den kleinen Apfelbäumchen. Dort kann sie sich verstecken, Käfer und Schmetterlinge beobachten und nach Kleeblättern suchen.
Heute hat sie Glück. Sie findet ein Kleeblatt mit vier Blättern. Und darauf sitzt ein Marienkäfer. Doppeltes Glück!
„Du hast es gut, kleiner Käfer“, sagt Maja leise. „Du musst nicht in die Schule gehen.“
Da kichert der Käfer.
„Hihihi!“, lacht er. „Denkst du, wir Käfer haben keine Schule? Wir müssen doch lernen, wie wir das Glück zu euch Menschen bringen!“
Maja staunt. „Oh! Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Es gibt also auch eine Schule für Käfer?“
„Na klar!“, antwortet der Käfer stolz.
„Hast du auch Angst gehabt, als du zum ersten Mal in deine Schule gegangen bist?“, fragt Maja.
Dann erzählt sie, dass sie sich vor der Schule ein bisschen fürchtet. Timo und Ben aus der Nachbarschaft haben gesagt, dort wäre es streng und gar nicht nett.
„Ach was!“, ruft der Käfer. „Die reden Blödsinn. Schule macht Spaß. Und ich habe eine Idee: Du kommst einen Tag mit mir in meine Käferschule, und ich begleite dich an deinem ersten Schultag.“
Maja überlegt. Das ist eine tolle Idee. Wer hat schon einen Glückskäfer als Freund?
„Abgemacht!“, ruft sie. „Ich freue mich schon auf deine Schule.“
„Gut, treffen wir uns in einer Stunde wieder hier“, antwortet der Käfer und fliegt davon.
Da hört sie plötzlich Mamas Stimme. Sie ruft laut. Nach ihr.
„Maja! Maja! Wo steckst du?“
Maja reibt sich die Augen. Ist sie eingeschlafen?
„Glückskäfer, wo bist du?“, flüstert sie.
Der kleine Käfer ist verschwunden. Hat sie das alles nur geträumt? Hm …
Am ersten Schultag aber, als sie mit ihrem Ranzen und der Schultüte vor der Schule steht, sitzt plötzlich ein kleiner Marienkäfer auf ihrer Schulter.
Was für ein Glück!
© Elke Bräunling & Regina Meier zu Verl
Die ursprüngliche, längere Fassung dieser Geschichte findest du hier: Ein Glückskäfer zum ersten Schultag

Florian und der Ernst des Lebens
Florian kommt in die Schule. Alle freuen sich.
„Jetzt bist du kein Kindergartenkind mehr“, sagt Mama. Sie lächelt dabei.
„Was haben wir doch schon für große Kinder!“, staunt Papa.
„Bald wirst du erwachsen sein!“, murmelt Opa.
Oma streicht Florian übers Haar und sagt:
„Nun beginnt für dich der Ernst des Lebens, mein Lieblings-Flo.“
Florian runzelt die Stirn. „Den Ernst, den brauche ich nicht“, brummt er leise. „Es ist gut, wie es ist.“
Eigentlich freut er sich nicht so sehr wie seine Freunde auf die Schule. Die tun alle, als wären sie schon groß. Florian aber will nicht groß sein. Nicht jetzt. Nicht ein bisschen.
Er denkt nach. Wer ist dieser Ernst? Immer wenn die Erwachsenen von ihm reden, sehen sie plötzlich so ernst aus. Ihre Stimmen klingen tiefer, ihre Augen werden dunkel. Ob der Ernst auch lachen kann?
Florian lacht gerne. Lachen macht alles heller und schöner, findet er. Aber zu diesem Ernst passt Lachen bestimmt nicht.
Im Kindergarten haben alle viel gelacht. Besonders August. Der arbeitet dort. August ist sein Freund. Er ist immer fröhlich.
August hat ihm mal erzählt, dass er auch in die Schule musste. Aber er hat dort immer an den Kindergarten gedacht. Deshalb hat er ganz schnell ganz viel gelernt, damit er wieder zurückkehren konnte. Jetzt ist er so etwas wie der Chef im Kindergarten.
Das findet Florian toll. Er will auch im Kindergarten bleiben. Oder wieder zurückkommen. So wie August.
„Dazu musst du aber erst einmal in die Schule gehen und viel lernen“, hat August gesagt. Dabei hat er so lieb gelächelt, dass Florian ganz warm ums Herz wurde.
Also gut. Er wird in die Schule gehen und er wird schnell und viel lernen. Aber nachmittags wird er August im Kindergarten besuchen.
Denn irgendwo muss man ja lachen dürfen. Ohne den Ernst. Der ist nämlich ein richtiger Spielverderber.
Ja, genau so wird Florian es machen. Ab morgen, wenn er ein Schulkind ist.
