Das kleine Nebelkind und die große Furcht

Nebelgeschichte – Ein Nebeltag muss nicht zum Fürchten sein. Dort draußen stecken nur Nebelkind und seine Geschwister zwischen Büschen und Bäumen. Du kannst sie sehen. Manchmal …

Endlich war der Herbst mit seinen Nebeltagen wieder gekommen. Die große Nebelfamilie, die hinter den Wolken über dem Zauberozean wohnte, war ganz aufgeregt. Aufbruchbereit standen die Familienmitglieder beim großen Nebelwolkenschiff und starrten zur Erde hinab. Einige rieben sich voller Vorfreude die Hände, nein, falsch, die Nebelarme.
Mit finsteren Mienen beobachteten das kleine Nebelkind und seine Freunde das bunte Treiben. Sie nämlich durften noch nicht zur Erde ziehen.
“Ihr müsst erst noch wachsen und groß und grau werden!“, sagte der Nebelkönig.
Wachsen! Grau sein? Wie langweilig war das! Nein, dazu fehlte dem kleinen Nebelkind die Geduld.
“Das wäre doch gelacht!“, murmelte es. “Ich kann auch Nebel machen.”
Und während seine Freunde artig zu Hause blieben, folgte Nebelkind heimlich seinen älteren Wolkenkollegen. Die legten sich ganz still und ganz rasch über Bäume, Büsche, Berge, Täler, Häuser und Straßen und versteckten das Land unter grauen Nebelschleierarmen.
Da setzte sich auch Nebelkind so dicht über einen Busch, dass man die Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte.
“Ha!“, rief es stolz. “Soll einer noch ‘Du-bist-noch-zu-klein’ sagen!”
Dann sang es fröhlich ein leises Liedchen:
“Ich bin das kleine Nebelkind, leg auf die Erde mich geschwind. Keiner kann mehr etwas sehn, ja, so ein Nebeltag ist schön.”
Es sang und summte und fühlte sich sehr erwachsen.
Da raschelte es, und Menschenköpfe tauchten plötzlich aus dem Nebelgrau auf. Uihhh! Wie unheimlich die aussahen!
Nebelkind erschrak, und es fürchtete sich sehr.
“Ein Nebeltag”, sagte da eine Menschenstimme, “ist so richtig zum Fürchten.”
Da graulte sich Nebelkind noch mehr. Woher wussten diese Menschen, dass es sich fürchtete?
“Jaa-aa, richtig zum Fü-hü-hürchten!”
Heulend zog es seine Nebelärmchen ein, schwang sich in die Lüfte und raste schnell nach Hause. Morgen aber, nahm es sich vor, versuche ich es noch einmal! Oder vielleicht auch erst übermorgen.

© Elke Bräunling

 

 

 

 

 

 

 

Nebelkind, Bildquelle © DarkWorkX/pixabay

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