Im Winter geht man ins Holz

Waldwintergeschichte – Waldarbeit anstatt eines gemütlichen Nachmittags

Wieder einmal besuchen Opa, Pia und Pit Großtante Luise. Sie lieben das Leben in dem kleinen Dorf und sie lieben die Großtante. Deshalb strahlt die gute Laune von Opa, Pia und Pit so hell wie die Wintersonne am Himmel. Hell und golden.
Auch die Laune der Großtante ist hell und golden.
„Oh! Ihr seid sehr willkommen. Ich habe aber keine Zeit zum Plaudern“, begrüßt sie ihre Gäste. „Heute wird gearbeitet.“
„Gearbeitet?“, staunt Pia.
„Du hast doch sonst immer Zeit für uns!“, wundert sich Pit.
„Freust du dich nicht, dass wir den weiten Weg zu dir in deine Einöde gefahren sind?“, erkundigt sich Opa. Seine Stimme lächelt.
Die Großtante zwinkert ihnen verschmitzt zu. Auch ihre Stimme trägt ein Lächeln. „Natürlich freue ich mich. Und wie! Aber heute ist ein besonderer Tag. Schnell, trinkt ein Glas Apfelmost! Dann müssen wir los.“
„Und wohin gehen wir?“, erkundigt sich Opa, der seine Cousine sehr gut kennt und weiß, dass ein Augenzwinkern oft mit Aufregung und Spaß verbunden ist.
„Ins Holz. Im Winter geht’s man ins Holz. Die Buchen im Hinterwald sind gefällt worden“, antwortet die Großtante.
„Und was machen wir dort?“, fragt Pia.
„Beim Aufräumen helfen. Was sonst?“
„Gibt es denn heute nichts zu essen?“, erkundigt sich Pit, der Großtante Luises Kochkünste liebt.
„Doch!“ Wieder lacht die Großtante. „Essen gibt es auch im Wald. Und nun kommt! Wir haben es eilig und fahren mit meinem Wagen.“
Wagen? Großtante Luises Auto ist eher ein Jeep. Ein hässlich verbeulter, uralter Jeep. Der ist so alt, dass er bestimmt noch aus der Nachkriegszeit stammt. Und so sieht er auch aus.
Pia und Pit murren ein wenig und Opa zuckt bedauernd mit den Schultern. Dann folgen sie der Großtante, die mit großen Schritten zum Auto eilt und sich auf den Fahrersitz fallen lässt. Und dann geht die Fahrt auch schon los. Holpernd. Stotternd. Dröhnend laut und schnell. Viel zu schnell für dieses alte Auto, wie Opa findet. Toll, so verrückt über die Waldwege zu brausen, wie Pia und Pit finden. Praktisch, wie Großtante Luise findet.
So schnell, toll und praktisch kommen sie im Hinterwald an.
Wie tote Riesen liegen die gefällten Buchen auf der dünnen, harschen Schneedecke. Waldarbeiter sägen die Zweige von den Stämmen und ziehen mit der Hilfe von Beppo, dem großen Ackerpferd, die Stämme auf den Waldweg hinaus. Ganz schön anstrengend sieht diese Arbeit aus. Und das ist sie auch.
„Die kleineren Äste und Zweige lesen wir zusammen und packen sie in Bündel“, erklärt die Großtante. „Eine sinnvolle Winterbeschäftigung, findet ihr nicht auch?“
„Ei-eine famose Idee“, stammelt Opa und er hält sich schon jetzt mal den Rücken. „D-d-du mit deinen Ideen aber auch!“
„Nicht wahr?“ Die Großtante grinst. „Aber keine Bange. Es kommen noch mehr Helfer. Unsere Nachbarn wollen auch mitanpacken. Ist das nicht nett?“
„N-n-nett.“ Opa stammelt noch immer.
„Und später gibt es ein Festessen bei der Waldgrillhütte“, fährt die Großtante ungerührt fort. „Aber erst wird gearbeitet. Los! Los!“
Und mit diesem herrischen ‚Los! Los!‘ scheucht sie Opa, der so gar keine Lust auf Holzsammeln hat, in den Wald hinein.
Das sieht so komisch aus, dass Pia und Pit lachen müssen.
Es ist aber auch immer etwas los bei Großtante Luise. Irgendwie.

© Elke Bräunling


Holzstapel im Winterwald, Bildquelle © ivabalk/pixabay

 

 

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