© Elke Bräunling
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Bald beginnt die Schule
„Wenn man etwas übt, dann klappt es auch!“ Das sagt Großvater immer.
Und er hat recht. Lina hat schon viel gelernt: Rückwärtsgehen, Schwimmen, Ball kicken, Rührei backen, Fahrrad fahren, Angeln, Reiten, Gitarre spielen. Alles wichtige Dinge. Und alles musste sie erst mal üben.
„Übung macht den Meister!“, erklärt Großvater oft. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.“ Er mag alte Sprichwörter sehr.
Lina kennt keine Sprichwörter und kein Hänschen, aber sie übt gern. Lernen macht ihr Spaß. Sie fühlt sich groß und stark, wenn sie etwas Neues kann.
Bald kommt sie in die Schule. Nach den Ferien geht es los. Ob Großvater dann auch stolz ist, wenn andere ihr etwas beibringen? Lehrer, die sie noch gar nicht kennt?
Gibt es überhaupt jemanden, der mehr weiß als Großvater? Das kann sich Lina nicht vorstellen.
Eigentlich möchte sie gar nicht in die Schule. Sie hat ein bisschen Angst. Am liebsten würde sie bei Großvater bleiben und alles von ihm lernen.
„Ich gehe bei dir in die Schule!“, überlegt sie. „Du bist der beste Lehrer.“
Großvater antwortet nicht gleich. Er schaut Lina lange an.
„Du hast also auch Angst?“, fragt er leise.
Auch? Lina staunt. Großvater hat „auch“ gesagt.
„Du hast doch nie Angst“, sagt sie.
„Doch“, sagt Großvater. „Früher hatte ich auch Angst vor der Schule. Aber ich habe gelernt, diese Angst zu verjagen.“
„Kann ich das auch lernen?“, fragt Lina.
„Ja.“ Der Großvater nickt. „Du kannst alles lernen, was du möchtest. Auch das mit der Angst.“
Lina lacht. „Übung macht den Meister, oder?“
Großvater lacht auch.
In den Ferien üben sie jeden Tag, keine Angst mehr zu haben. Sie üben, sich auf die Schule zu freuen.
Und weißt du was? Üben! Das kannst du auch tun, wenn dir vor etwas bange ist.
© Elke Bräunling
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Vor dem ersten Schultag
„Wenn ich zum ersten Mal in die Schule gehe, kommt ihr alle mit!“, sagt Emil.
„Natürlich!“, rufen seine Sommerfreunde. „Wir sind deine Freunde. Klar kommen wir mit!“
Emil sitzt im Garten und nickt zufrieden.
„Gut! Ohne euch würde ich niemals in die Schule gehen.“
„Richtig so!“, ruft die Weinbergschnecke. „Ich komme auch mit. Aber jetzt muss ich mich ausruhen. Die Sonne ist mir zu warm.“
Die Schnecke zieht sich in ihr Haus zurück.
„Typisch Schnecke!“, schimpft der kleine Spatz auf Emils Schulter. „Immer verschwindet sie!“
„Jeder macht, was er kann“, brummt das Kaninchen. „Aber am großen Tag sind wir alle da, stimmt’s?“
„Stimmt!“, rufen alle Tiere im Garten: der Hase, die Mäusefamilie, der Igel, die Hühnchen, die Vögel, Grillen, Schmetterlinge, Ameisen, Bienen, Hummeln und sogar der Maulwurf.
„Wie kommen wir denn alle zur Schule?“, fragt die dicke Erdkröte.
„Wir fliegen neben dir her!“, rufen die Vögel, Schmetterlinge, Bienen und Käfer.
Emil lacht. Er stellt sich vor, wie er von all den Tieren umgeben in der Schule ankommt. Alle würden staunen.
„Und ihr anderen trage ich in meinen Ranzen“, schlägt er den anderen Tieren vor.
„In den Ranzen?“
„Oh je!“
„Wir sind zu viele!“
„Ich will nicht in einen dunklen Ranzen!“
„Das gibt Streit!“
Auf einmal schimpfen und streiten alle Tiere durcheinander. So laut, dass Emil aufwacht.
Er blinzelt. Alles ist ruhig. Zwei Hühnchen picken im Gras, eine Amsel trinkt Wasser, Hummeln summen im Lavendelbusch, und Spatzen streiten im Flieder.
Emil lacht. Was ist das doch für ein komischer Traum gewesen!
Da landet ein kleiner Marienkäfer auf seiner Nase.
„Ich bringe dir Glück“, flüstert er. „Am ersten Schultag setze ich mich auf dein Ohr und begleite dich. Jeder braucht einen Glücksbringer. Einverstanden?“
„Einverstanden“, sagt Emil leise.
© Elke Bräunling
Die ursprüngliche, längere Fassung dieser Geschichte findest du hier: Vor dem ersten Schultag

Die Mutmachhunde
Am Abend vor dem ersten Schultag liegt Ben im Bett und kann nicht schlafen.
„Was, wenn ich den Weg zur Klasse nicht finde?“, denkt er. „Oder wenn ich niemanden kenne?“
Da hört er plötzlich ein leises Bellen.
Er dreht sich um – und vor seinem Bett stehen drei Hunde. Sie sehen aus wie kleine Helden, mit bunten Halstüchern und großen Augen.
Der erste ist Riko, ein brauner Hund mit klugen Augen und einem blau-weiß-rot gestreiften Halstuch.
Der zweite ist Flamme, ein roter Hund mit wuscheligem Fell und einem grünen Polizeihelm.
Die dritte ist Mila, eine kleine, flinke Hündin mit rosa Ohren und einer Pilotenbrille auf der Stirn.
„Keine Angst, Ben“, bellt Riko. „Wir sind dein Mutmachteam. Heute Nacht üben wir mit dir, damit morgen alles gut klappt.“
„Echt?“, staunt Ben. „Aber ich kenne euch doch nicht.“
„Jetzt schon“, lacht Mila. „Auf uns Mutmach-Hunde kannst du zählen.“
„Pass auf!“, sagt Flamme. Dann nimmt er Ben auf seinen Rücken. Und schon fliegen sie über den Schulhof und durch ein großes Fenster hinein ins Klassenzimmer.
„Hier wirst du sitzen“, sagt Riko. „Und da vorne steht dein Lehrer. Er sieht streng aus, aber er ist nett. Wir haben ihn schon geprüft.“
Ben muss lachen. „Ihr seid lustig. Aber was, wenn ich traurig bin, weil alles so fremd ist?“
„Dann ruf uns einfach in Gedanken“, erklärt Mila und wedelt mit den Ohren. „Wir sind immer ganz nah bei dir.“
„Wir passen auch auf, dass du die richtigen Freunde findest“, sagt Riko.
„Und wir sind auch deine Freunde! Klare Sache!“, bellt Flamme und leckt ihm einmal übers Gesicht.
Ben gluckst im Schlaf. Als Mama ihn am nächsten Morgen weckt, fühlt er sich mutig und froh.
„Worüber freust du dich so?“, fragt sie.
Ben grinst. „Über meine Mutmachteam!“
„Mutmachteam?“ Mama staunt.
„Ja“, flüstert Ben. „Riko, Flamme und Mila passen auf mich auf.“
Dann zieht er sich an, nimmt seinen Schulranzen und marschiert los.
Mit Mutmach-Hunden ist das ganz einfach.
© Elke Bräunling

Schultüten für alle
Bald beginnt die Schule. Auf dem Spielplatz reden alle Kinder darüber. Sieben Kinder kommen dieses Jahr neu in die Schule. Alle freuen sich auf ihre Schultüten. Die sind fast so spannend wie Weihnachtsgeschenke.
„Ätsch!“, ruft Marika und macht eine lange Nase zu Anna, Finn und Marek. Die drei sind älter und kommen schon in die zweite Klasse. „Ihr bekommt keine Schultüte mehr. Voll doof!“
Die anderen Schulanfänger lachen und rufen auch: „Ätsch! Ätsch!“
Marek zuckt mit den Schultern. „Schule ist okay. Aber es fühlt sich doof an, die Kleinsten zu sein. Das seid jetzt ihr.“
„Stimmt“, sagt Anna und macht eine Grimasse. „Und Schultüten sind etwas für Babys. Darüber kann man ja nur lachen.“
„Außerdem weiß man nie, was drin ist“, fügt Marek hinzu.
„Wie in der Schule. Da weiß man auch nie, was kommt“, meint Finn.
Die drei Großen lachen laut los.
Da ruft Dirk: „Meine Oma sagt, die Schultüte soll Freude machen und Mut geben. Aber es ist auch egal. Wichtiger ist, dass ich mich auf die Schule freue! Auch ohne Schultüte.“
Dirk ist schlau. Oft weiß er mehr als die Großen.
„Für mich und meine Cousins Junis und Yasin gibt es keine Schultüten“, sagt Mina da. Ihre Familie ist vor einem Jahr aus einem Kriegsgebiet hierher geflüchtet.
„Ich brauche auch keine Schultüte. Ich freue mich einfach, dass ich in die Schule gehen darf und etwas lernen kann.“
Jetzt wird es still. Alle denken an den Krieg und ans Flüchten.
Später hat Anna eine Idee. „Lass uns unsere alten Schultüten suchen und kleine Geschenke hineinlegen!“, schlägt sie ihren Freunden vor. „Wir schenken sie Mina, Junis und Yasin. Jeder soll sich doch am ersten Schultag freuen und eine Schultüte haben.“
Alle nicken. Das ist eine richtig schöne Idee.
© Elke Bräunling
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